Geldautomatensprengungen: „Wir brauchen höhere Sicherheitsstandards“
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Geldautomatensprengungen passieren in Deutschland nahezu jeden Tag. Allein im Januar 2022 waren es nach Angaben eines Medienberichts bundesweit bereits über 40. Auch Niedersachsen sowie die Polizeidirektion Osnabrück waren im Januar betroffen, bestätigt ein Sprecher der Polizeidirektion. Zunehmend werden feste Explosivstoffe zur Sprengung eingesetzt. Auf ihrer Flucht vor der Polizei agieren die Täter skrupel-los. Sie entfernen sich oftmals über Autobahnen mit Geschwindigkeiten von 250 Km/h vom Tatort, teils ohne Beleuchtung. Die Gefahren für Anwohner, Passanten und Einsatzkräfte nehmen zu - auch die Sachschäden steigen. "Das darf so nicht weitergehen", sagt Michael Maßmann, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück. "Ich sehe die deutschen Banken in der Pflicht, jetzt den Schutz ihrer Automaten zu verbessern. Wir brauchen neben guter Polizeiarbeit bundesweit höhere Sicherheitsstandards für Geldautomaten." Sicherheitsaspekte dürften nicht länger aufgrund von wirtschaftlichen Interessen in den Hintergrund rücken, so der Präsident.
"Wir müssen den Täterbanden die Anreize zu solchen Taten nehmen, sonst wird sich nichts ändern. Aus präventiver Sicht stellt sich mir die Frage, warum zum Teil sechsstellige Geldbeträge in den Geldkassetten der Automaten deponiert werden, so Maßmann." Der Präsident verwies auf den kaum noch vorhandenen klassischen Banküberfall, den es vor allem deswegen nicht mehr gebe, weil kaum noch hohe Bargeldsummen schnell erbeutet werden könnten. Unter Risiko-Nutzen-Gesichtspunkten sei der Banküberfall über die Jahre immer unattraktiver geworden. Diese drastische Reduzierung der Taten könne auch bei den Geldautomatensprengungen gelingen, wenn verschiedenste Maßnahmen umgesetzt werden würden. Neben modernster Geldautomaten, die das Geld im Falle einer Sprengung unbrauchbar machten, müsse auch über weitere Präventionsmaßnahmen wie Alarmsysteme oder einbruchsichere Automatenräume nachgedacht werden. "Wenn es nicht auf freiwilliger Basis geht, muss die Politik verpflichtende Sicherheitsstandards bestimmen. Wir dürfen nicht länger warten, denn hier geht es auch um den Schutz von Menschenleben."
Maßmann stellte klar, dass die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Banken im Direktionsbereich und darüber hinaus eng und gut sei. Allerdings würden die Empfehlungen von Polizei und GdV (Gesamt-
verband deutscher Versicherungswirtschaft) nicht konsequent genug flächendeckend umgesetzt.
Die Polizeidirektion Osnabrück setzt zur Bekämpfung des Phänomenbereiches seit zwei Jahren eine Ermittlungsgruppe ein. Auch die federführende Staatsanwaltschaft Osnabrück hatte eine Zentralstelle eingerichtet. Im Herbst letzten Jahres gelang in einer europäischen Gemeinschaftsaktion von Polizei und Justiz ein empfindlicher Schlag. 23 mutmaßliche Mitglieder der niederländischen Geldautomatensprenger-Szene konnten ermittelt werden, es gab mehrere Festnahmen. Auch ein Trainingszentrum für Testsprengungen wurde in den Niederlanden entdeckt und stillgelegt. Die Ermittlungen dauern an.
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