Achtung! Aktuell Betrüger unterwegs
Wir möchten die Bevölkerung bitten, momentan besonders wachsam zu sein. Derzeit sind in allen drei Landkreisen unseres Zuständigkeitsgebietes Betrüger aktiv. Allein gestern meldeten sich 20 ältere Menschen und berichteten von Betrugsversuchen am Telefon. Leider blieb es in einem Fall nicht nur bei einem Versuch.
Bis Mitte Mai gab es in unserem Zuständigkeitsbereich in diesem Jahr beinahe 400 angezeigte Versuche. Die Dunkelziffer dürfte enorm sein, da viele Angerufene auch einfach auflegen. Dazu kommen noch fast 60 Fälle, in denen der Betrug gelungen ist. Der Schaden liegt bei über 800.000 EUR. Auch bei den vollendeten Taten gehen wir von einer Dunkelziffer aus, da viele Opfer sich einfach schämen, auf den Betrug hereingefallen zu sein.
In den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Rügen gab es gestern vereinzelte Anrufe der Betrüger. Mit ihren Maschen "Hauskauf" und "Gewinnspiel" scheiterten sie.
Schwerpunkt ist derzeit der Landkreis Vorpommern-Greifwald und hier insbesondere die Insel Usedom. In mehr als einem Dutzend Fällen nutzte die Bande die Masche der sogenannten Schockanrufe bei älteren Menschen.
Bei einer 80-jährigen Deutschen aus Karlshagen gelang der Betrug. Die Seniorin erhielt am Nachmittag einen Anruf von einem angeblichen Polizisten. Der berichtete ihr, dass ihr Sohn einen Unfall verursacht hat, bei welchem ein kleines Mädchen schwer verletzt wurde. Anschließend verband er die Geschädigte mit dem angeblichen Pflichtverteidiger, der ihr sagte, dass sie Kaution zwischen 20.000 und 30.000 EUR betragen würde, damit ihr Sohn wieder frei komme. Die Summe würde sich ergeben, je nachdem wie schwer das Kind verletzt ist. Die 80-Jährige gab an, erst mit der Bank klären zu müssen, wie viel Geld sie bekommen könne. Der Pflichtverteidiger ordnete an, dass sie in dieser Zeit den Hörer nicht auflegen dürfe und mit niemandem über die Sache sprechen dürfe.
Das Verbot des Auflegens nutzen die Betrüger häufig, um zu überprüfen, ob ihre Opfer jemand anderen anrufen.
Als die Seniorin von der Bank zurückkam, telefonierte sie mit einer dritten Person. Der angebliche Rechtsanwalt wollte die Kaution mit ihr abwickeln. Zufällig sei gerade ein Kollege in Karlshagen, der das Geld entgegen nehmen könne. Der Anwaltskollege habe jedoch eine Behinderung und könne nicht gut sprechen. Es wurde ein Passwort und Treffpunkt ausgemacht.
Um 18:30 Uhr traf sich die Geschädigte auf dem Edeka-Parkplatz in Karlshagen mit dem Geldabholer. Er nannte das Passwort und sie übergab ihm in einem Umschlag knapp 8000 Euro.
Der unbekannte Täter war etwa 160 cm groß, dick, 50 bis 60 Jahre alt und hatte längere dunkle Haare.
Wer hat diese Person gesehen? Wer kann Angaben zu möglichen Tatfahrzeugen machen? Hinweise bitte an das Polizeirevier Heringsdorf unter 038378/279224 die Internetwache der Landespolizei M-V unter www.polizei.mvnet.de oder an jede andere Polizeidienststelle.
Erst zu Hause rief die Seniorin ihren Sohn an und bemerkte dadurch, dass sie auf einen Betrug hereingefallen war und informierte die Polizei.
Am heutigen Morgen erhielt sie sogar erneut einen Anruf der Betrüger. Die fragten tatsächlich, wie es gestern gelaufen war. Erschrocken legte die Frau auf.
Es ist davon auszugehen, dass sich noch immer Betrügerbanden bei uns aufhalten. Während ein Teil der Täter oft aus dem Ausland anruft, befinden sich die Geldabholer vor Ort. Diese werden dann zu den Opfern geschickt, bei denen der Betrug gelungen ist. Oft verweilen die Täter eine Zeit lang in einer Region, bis diese "abgegrast" ist und ziehen dann weiter.
Wir sind daher unbedingt auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Trotz aller Aufklärungsarbeit und Warnung gelingt es den Betrügern immer wieder, Opfer zu finden. Gerade in der jetzigen Zeit, wo der persönliche Austausch, die Präventionsarbeit bei Seniorenveranstaltungen oder auch der einfache Kaffeeklatsch fehlt ist es wichtig, dass Sie ihre Angehörigen warnen.
Insbesondere an unsere BankmitarbeiterInnen, TaxifahrerInnen und VerkäuferInnen, die schon so oft die Retter in letzter Sekunde waren, möchten wir appellieren, jetzt besonders aufmerksam zu sein und vielleicht eine ungewöhnliche Geldabholung, die merkwürdige Fahrt zur Bank oder den Kauf sehr vieler Gutscheinkarten kritisch zu hinterfragen.
Hier noch einmal die gängigsten Hinweise in Kürze
NEIN! Sie haben nicht im Lotto gewonnen! Niemand muss den
Transport des Gewinns bezahlen!
NEIN! Ihr Enkel hatte keinen Unfall! Er muss nicht mit einer Kaution
aus dem Gefängnis geholt werden!
NEIN! Ihr Enkel braucht kein Geld für ein Haus! Niemand muss den
Notar sofort in bar bezahlen!
NEIN! Diebe habe keine Liste mit Ihrem Namen! Die Polizei wird
auf keinen Fall Ihr Geld sicherstellen!
Rückfragen bitte an:
Nicole Buchfink
Polizeipräsidium Neubrandenburg
Pressestelle
Telefon: 0395/5582-2040
E-Mail: pressestelle-pp.neubrandenburg@polizei.mv-regierung.de
http://www.polizei.mvnet.de
Auf Twitter: @Polizei_PP_NB
Rückfragen außerhalb der Bürozeiten und am Wochenende:
Polizeipräsidium Neubrandenburg
Einsatzleitstelle/Polizeiführer vom Dienst
Telefon: 0395 5582 2223
E-Mail: elst-pp.neubrandenburg@polmv.de