Eine 32-Jährige besuchte über die Feiertage ihre 79-jährige Großmutter auf der Insel Usedom. Gemeinsam schauten sie auch die Kontoauszüge der deutschen Seniorin durch. Was die Enkelin dort entdeckte, veranlasste sie gestern (2.12.2020), gemeinsam mit ihrer Oma im Polizeirevier Wolgast Anzeige zu erstatten.
Aufgefallen war zunächst die Überweisung von Mitte Dezember in Höhe von 5.900 EUR auf ein Konto deren Inhaberin einen deutschen Namen hat. Die 79-Jährige erklärte, dass ein Mann mit Akzent sie angerufen habe. Er sei angeblich von der Verbraucherzentrale und beauftragt, Schulden einer Lottogesellschaft einzufordern. Würde die Geschädigte die Summe nicht zahlen, so müsse er einen Anwalt einschalten. Die Seniorin überwies das Geld.
Nachdem die Enkelin diese Überweisung entdeckt hatte, guckte sie auch die Kontoauszüge der vergangenen Monate durch.
Im Oktober hatte die 79-Jährige 150 EUR an eine Dienstleistungsgesellschaft überwiesen. Die Anzeigende erklärte, dass sie in diesem Fall von einer Lottogesellschaft angerufen wurde. Die Anruferin habe ihr gesagt, dass sie ihren Vertrag nicht gekündigt habe. Bei einer einmaligen Zahlung von 150 EUR sei der Fall jedoch erledigt. Die Seniorin überwies.
Darüber hinaus entdeckte die deutsche Enkelin immer wiederkehrende Abbuchungen kleinerer Beträge von mindesten fünf verschiedenen Firmen seit August diesen Jahres. Offensichtlich war die Geschädigte in mehrere Abofallen getappt.
Die Anrufer verschleiern bei den sogenannten Abofallen oft den wahren Hintergrund des Anrufs. Sie melden sich als Verbraucherinstitut, Bankmitarbeiter oder Lottogesellschaft und erfragen dann unter anderem die Bankverbindung. Das Gespräch wird oft mitgeschnitten und so manipuliert, dass es wie eine mündliche Zustimmung zu einem Vertrag erscheint.
Vertragsabschlüsse am Telefon reichen bei Gewinnspieldiensten inzwischen nicht mehr aus, sondern müssen in Textform erfolgen.
In dem hier angezeigten Fall ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass die Daten illegal an andere Anbieter weitergegeben wurden.
Die Enkelin konnte zusammen mit ihrer Großmutter bei der Bank einige Buchungen rückgängig machen, dennoch beläuft sich der Gesamtschaden auf fast 7000 EUR.
Bei unerwünschten Werbeanrufen oder möglichen Abofallen beachten Sie bitte folgende Hinweise:
- Beenden Sie das Telefonat so schnell wie möglich und legen einfach auf - Sagen Sie nicht einfach "Ja" am Telefon, wenn Sie dazu aufgefordert werden
- Geben Sie keine persönlichen (Bank-) Daten heraus
- Wechseln Sie bei häufigen Anrufen die Telefonnummer - ihre wurde wahrscheinlich weitergegeben
- Wechseln Sie gegebenenfalls Ihre Kontonummer, wenn bereits mehrere Abbuchungen erfolgten - Ihre Daten wurden wahrscheinlich illegal weitergegeben
- Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge
- Weisen Sie Forderungen zurück, wenn Sie keinem Vertrag zugestimmt haben - die Verbraucherzentrale bietet ein kostenloses Musterschreiben - und lassen Sie sich nicht durch Mahnungen einschüchtern
- Wenden Sie sich an Ihre Bank - Lastschriften können bis zu 13 Monaten zurückgegeben werden, wenn gar keine Erlaubnis zur Kontobelastung vorgelegen hat
Rückfragen bitte an:
Nicole Buchfink
Polizeipräsidium Neubrandenburg
Pressestelle
Telefon: 0395/5582-2040
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Rückfragen außerhalb der Bürozeiten und am Wochenende:
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