Der Generalstaatsanwaltschaft und Polizei in Izmir (Türkei) gelangen bereits am 03.12.2020 mehrere Festnahmen im Zusammenhang mit dem Phänomen 'Falsche Polizeibeamte' (Das Polizeipräsidium München berichtete mit Meldung 1868 vom 03.12.2020). Unter den Festgenommenen ist auch ein 29-jähriger Mann aus Nürnberg. Er steht im Verdacht Kopf einer Gruppierung gewesen zu sein, auf deren Konto zahlreiche Betrugsfälle im Bereich Mittelfranken gehen.
Das Kriminalfachdezernat 4 der Nürnberger Kriminalpolizei ermittelte seit 2018 in einer eigens eingerichteten Ermittlungskommission 'EKO 110' in mehreren Fällen sogenannter 'Falscher Polizeibeamter'. Die Ermittlungen richteten sich insbesondere gegen eine mutmaßliche Bande von Betrügern, die im Verdacht stand für dutzende Betrugsfälle des Phänomens 'Falsche Polizeibeamte' verantwortlich zu sein.
Die Masche 'Falsche Polizeibeamte' ist hierbei fast immer dieselbe: Den oft ahnungslosen Opfern wird am Telefon vorgetäuscht, dass die Polizei in ihrer Nachbarschaft eine Einbrecherbande geschnappt habe. Bei den Tätern habe man Notizen mit den Daten der Opfer gefunden. Weil angeblich zu befürchten steht, dass man auch bei ihnen einbrechen würde, werden die Geschädigten solange am Telefon bearbeitet, bis sie schließlich teils hohe Summen an einen Abholer an der Haustür übergeben. Die Täter nutzen hierbei auf perfide Weise das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Institutionen Polizei und Justiz aus. In vielen Fällen bemerken die Geschädigten erst Tage später, dass sie offenbar einer Betrugsmasche auf den Leim gegangen waren und wenden sich an die richtige Polizei. Neben dem hohen finanziellen Schaden erleiden die Opfer bei den Taten häufig auch seelische Schäden.
Bei den umfangreichen Ermittlungen der Ermittlungskommission geriet ein heute 29-jähriger Mann aus Nürnberg in den Fokus. Gegen den Mann hatte bereits in den Jahren zuvor das Kriminalfachdezernat 2 wegen mehrerer Eigentums- und Betrugsstraftaten ermittelt. 2017 setzte er sich offenbar in die Türkei ab. Bei den Ermittlungen der EKO 110 erhärtete sich der Verdacht, dass er später als Kopf der im Bereich Mittelfranken agierenden Gruppe fungiert hatte. Der Entwendungsschaden liegt hierbei allein in Mittelfranken bei rund 700.000 Euro. Seine mutmaßlichen Mittäter in Deutschland wurden zwischenzeitlich gefasst und rechtskräftig zu zum Teil langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Am 03.12.2020 vollzogen türkische Behörden in einem großangelegten Ermittlungsverfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung etliche Festnahmen und Durchsuchungen gegen eine Callcenterorganisation mit Sitz in Izmir. Hierbei konnten über 33 Personen festgenommen und Vermögenswerte in Höhe von 105 Mio. gesichert werden. Der polizeiliche Informationsaustausch erfolgte in diesem Zusammenhang unter Federführung der AG Phänomene des PP München, welches ebenfalls gegen mehrere Tatverdächtige aus dem Callcenter ermittelte (Das PP München berichtete mit PM 1868 vom 03.12.2020). Unter den in der Türkei Festgenommenen ist auch der 29-jährige Tatverdächtige aus Nürnberg.
Durch den Ermittlungserfolg, bei dem zahlreiche deutsche und internationale Behörden durch intensive Zusammenarbeit beteiligt waren, ist ein empfindlicher Schlag gegen die mutmaßlichen Hintermänner des Phänomens 'Falsche Polizeibeamte' gelungen. Dennoch kommt es weiterhin zu betrügerischen Anrufen mit dieser Masche. Das Polizeipräsidium Mittelfranken gibt deshalb folgende Verhaltenstipps:
Seien Sie bei derartigen Anrufen stets misstrauisch! Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen und beenden Sie das Telefonat möglichst sofort.
Geben Sie am Telefon grundsätzlich keine vertraulichen Informationen weiter. Dies betrifft vor allem Angaben zu Ihren Vermögensverhältnissen oder den Aufbewahrungsort von Schmuck und Bargeld.
Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an Personen, die Ihnen unbekannt sind. Hinterlegen Sie keine derartigen Sachen für unbekannte Abholer!
Lassen Sie sich bei Anrufen von vermeintlichen Polizeibeamten stets den Namen und die Dienststelle nennen. Notieren Sie sich die Nummer des Anrufers.
Beachten Sie: Die Polizei meldet sich bei Ihnen niemals über die Notrufnummer "110"! Seien Sie misstrauisch, wenn derartige Phantasienummern im Display erscheinen.
Beachten Sie andererseits aber auch, dass es den Tätern mittlerweile möglich ist, die echten Rufnummern von Polizeidienststellen im Telefondisplay anzeigen zu lassen!
Wenn Sie zurückrufen, suchen Sie sich die Rufnummer der betreffenden Dienststelle selbst raus und lassen Sie sich nicht vom Anrufer verbinden. Meist wartet hier der nächste Betrüger. Ziehen Sie gegebenenfalls eine Person Ihres Vertrauens hinzu. Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung!
Fordern Sie von Amtspersonen immer den Dienstausweis, egal ob diese in Uniform oder Zivilkleidung auftreten. Überprüfen Sie Ausweise sorgfältig.
Angehörige bitten wir, ihre älteren Verwandten über die Betrugsmasche zu informieren.
Seien Sie aufmerksam, wenn in Ihrer Nachbarschaft ältere Menschen leben. Sprechen Sie mit ihnen über dieses Phänomen.
Melden Sie verdächtige Anrufe umgehend der Polizei. Scheuen Sie sich nicht davor, den Polizeinotruf unter der 110 zu wählen, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt.
Marc Siegl/n
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