Hessische Polizei beteiligt sich an Joint Action Days zu EMPACT / Europaweite Kontrolltage gegen Menschenhandel
Alle hessischen Polizeipräsidien beteiligten sich in der Woche vom 08. - 12.11.2021 erfolgreich an den europaweiten Schwerpunktkontrollen zur Bekämpfung des Menschenhandels. Dem Hessischen Landeskriminalamt oblag die Koordination der Maßnahmen für Hessen.
Mit der von Europol initiierten Aktion sollen Opfer des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, der Ausbeutung in der Bettelei und der Ausbeutung bei der Begehung von Straftaten erlangt werden.
"Unsere Menschenrechte werden in ihren Grundfesten zutiefst erschüttert, wenn Menschen als Ware gehandelt und ausgebeutet werden. Auch abseits dieser Kontrolltage ist die hessische Polizei daher stets im Einsatz, Opfer von derartig inhumanen Missständen zu identifizieren und die Täter zu ermitteln. Daher danke ich allen Kolleginnen und Kollegen der hessischen Polizei für ihren engagierten Einsatz", teilt Andreas Röhrig, Präsident des Hessischen Landeskriminalamts, mit.
Hessenweit waren 192 Beamtinnen und Beamte eingesetzt. Es wurden 625 Personen sowie 278 Fahrzeuge überprüft. Kontrolliert wurde insbesondere auf Verkehrsstraßen und im Rotlichtmilieu.
Drei Personen wurden nach Verstößen gegen das Aufenthaltsgesetz sowie wegen Urkundendelikten vorläufig festgenommen. Darüber hinaus konnten im Rotlichtmilieu drei potentielle Opfer des Menschenhandels festgestellt werden.
Informationen zum Phänomen Menschenhandel:
Unter Menschenhandel gemäß § 232 StGB versteht man jede Form des Anwerbens, des Transports, des Beherbergens usw. von Personen zum Zwecke der Ausbeutung.
Neben der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, der Ausbeutung in der Bettelei und der Ausbeutung bei der Begehung von Straftaten konzentriert sich der Menschenhandel maßgeblich auf den Bereich der Zwangsprostitution.
Die Opfer kommen zumeist aus Ost- und Südosteuropa und leben in ihren Herkunftsländern oft in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen. Von den Tätern, häufig Bekannte oder gar Familienangehörige, werden sie meist mit falschen Versprechen einer legalen und gut bezahlten Arbeit nach Deutschland gelockt und hier in die Prostitution, in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse (z.B. Zwangsbetteln) oder zum Begehen von Straftaten (gedrängt. Nicht selten wird gegenüber den Opfern physische und psychische Gewalt ausgeübt.
Große Herausforderungen bei den Opfern stellen bestehende Sprachbarrieren, Angst und Perspektivlosigkeit sowie emotionale und psychische Abhängigkeit von den Tätern dar. Diese Umstände erschweren oft eine Zusammenarbeit mit den Opfern. Auch führt dies in der Folge zu aufwendigen Ermittlungsverfahren.
Zudem erwarten die im Heimatland verbliebenen Familienangehörige der Opfer sehr oft eine finanzielle Unterstützung, was die Opfer bedauerlicherweise in eine Doppelrolle zwingt: Einerseits in der Ausbeutung zu verbleiben und andererseits den Angehörigen ein legales Arbeitsverhältnis in Deutschland vorzuspielen.
Da viele von Ausbeutung betroffene Menschen isoliert von potenziellen Hilfsmöglichkeiten arbeiten, ist es schwierig, diese gezielt durch kriminalpräventive Maßnahmen zu erreichen.
Neben einer konsequenten Strafverfolgung durch die polizeilichen Akteure, ist daher die Unterstützung durch unabhängige zivilgesellschaftliche Hilfsorganisationen eine Grundvoraussetzung, um Straftaten aus diesem Deliktsbereich effektiv zu bekämpfen und Opfern aus ihrer misslichen Lage zu helfen.
Informationen zu EMPACT:
Die EMPACT-Gruppe "Trafficking in Human Beings (THB)" bei Europol hat
sich darauf verständigt, jährlich in großem Umfang gemeinsame
Aktionstage gegen den Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, der Ausbeutung in der Bettelei und der Ausbeutung bei der Begehung von Straftaten in ganz Europa durchzuführen.
Hauptziele der EMPACT ACTION DAYS in 2021:
- Identifizierung von Verdächtigen und Festnahmen im Zusammenhang
mit Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, der
Ausbeutung in der Bettelei und der Ausbeutung bei der Begehung
von Straftaten - Identifizierung und Schutz von Opfern - Sicherstellung inkriminierter Vermögenswerte - Entwicklung neuer Ermittlungsverfahren - Verhütung und Bekämpfung von UrkundenbetrugsfällenRückfragen bitte an:
Hessisches Landeskriminalamt
Ibtasam Arif
Telefon: 0611/83-8310
E-Mail: pressestelle.hlka@polizei.hessen.de