WhatsApp-Alarm bei den Ermittlern des Landes – Gemeinsame Pressemitteilung der Polizeipräsidien Rostock und Neubrandenburg
Es ist derzeit das Thema bei den Ermittlern der Landespolizei:
Betrüge mit der WhatsApp-Masche. Auf den Schreibtischen in den
Kriminalkommissariaten landen täglich neue Anzeigen. Vor allem in den
vergangenen zwei Wochen haben die Fälle noch einmal deutlich
zugenommen.
Seit Jahresbeginn hat es im Bereich der Polizeipräsidien Rostock und
Neubrandenburg nach aktuellem Stand 198 Anzeigen über Betrugsfälle
per WhatsApp gegeben - mit rund 171.000 Euro Schaden, die bei der
Anzeige feststehen. In einigen Fällen klappt nach der Anzeige zwar
noch eine Rückholung der Überweisung mit Hilfe der Hausbank, doch oft
ist das Geld einfach weg.
Im Vergleich: In den Präsidien sind im Sechs-Monatszeitraum von Juli
und Dezember 2021 insgesamt 49 Sachverhalte mit einer Schadenssumme
von etwa 53.000 Euro angezeigt worden.
WhatsApp wird immer häufiger von Betrügern genutzt, um kurzfristig an
meist vierstellige Geldbeträge zwischen 1.000 Euro und 4.000 Euro zu
kommen. In einem Rostocker Fall waren es sogar rund 10.000 Euro. Die
Masche ist stets ähnlich: Die meisten Tatverdächtigen geben sich in
einer WhatsApp-Nachricht als Sohn oder Tochter bei den späteren
Opfern aus. Angeblich haben sie eine neue Nummer oder ein neues
Handy, weil das alte zum Beispiel verloren oder kaputt gegangen ist.
Grundsätzlich gaukeln sie direkt bei oder kurz nach der
Kontaktaufnahme vor, eine eilige Überweisung aufgrund des neuen
Handys nicht selbst beim Online-Banking machen zu können und bitten
die vermeintlichen Eltern, das in ihrem Auftrag zu erledigen. In
vielen Fällen sind die Nachrichten so glaubwürdig, dass die
Angeschriebenen direkt reagieren und Geld überweisen. Die
Altersspanne bei den Betroffenen liegt zwischen 27 und 89 Jahren, in
der Regel sind die Geschädigten zwischen 50 und 65 Jahre alt.
So auch im Fall einer Neubrandenburgerin, die eine "Hallo
Mama"-WhatsApp bekam. Der echte Sohn hatte vor einigen Tagen
tatsächlich Probleme mit seinem Handy beklagt. "Daher war es total
glaubwürdig, als ich die Nachricht bekam, dass er ein neues Handy mit
neuer Nummer habe", sagt die Geschädigte, die selbst vorher bereits
von der Betrugsmasche gehört hatte. "Und trotzdem bin ich
reingefallen, weil der gesamte Small Talk im Chat mit ihm glaubwürdig
und alles nachvollziehbar formuliert war. Dann fiel ihm ein, dass er
hohe Handyrechnungen offen hatte und mit dem neuen Handy aber nicht
in seinen Account bei der Bank komme", erzählt sie den virtuellen
Dialog. Sie habe bei 2.000 Euro zwar schon gedacht, dass es ganz
schön "happig" sei, aber wahrscheinlich vom vielen "Handyzocken"
komme.
Die Frau hat letztlich die erste Summe überwiesen, wurde stutzig bei
einer erneuten Forderung und setzte sich schließlich mit ihrer Bank
und der Polizei in Verbindung, um die Summe nach Möglichkeit noch
zurückzuholen.
Im Falle einer bereits erfolgten Überweisung rät die Polizei genau zu
diesem Vorgehen, wie es die Frau getan hat: Wird der Betrug schnell
genug bemerkt, dann unbedingt sofort die Hausbank verständigen und
eindringlich zu einer Rückholung des Geldes auffordern. Zusätzlich
sollte Anzeige bei der Polizei erstattet werden und diese Anzeige der
Bank mitgeteilt werden. Das Zeitfenster für Rückholungen ist kurz,
daher sollten Betroffene sehr schnell reagieren.
Wie aber kommen die Täter an die Handynummern und weitere Daten der
Opfer?
Die Ermittler gehen davon aus, dass ein Großteil durch illegalen
Datenkauf im Internet an die Betrüger gelangt oder auch durch
Hackerangriffe auf Online-Verkaufsportale oder andere Plattformen,
auf denen digital eine Handynummer hinterlegt wird.
Um möglichst gar nicht erst Opfer zu werden, sollte jeder genau auf
den Sprachgebrauch in empfangenen Nachrichten achten, zum Beispiel
auf Grammatik, Rechtschreibung und die Anrede (nennt mich mein Kind
eigentlich Mama oder sagt es nicht eher Mutti?). Außerdem sollten
Angeschriebene von sich aus nie den Klarnamen der Angehörigen
benennen. Und selbst, wenn es zunächst glaubwürdig erscheint, dass
Kinder oder andere Familienangehörige wirklich das Handy verloren
haben und kurzfristig um Geld oder eine Rechnungsbegleichung bitten
könnten: Man sollte immer noch mal vorab mit den Angehörigen direkt
telefonieren. Lieber ein Anruf zu viel, als am Ende Geld zu verlieren
oder sich mit dem Versuch einer Rücküberweisung herumärgern zu
müssen.Rückfragen zu den Bürozeiten:
Polizeipräsidium Rostock
Pressestelle
Stefanie Busch
Telefon 1: 038208 888 2040
Telefon 2: 038208 888 2041
Fax: 038208 888 2006
E-Mail: pressestelle-pp.rostock@polizei.mv-regierung.de
Rückfragen außerhalb der Bürozeiten und am Wochenende:
Polizeipräsidium Rostock
Einsatzleitstelle/Polizeiführer vom Dienst
Telefon: 038208 888 2110
E-Mail: elst-pp.rostock@polmv.de