Predictive Policing bei der Bayerischen Polizei

München - Die Bayerische Polizei befasst sich seit dem Jahr 2012 mit den Möglichkeiten und Methoden des Predictive Policing und hier im Besonderen mit der raumzentrierten Variante vorhersagender Polizeiarbeit. Predictive Policing ist ein Ansatz, der es ermöglichen soll, polizeiliches Vorgehen auf der Basis valider, wissenschaftlich fundierter Prognosen über die Kriminalitätsentwicklung besser planen zu können. Ziel ist die Identifizierung von Risikobereichen, in denen durch geeignete Maßnahmen künftigen Straftaten begegnet werden soll. Hierfür gibt es verschiedene Methoden; diese können täter-, opfer- und/oder deliktsbasiert sein. Beispielsweise können durch die zeitliche und räumliche Eingrenzung möglicher (Folge-)Taten Polizeikräfte effizient eingesetzt werden, um Straftaten zu verhindern oder aufzuklären. Infolge damals bundesweit stark steigender Zahlen im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls (WED) wurde zur Bekämpfung des Phänomens ein Maßnahmenbündel erarbeitet. Ein Teil davon war die Einführung der Predictive-Policing-Software PRECOBS (Pre Crime Observation System) im Jahr 2014. Die Methodik der Software basiert auf dem Near Repeat-Phänomen, also der Beobachtung, dass es im nahen räumlichen und zeitlichen Umfeld bestimmter Taten vermehrt zu Folgetaten kommt (7 Tage, ca. 500 m). Die Software wurde in den Ballungsräumen München und Nürnberg eingesetzt. Dort wurde sie von speziell ausgebildeten Sachbearbeitern („Operatoren“) bedient. Das Bayerische Landeskriminalamt nahm als Zentralstelle die Produktverantwortung wahr. Der starke Rückgang der Fallzahlen bei den Wohnungseinbrüchen in Bayern und die damit verbundene quantitative Minderung der zur Berechnung notwendigen Datengrundlage führten zu einer Verringerung der Prognosen und beschränkten so die effiziente Nutzung von PRECOBS. Die vom System ausgelösten Alarme nahmen unverhältnismäßig ab, so dass eine gezielte Einsatzsteuerung nicht mehr möglich war. Die eingangs angedachte Ausweitung auf weitere Phänomenbereiche oder die Verwendung in anderen Präsidien erwiesen sich mit den in PRECOBS zur Verfügung stehenden Möglichkeiten als nicht umsetzbar. Zudem wurden in den letzten Jahren im Feld der kontinuierlichen Lagearbeit und strategischen Einsatzsteuerung durch die Bayerische Polizei verschiedene Produkte entwickelt bzw. fortentwickelt. Aufgrund dieser Tatsachen wurde im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Abwägung entschieden, den Betrieb der Software einzustellen. Die softwaregestützte, vorausschauende Polizeiarbeit kann einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung bereits vorhandener Bekämpfungsansätze leisten. Insbesondere als Bestandteil einer Gesamtstrategie hat der Einsatz von softwarebasierten Lage- und Risikoanalysen hohes Potenzial. Das BLKA als kriminalpolizeiliche Zentralstelle wird auch weiterhin strategische und innovative Möglichkeiten beobachten, um die bayerischen Polizeidienststellen bei der Verbrechensbekämpfung zu unterstützen.