„Löcher in den Mauern“: Tipps und Tricks, um Einbrecher abzuschrecken
23.10.2020, PP Oberfranken
"Löcher in den Mauern": Tipps und Tricks, um Einbrecher abzuschrecken
OBERFRANKEN. Eine dichte Hecke. Im offenen Schuppen steht ein Spaten. Die Fenster sind 40 Jahre alt. „Das hier sind paradiesische Zustände für einen Einbrecher“, sagt Rainer Peterson zu den halbwegs entsetzt dreinblickenden Hausbesitzern. Peterson ist Polizist. Eine seiner Aufgaben ist es, Hausbesitzer zu beraten. Das ganze Jahr über – nicht nur am kommenden Sonntag, 25. Oktober, dem diesjährigen Tag des Einbruchschutzes.
Wohnhaus oder Festung
„Grob fahrlässig“ findet der kriminalpolizeiliche Fachberater Rainer Peterson diese Katzenklappe an einem Fenster, dessen Riegel nicht versperrt werden kann. Hier wäre sogar ein geschmiedetes Gitter eine gute Lösung. Kontakte und Infos: Kriminalpolizeiliche Fachberater »
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„Letztlich geht es beim Thema Einbruchschutz immer um Löcher in der Mauer, also Fenster und Türen“, sagt der Fachmann für Einbruchschutz und begutachtet mit kritischem Blick die alten Holzfenster des Hauses: „Hier wäre ein Einbrecher in 15 Sekunden drin.“ Sein Tipp: Aufschraubbare Nachrüstsicherungen, die sich hinter der Gardine verbergen lassen. Das wäre eine schnelle und relativ preisgünstige Hilfe und vor allem bei Fenstern, die nicht regelmäßig geöffnet werden müssen, gut geeignet. „Ich bin grundsätzlich ein Freund von Mechanik“, sagt Peterson: Sogar Gitter sind bei dauergekippten Fenstern wie der Gästetoilette auch heute noch eine gute Alternative. Auch Vorlegestangen seien eine althergebrachte aber nach wie vor wirksame Option, um zum Beispiel Kelleraußentüren zu sichern.
Einbruchhemmung statt Einbruchverhinderung
Als „besseren Vorhang“ bezeichnet der kriminalpolizeiliche Fachberater Rainer Peterson dieses alte Holzfenster.
Da ein Einbrecher vorher nahezu nie weiß, ob sich der Aufwand lohnt, wählt er in der Regel nur einfache Wege, erklärt Peterson. Wenn der Täter wahrnimmt, dass ein vermeintlich einfach zu öffnendes Fenster zusätzlich gesichert ist, lässt er im Zweifel lieber davon ab. „Hier gilt es, auf dem schmalen Grat zwischen Sicherheit und Komfort jeweils eine gute und individuelle Lösung zu finden“, sagt der Experte. Häufig genutzte Fenster brauchen hingegen eine andere – und meist teurere – Lösung. Erster wichtiger Schritt sind abschließbare Griffe und eine weitere zusätzliche Verriegelung an der Gegenseite. Besonders wichtig sei dies bei Terrassentüren. „Einbrechers Liebling“, sagt Peterson dazu – weil sich das Diebesgut so bequem hinaustragen lässt.
Hausbau oder Nachrüsten
Die vier oberfränkischen Fachberater beraten gerne und auch schon während der Bauplanung. Bei Neubauten werde heute häufig auf viel Elektronik gesetzt – es gilt aber auf eine gute Mischung zu achten, betont Peterson. Die speziell geschulten Polizisten sind aber genauso Experten für das Nachrüsten und dessen Finanzierung – denn nachträglich einzubauender Einbruchschutz kann je nach Aufwand ins Geld gehen. So gebe es günstige Möglichkeiten über die Kreditanstalt für Wiederaufbau, erklärt Peterson.
Richtig oder falsch
Sehr viel ausrichten kann bereits richtiges Verhalten, sagt Peterson. „Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster“ – diese alte Polizistenweisheit gelte nach wie vor. Haustüren müssen nicht nur zugezogen, sondern abgesperrt werden und Rollläden runtergelassen. Hilfreich sei auch, Büsche und Hecken im Herbst zu beschneiden, denn sie bieten potenziellen Einbrechern guten Sichtschutz. Eine abschreckende Wirkung habe zudem Licht im Haus. Es geht dabei vor allem um die Phase zwischen Dämmerung und Schlafenszeit, in den kommenden Wochen also zwischen etwa 17 und 22 Uhr. Es brauche dafür allerdings keinen Zufallsgenerator. „Denn Einbrecher observieren nicht“, sagt Peterson. „Das Licht muss einfach nur an und das Ganze ein bisschen glaubhaft sein.“
Einfache Tipps für mehr Sicherheit Wenn Sie Ihr Haus oder die Wohnung verlassen – auch nur für kurze Zeit – sperren Sie unbedingt Ihre Haustür ab. Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Gekippte Fenster sind kein Hindernis. Erhöhen Sie das Entdeckungsrisiko, beispielsweise durch gute Beleuchtung mit Hilfe von Bewegungsmeldern. Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus. Geben Sie auf ihrem Anrufbeantworter oder in sozialen Medien keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit. Betreuen Sie die Wohnung länger abwesender Nachbarn und erwecken dort einen bewohnten Eindruck, indem Sie beispielsweise den Briefkasten leeren oder die Rollläden zur Nachtzeit schließen. Achten Sie auf Fremde in Ihrer Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück. Notieren Sie sich Kennzeichen und Beschreibungen verdächtiger Autos und Personen. Informieren Sie bei verdächtigen Beobachtungen sofort die Polizei und auch ihre Nachbarn!
Hintergrund: Die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle in Oberfranken geht seit dem Jahr 2017 zurück. Damals wurden 417 Fälle gezählt, im Jahr 2018 waren es 315, im vergangenen Jahr 214. „Dies ist vielleicht auch auf den verbesserten Einbruchschutz zurückzuführen“, sagt Peterson. „Genau lässt sich Präventionsarbeit allerdings nie messen.“ Lohnenswert sei sie aber in jedem Fall: Denn ein Wohnungseinbruch geht über den materiellen Schaden oft hinaus. „Es gibt Menschen, die müssen irgendwann ihr Haus verkaufen, weil sie nicht verkraften, dass jemand Fremdes eingedrungen ist“, erzählt der Fachberater. Sich mit dem Thema zu beschäftigen lohnt sich – der „Tag des Einbruchschutzes“, jährlich am Tag der Zeitumstellung, kann dafür ein guter Anlass sein. Unter dem Motto „Eine Stunde für mehr Sicherheit“ regt die Polizei dazu an, sich rund um den Einbruchschutz und die Sicherheitsempfehlungen zu informieren. Die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen helfen dabei.