Aufarbeitung der Katastrophenlage „Hochwasser 2021“: Feuerwehren arbeiten aktiv an Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes
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Die Katastrophenlage "Hochwasser 2021" war für die Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und darüber hinaus eine Einsatzlage von bisher nicht gekanntem Ausmaß. Zeitweise waren allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 23.000 Feuerwehrangehörige zeitgleich landesweit im Hochwassereinsatz. Fünf Feuerwehrangehörige aus Nordrhein-Westfalen und drei weitere aus Rheinland-Pfalz haben in der Hochwasserlage ihr Leben verloren. "Die Zahl der Einsatzkräfte und Toten, das Ausmaß der Schäden, die Nachhaltigkeit der Eindrücke, welche Zerstörungskraft Wassermassen haben können - all diese Bilder werden uns über Jahre beschäftigen und in Erinnerung bleiben", fasst Christian Eichhorn, Stellv. Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren in NRW (VdF NRW), die Lage aus Sicht der Einsatzkräfte zusammen.
In diesen Wochen gibt es immer wieder Menschen, die Vorwürfe gegen Einsatzkräfte erheben - und das häufig ohne eigene Einsatzerfahrung. "Einige haben schon begonnen, nach Schuldigen zu suchen, als noch nicht einmal alle Opfer gefunden waren. Dabei wissen wir: Nachher ist man immer schlauer. Jetzt auch noch ohne fachliche Analyse den Fokus auf einzelne Feuerwehren oder gar handelnde Personen zu legen, ist absolut unangemessen. Es wird in der Sache auch nicht weiterhelfen. Deshalb haben wir als Feuerwehren zwischenzeitlich einen Analyseprozess gestartet, um nach Verbesserungsbedarfen zu suchen. Denn Gefahrenabwehr ist komplex. Die Bewältigung von Katastrophen ist immer ein Zusammenwirken vieler Behörden, Organisationen und Unternehmen", betont Bernd Schneider, Erster Stellv. Vorsitzender des VdF NRW. Weiter erläutert er: "Für unsere Einsatzkräfte gab es für einen solchen Katastropheneinsatz keine Blaupause. Selbst ältere Einsatzkräfte mit jahrzehntelanger Einsatzerfahrung hatten so etwas noch nie erlebt. Auch ich selbst bin seit 1971 Feuerwehrmann und habe sehr, sehr vieles erlebt. Dieser Einsatz hat jedoch alles Vorstellbare übertroffen. Daher muss man betonen: Keine Behörde, keine Feuerwehr, keine einzelne Person war erfahren in der Bewältigung einer solchen Lage."
Ein alter Feuerwehrgrundsatz besagt: Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Das heißt: Der nächste (große) Einsatz kommt bestimmt. Fraglich ist nicht das "ob", sondern das "wann". Die Erfahrungen aus dieser Einsatzlage werden nunmehr auf vielen Ebenen und von vielen Akteuren aufgearbeitet - auch von den Feuerwehren. Bernd Schneider: "Wir haben alle Feuerwehren, die am Hochwassereinsatz beteiligt waren, einbezogen und diese zu Stellungnahmen mit Hinweisen, Eindrücken und Verbesserungsvorschlägen aufgefordert. Diese werden in den nächsten Wochen ausgewertet. Dann werden wir eine Position der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen haben, die wir in die weiteren Beratungen zur Zukunft des Katastrophenschutzes einbringen werden."
Einen Aspekt nimmt Christian Eichhorn vorweg: "Ein moderner Katastrophenschutz hat auch mit Digitalisierung und Vernetzung von Informationen zu tun. Für die Feuerwehren ist wichtig, dass sie von fachlich zuständigen Behörden geeignete Informationen erhalten, die auch und nur auf die einsatzrelevanten Auswirkungen hinweisen. Diese Hinweise sollten nach gemeinsamer Vereinbarung so gestaltet werden, dass sie eine klare Einordnung durch die Krisenstäbe und Einsatzleitungen ermöglichen. Die Zukunft des Katastrophenschutzes sollte durch eine kluge Vernetzung von Informationen geprägt sein."
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