Betrug, Betrug, Betrug…

Landkreis Fast jeden Tag nimmt die Polizei Anzeigen wegen Betrug auf. Die Tricks und Vorgehensweisen der Betrüger sind dabei sehr vielschichtig, variabel, flexibel und sehr breit gefächert und sie gehen skrupellos vor. Die Geschichten klingen alle logisch und äußerst glaubwürdig. Für jede Nachfrage gibt es eine plausible Erklärung. Die Betrüger am Telefon scheinen rhetorisch geschult. Sie gehen geschickt vor und erzielen z.B. durch die Stimme oder durch einfühlsame und vertrauensbildende Gesprächsführung eine große Glaubwürdigkeit oder sie setzten auf die Schockwirkung ihres Anrufs. "Wir nutzen bereits alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wie z.B. Presseinformationen, die Internetpräsenzen der Polizei, Berichte und Interviews im Hörfunk und auch Fernsehen, Broschüren oder Vortragsveranstaltungen, um die Maschen der Betrüger bekannt zu machen. Die Betrüger reagieren darauf und verändern sofort ihre Geschichte. Das macht eine Prävention in Verbindung mit der Geschichte extrem schwer. Aus der Erfahrung heraus lässt sich der beste Schutz davor, Opfer von Betrügern zu werden, aber auf eine goldene Regel zusammenfassen: Niemals aufgrund eines unerwarteten Anrufs, einer unvorhergesehenen elektronischen Nachricht oder eines Briefs oder bei einem unbestellten Besuch, für irgendetwas bezahlen und keine Daten preisgeben. Erst selbst recherchieren - dann helfen! Immer wieder berichtete die Polizei von dem Enkeltrick, über Schockanrufe oder Anrufe angeblicher Polizeibeamter. In den letzten Tagen gab es dann Informationen zu Betrügern am Telefon, welche sich als Ärzte oder Professoren ausgaben und versuchten, mit der vorgetäuschten Geschichte der Notwendigkeit eines speziell einzufliegenden Medikaments zur Behandlung der Krankheit des eingelieferten Angehörigen an das Geld ihrer Opfer zu kommen. Leider waren diese Betrüger in Mittelhessen mehrfach erfolgreich und erbeuteten teilweise hohe fünfstellige Beträge. Dann nutzten Betrüger das Telefon für eine automatisierte Ansage. Mit der angeblichen Ansage des Bundessozialministeriums lockten die Betrüger ihre unwissenden Opfer mit dem Hinweis auf den Missbrauch der Sozialversicherungsnummer auf eine kostenpflichtige Servicenummer und verursachten bei Kosten von 10 Euro/Minute schnell hohe Kosten. Die Opfer sollten die"1" drücken, um den weiteren Missbrauch zu verhindern. Wie viele Opfer es in diesem Zusammenhang alleine in Mittelhessen gibt, steht derzeit noch gar nicht fest. Ein paar weitere Beispiele des Betrugs. Am Montag, 11. Oktober, erhielt ein 48 Jahre alter Mann auf seinem Handy eine E-Mail angeblich von der Postbank. Die Mail forderte ihn zur Eingabe des mitgelieferten Passwortes auf. Der Mann kam dem nach, was letztlich zu einer unbeabsichtigten Überweisung von 3000 Euro führte. Von dem Betrug erfuhr er erst später durch die Bank. Ebenfalls am Montag reagierte eine 52 Jahre alte Frau auf eine SMS angeblich von ihrer Bank. Die SMS forderte auf, einem Link zu folgen, um die Registrierung der Secure-App der Bank zu verlängern. Der Link führte auf eine täuschend echt aussehende Seite, die nach und nach alle Zugangsdaten zum Konto und auch eine TAN zur Freigabe erfragte. Betrüger nutzten die so abgefischten Daten für eine Überweisung eines vierstelligen Betrags. Bereits im Oktober erhielt eine 69 Jahre alte Dame verteilt auf mehrere Tage mindestens zehn Anrufe. Angeblich ging es dabei um einen Lotteriegewinn von fast einer halben Million Euro. Letztendlich kostete dieser angebliche Gewinn die Frau für notwendige Freischaltungen 3500 Euro. Dafür hatte sie wie gefordert Google Pay Karten erworben und die Codenummern telefonisch weitergegeben. Ihr Geld ist weg, der versprochene Gewinn bis heute nicht eingetroffen. Am Dienstag, 12. Oktober, wurde eine Frau Opfer eines Betrügers, der sich als Mitarbeiter ihrer Bank ausgab. Tatsächlich erschien auch die echte Rufnummer der Bank im Display des Telefons der Angerufenen. "Leider war das eine gefälschte und per Computer genierte Rufnummer. Man kann sich heute nicht mehr darauf verlassen, dass am Ende der Leitung tatsächlich derjenige ist, den die angezeigte Rufnummer suggeriert!" In diesem Fall gelang es dem angeblichen Bankangestellten, sein Opfer zu drei Banküberweisungen zu überreden. Am Nachmittag flog der Betrug mit einem Schaden von über 4300 Euro auf. Am 14. Oktober meldete sich eine über 70 Jahre alte Marburgerin. Sie fiel Betrügern zum Opfer, die es mit der Masche Gewinnversprechen schafften, ihre gesamten Ersparnisse abzuschöpfen. Zwischen dem 01 und 13 Oktober erhielt sie einen Anruf eines angeblichen Dr. Lehmann. Er informierte sie über einen Lotteriegewinn von fast 140.000 Euro. Gleichzeitig teilte er mit, dass sie von der betrügerischen Firma durch die Mitteilung und Übersendung von Kleingewinnen über die tatsächliche Gewinnsumme getäuscht wurde. Tatsächlich hatte die Dame einen Monat zuvor zwei Gewinnbenachrichtigungen über jeweils 2 Euro von einer angeblich in Wien sitzenden Firma erhalten. Durch die weitere geschickte Gesprächsführung überzeugte Dr. Lehmann sein Opfer, drei Überweisungen im Gesamtwert von 9300 Euro durchzuführen. Als weitere 5300 Euro für Überführungskosten und Polizeieskorte gefordert wurden, kamen dann Zweifel und das Opfer erstattete Anzeige. "Die Fälle zeigen deutlich das gemeine, perfide und vor allem skrupellose Vorgehen der Betrüger, sowie die Vielfalt von Betrugsmaschen - und leider gibt es davon noch viel mehr. Die Fälle zeigen aber auch, dass die goldene Regel gegriffen hätte. In allen Fällen waren es unerwartete Anrufe oder Benachrichtigungen, die entweder zu direkten oder indirekten (Überweisungen) Geldausgaben oder zur Preisgabe von Daten geführt haben." "Schützen Sie sich davor, Opfer von Betrügern zu werden, indem Sie eben nicht sofort reagieren, sondern erstmal selbst nachfragen oder recherchieren und dann helfen. Geben sie nie Daten preis und überweisen oder übergeben Sie niemals aufgrund unerwarteter Nachrichten oder Anrufe Geld!" Martin Ahlich Rückfragen bitte an: Polizeipräsidium Mittelhessen Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Raiffeisenstraße 1 35043 Marburg Telefon: 06421-406 120 E-Mail: pressestelle-marburg.ppmh@polizei.hessen.de