ZIS-Jahresbericht für die Saison 2020/2021 Fußballspiele pandemiebedingt mit weniger Zuschauern, Verletztenzahlen lassen sich auf wenige Spiele zurückführen

2 Dokumente ZIS_Jahresbericht_2020_2021.pdfPDF - 534 kBZISNRWJahresbericht2020_2021.pdfPDF - 187 kB Die Fußballsaison 2020/2021 war, wie bereits die Vorsaison, stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Alle relevanten Kennzahlen (freiheitsentziehende/-beschränkende Maßnahmen, Strafverfahren, Verletzte, Einsatzstunden) sind deshalb signifikant reduziert und insofern nicht mit den Zahlen der Vorjahre vergleichbar. Die Saison startete Mitte September 2020 zunächst mit deutlich reduzierten Heim- und gänzlich ohne Gästefans. Es folgten, wie bereits in der Vorsaison, Spiele mit vollständigem Ausschluss von Zuschauern. Das Einsatzaufkommen für die Polizeibehörden reduzierte sich entsprechend. Anhänger des Heimvereins wurden nur bei einigen wenigen Spielen und nur in sehr geringer Anzahl im Stadtgebiet oder im weiteren Umfeld des Stadions festgestellt. Auch für Gästefans deckten sich diese Erfahrungen, da diese nahezu nicht zu Auswärtsspielen ihres Vereins mitgereist waren. "In wenigen Einzelfällen kam es zu 'Banner- bzw. Graffiti-Aktionen' oder auch zu so genannten 'Fanmärschen', die sich insbesondere gegen die Durchführung von Fußballspielen ohne Zuschauer richteten und in der Folge auch zu polizeirechtlichen und strafprozessualen Maßnahmen führten", macht die Leiterin der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) Susann Zschiesche in Duisburg deutlich. Insbesondere die Nichtzulassung von Gästefans habe zu einer Reduzierung der sonst häufiger festzustellenden Sicherheitsstörungen auf Reisewegen geführt. Darüber hinaus ist die überwiegende Mehrzahl der deutschen Ultra-/Störerszenen nahezu aller Vereine der ersten drei Ligen auch bei einer temporären Teilzulassung für Heimfans nach dem Credo verfahren: "Alle oder keiner" und haben den Stadionbesuch, teilweise auch den Besuch des Stadionumfeldes, boykottiert. Polizeidirektorin Susann Zschiesche sagt: "Auch wenn sämtliche Zahlen signifikant reduziert sind, bleibt das gezeigte Gewaltpotenzial der Störer der Fußballszenen hoch." Bundesweit zählen die Polizeibehörden 12.716 Personen (darunter 9.900 Personen der Kategorie "gewaltbereit" und 2.816 der Kategorie "gewaltsuchend"), die ein entsprechend hohes Potenzial an Gewaltbereitschaft mitbringen. In der Vorsaison waren es noch 650 Personen mehr. "Aufgrund der außergewöhnlichen Gesamtsituation, können jedoch Rückschlüsse im Sinne einer Trendwende seriös nicht getroffen werden", erklärt Zschiesche. Die Polizeibehörden leiteten in der vergangenen Saison 341 anlasstypische Strafverfahren, wie Körperverletzung, Widerstand, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung ein und führten bei rund 800 Personen Festnahmen oder Ingewahrsamnahmen durch. Obwohl die Anzahl der Zuschauer an den Ligaspielen aufgrund der Pandemie um fast 98 Prozent und damit auf knapp 400.000 Zuschauer zurückgegangen ist, gab es 282 Verletzte. Diese sind primär auf gruppendynamische Prozesse bei einzelnen Spielen an den letzten Spieltagen der 2. Bundesliga und der 3. Liga zurückzuführen. Insbesondere zu Spielende hatten sich in der Nachspielphase mehrere Tausend heimische Störer in Stadionnähe eingefunden, um den Aufstieg zu feiern. Hierbei kam es zum massiven Abbrennen von Pyrotechnik, in der Folge zum Bewurf von einschreitenden Polizeikräften mit Glasflaschen, Steinen und pyrotechnischen Gegenständen. "Pyrotechnik ist ein wiederkehrendes Problem und bereitet uns nach wie vor Sorge", sagt Zschiesche. "Den Menschen sind die extrem hohen Abbrenntemperaturen von bis zu 1.000 ° Grad entweder nicht bewusst oder sie nehmen das Risiko schwerster Brandverletzungen und Rauchgasvergiftungen einer Vielzahl von Personen schlicht in Kauf." Zschiesche betont: "Das Finale einer Saison führt regelmäßig im Kampf gegen den Abstieg bzw. um den Aufstieg/die Meisterschaft zu einer zusätzlichen Emotionalisierung der Fanszenen, die sich neben euphorischer Freude leider auch in Gewaltexzessen gewaltbereiter Störergruppen entladen kann." Dies sei kein neues Phänomen, sondern in den letzten Jahren regelmäßig festzustellen. Während in der Zeit vor Corona die Gewalthandlungen in der Regel im Stadion ihren Ursprung nahmen und sich im Anschluss an die Spielbegegnung außerhalb fortsetzten, fanden sie aktuell ausschließlich im Stadionumfeld und im Stadtgebiet statt. Auch wenn der tatsächliche Polizeieinsatz anlässlich von Fußballspielen während der pandemiebedingten Zuschauer-Restriktionen an den Spieltagen mit 158.544 Einsatzstunden deutlich reduziert und teilweise auch ohne geschlossene Einheiten abgewickelt wurde, wird jede Spielbegegnung durch sämtliche Sicherheitspartner im Vorfeld einer intensiven Analyse und Bewertung der Erkenntnis-/ und Sicherheitslage unterzogen. Denn völlig losgelöst von der Frage, ob Zuschauer im Stadion zugelassen sind oder nicht, sind regelmäßig weitere Faktoren zu berücksichtigen, die zu einer Mobilisierung von Störern führen können, wie beispielsweise Derby-Situationen, Gefahr von Drittort-Auseinandersetzungen außerhalb des von der Polizei üblicherweise überwachten Einsatz(zeit)raumes, aktuelle, sportliche (Tabellen-)Situation oder regelmäßig zum Saisonende: Kampf gegen den Abstieg bzw. den Aufstieg, Gewinn der Meisterschaft. Diejenigen polizeilichen Einsatzkräfte, insbesondere der geschlossenen Einheiten, die in den zurückliegenden beiden pandemie-beeinflussten Spielzeiten an den Wochenenden nicht durch das zuvor beschriebene Fußballeinsatzgeschehen gebunden waren, hatten in dieser Zeit vielfältige andere neue Einsatzlagen, z. B. im Rahmen der Durchsetzung der Vorgaben der Coronaschutzverordnung, insbesondere Verhinderung von Ansammlungen in Innenstädten in Verbindung mit gruppendynamischen Vorkommnissen zu bewältigen, aber auch Demonstrationslagen. Detaillierte Informationen entnehmen Sie bitte dem ZIS-Jahresbericht. Die Zahlen für NRW können hier ebenfalls nachgelesen werden: https://lzpd.polizei.nrw/artikel/zis-jahresbericht Rückfragen bitte an: Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW Pressestelle LZPD NRW Telefon: 0203 41 75 72 40 E-Mail: pressestelle.lzpd@polizei.nrw.de