Enkeltrick erfolgreich

Landkreis

Trotz aller Warnungen und Aufklärungen über die Maschen der Betrüger am Telefon versuchen diese es immer und immer wieder - manchmal leider erfolgreich. Am Mittwoch, 04. November, telefonierten mal nicht falsche Polizisten, sondern Enkeltrickbetrüger. In Wallau hatten sie beinahe, in Gladenbach dann tatsächlich Erfolg und betrogen eine über 80 Jahre alte Frau um einen fünfstelligen Bargeldbetrag. In Gladenbach meldete sich der angebliche Schwiegersohn mit der Geschichte, in einem Auktionshaus etwas ersteigert zu haben und nun dringend und schnell Bargeld zu benötigen. Der Anrufer überredete sein Opfer das daheim vorhandene Bargeld in einen Umschlag zu stecken und es vor der Haustür einem "zufällig in der Nähe befindlichen Bekannten" zu geben. Die Übergabe erfolgte dann zwischen 14 und 14.30 Uhr im Marktweg an einen ca. 30 Jahre alten, schlanken, zwischen 1,70 und 1,80 Meter großen mutmaßlichen Deutschen. Der Abholer trug neben der Mund-Nase-Bedeckung einen weißen Sportanzug. Wem ist der Mann noch aufgefallen? Wer hat den Mann noch gesehen? Wer kann Hinweise geben zu einem von diesem Mann eventuell benutzten Auto? Hinweise hierzu bitte an die Kripo Marburg, Tel. 06421 406 0. Der Enkeltrick fiel erst auf, als die Dame abends ihren Schwiegersohn anrief um zu erfragen, was er ersteigert hatte.

In Wallau scheiterte ein der ebenfalls um die Mittagszeit versuchte Enkeltrick denkbar knapp. Der 78-jährige Senior hatte seinem angeblichen Verwandten seine finanzielle Unterstützung bereits zugesagt, sich dann vor dem Gang zur Bank aber doch noch der Tochter offenbart.

Das Phänomen Enkeltrick: Enkeltrickbetrügereien beginnen meist damit an, dass man einen unerwarteten Anruf erhält und der Anrufer sich dabei eben nicht mit seinem Namen meldet. "Hallo Oma, ich bins" oder "Hallo Opa, ich bin ein bisschen erkältet, aber du weißt ja trotzdem wer dran ist, oder?" oder "Hallo Onkel Alfred, entschuldige, aber ich konnte mich nicht vorher melden. Ich hab grade eine schlechte Handyverbindung. Du weißt aber doch wer dran ist und kannst mich verstehen, oder?"

Hier geht es schon los: Hier muss man bereits hellhörig werden und wachsam sein. Wenn das Gespräch so anfängt, will der Anrufer von seinem potentiellen Opfer den Namen des vermuteten Enkels oder der vermuteten Enkelin hören, um fortan als eben diese Person weiterzumachen. "Vorsicht, wenn sich ein Anrufer nicht mit einem gut zu verstehenden Namen meldet und quasi nach einem Namen fragt!" Hat man den mutmaßlichen Betrüger mit einem Namen angesprochen, geht's weiter. Rhetorisch geschickt, meist einfühlsam, mit "Small-Talk" und immer sofort auf Gesprächsentwicklungen reagierend, bauen die Betrüger zunächst mal ein gewisses Vertrauensverhältnis auf. Der Angerufene will seinen Gesprächspartner ja erkannt haben. Daher klingt für ihn alles plausibel, und durchaus glaubwürdig. Misstrauen kommt erst gar nicht auf. Irgendwann kommt der Betrüger dann heraus mit der Sprache, also mit dem was er eigentlich will, mit dem Grund seines Anrufs. Die dann folgenden Geschichten über die dringliche persönliche wie finanzielle Notlage sind viel zu vielschichtig und variabel, um sie alle zu schildern. Die Betrüger nehmen auch aktuelle Situationen wie z.B. derzeit die Corona-Pandemie auf und bauen das ein. Es ist im Grundsatz völlig egal, welche Geschichte die Betrüger erzählen. Letztendlich enden sie alle gleich- nämlich mit der Bitte um Hilfe, mit der Bitte um Bargeld. "Sobald es in dem Telefonat also ums Geld geht, sollten Sie das Telefonat von sich aus einfach erstmal beenden!" "Niemals!! Geld an Fremde übergeben oder auf unbekannte Konten transferieren und niemals am Telefon Details zu den familiären oder finanziellen Verhältnissen preisgeben!" Das grundsätzlich Befolgen dieser wirklich obersten Grundsätze bewahrt davor, Opfer von Betrügern am Telefon zu werden.

Weitere Tipps der Polizei: - Übergeben Sie niemals Geld oder Schmuck an unbekannte Personen und überweisen Sie kein Geld auf ihnen unbekannte Konten, besonders nicht ins Ausland und transferieren Sie keine Gelder mit einem Transferdienst. - Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon nicht namentlich melden, aber als Verwandte oder Bekannte oder als Kinder von ihnen ausgeben. - Geben Sie niemals telefonisch Details zu Ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis. - Legen Sie bei einem Anruf, in dem es um finanzielle Hilfe geht, einfach auf. Rufen Sie eventuell selbst zurück, benutzen dabei aber bitte nicht die Rückruftaste des Telefons, denn die zuvor angezeigte Rufnummer könnte gefälscht sein und der "Rückruf" entsprechend umgeleitet sein. Wählen Sie also bewusst neu die von Ihnen selbst herausgesuchte oder gar bekannt Rufnummer. - Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110. Unter dem sog. Enkeltrick versteht man ein betrügerisches Vorgehen, bei dem sich Trickbetrüger als Bekannte / Verwandte ( meist Enkel oder Neffen / Nichten ) ausgeben, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Bargeld oder Wertgegenstände - wie zum Beispiel Schmuck - zu erlangen. Anrufer melden sich nicht mit dem Namen, sondern lassen raten wer dran ist. Sie schildern im Gesprächsverlauf eine angebliche Notsituation für deren Bewältigung sie Geld bräuchten. Viele weitere Informationen stehen im Internet auf den Seiten der Polizei Hessen, der Polizei-Beratung oder auch des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Martin Ahlich

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