Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Heilbronn vom 30.03.2023 Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 des Polizeipräsidiums Heilbronn
Polizeipräsidium Heilbronn sicherstes Präsidium im Landesvergleich
"Das Polizeipräsidium Heilbronn steht im landesweiten Ranking auf dem ersten Platz in Sachen Sicherheit. Den Grundstein für dieses erneut herausragende Ergebnis legte hierbei die gute und engagierte Arbeit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im gesamten Präsidiumsbereich", bewertet Polizeipräsident Frank Spitzmüller die diesjährige Polizeiliche Kriminalstatistik für das Polizeipräsidium Heilbronn. "Trotz des Anstiegs der Fallzahlen leben die Bürgerinnen und Bürger im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn in einer der sichersten Regionen des Landes. Die Zahlen der diesjährigen Kriminalstatistik sind auch nach der Pandemie und in Zeiten, in denen sich die Bevölkerung vielen neuen Herausforderungen stellen muss, erfreulich. Gerade in Phasen der Verunsicherung ist es wichtig, dass die Polizei durch ihre Arbeit den Menschen ein Sicherheitsgefühl zurückgeben kann", resümiert der Leiter des Polizeipräsidiums Heilbronn weiter.
Die Anzahl der Gesamtstraftaten stieg zwar um 10,2 Prozent auf 31.584 an und nähert sich damit den Zahlen vor der Corona-Zeit, gleichwohl ist sie niedriger als in den Jahren 2018 (33.164) beziehungsweise 2019 (33.308).
Die Häufigkeitszahl, also die Anzahl der Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner, stieg korrespondierend zum Anstieg der Gesamtzahl ebenfalls an (3.657), liegt aber nach wie vor auf dem zweitniedrigsten Stand der letzten fünf Jahre. Im Vergleich der neun Stadtkreise in Baden-Württemberg erreicht Heilbronn erneut den Spitzenplatz und in der landesweiten Gesamtschau belegt das flächenmäßig größte Polizeipräsidium ebenfalls Platz eins. "Die niedrige Häufigkeitszahl ist ein Indikator dafür, dass die Menschen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn sicher sind," so Polizeipräsident Frank Spitzmüller.
Bei der Aufklärungsquote ist ein Rückgang von 6,2 Prozentpunkten zu verzeichnen. Nach dem herausragenden 5-Jahres-Hoch im Jahr 2021 bewegt sie sich nun annähernd wieder auf dem Niveau von 2018, nämlich bei 60,3 Prozent. "Vor allem im Deliktsbereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist die Aufklärungsquote gesunken. Maßgeblich hierfür ist die quantitative Zunahme von Straftaten mit naturgemäß niedriger Aufklärungsquote, wie zum Beispiel der Computerbetrug mit rechtswidrig erlangten unbaren Zahlungsmitteln mit einer Quote von 7,3 Prozent. Bei einem Anteil dieser Delikte an allen Straftaten von 18,8 Prozent wirkt sich dies nicht unerheblich auf die Gesamtaufklärungsquote aus," erläutert Polizeipräsident Frank Spitzmüller. "Besonders hervorzuheben ist die sehr zufriedenstellende Aufklärungsquote bei vorsätzlich begangenen Straftaten gegen das Leben. Im Vorjahr konnten alle Fälle (18) in diesem besonders schwerwiegenden Deliktsfeld aufgeklärt werden," teilte Polizeivizepräsident Thomas Schöllhammer mit und führt weiter aus: "Darüber hinaus nimmt das Polizeipräsidium Heilbronn in vielen weiteren relevanten Bereichen, wie den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (89,8% Aufklärungsquote) oder der Wirtschaftskriminalität (94,8% Aufklärungsquote), einen Spitzenplatz ein." Auch bei der Bekämpfung des organisierten Rauschgifthandels kann das Polizeipräsidium Heilbronn mit herausragenden Großverfahren glänzen. "In diesem Deliktsfeld möchte ich die Sicherstellung von 200 Kilogramm Methamphetamin am 11. Oktober 2022 nicht unerwähnt lassen. Sie sorgte, als höchste bislang in Deutschland sichergestellte Menge dieser Droge, bundesweit für Aufsehen. Dies war ein Schlag gegen die organisierte Rauschgiftkriminalität mit internationalem Bezug und ein großer Erfolg für unsere Kriminalpolizei," ergänzt Polizeipräsident Frank Spitzmüller.
Zum Polizeipräsidium Heilbronn gehören die Großstadt Heilbronn, der Landkreis Heilbronn, der Neckar-Odenwald-Kreis, der Main-Tauber-Kreis und der Hohenlohekreis. Dieser Zuständigkeitsbereich hat eine Fläche von rund 4.400 Quadratkilometern und ist damit der größte in Baden-Württemberg. Insgesamt über 860.000 Menschen nennen ihn ihr Zuhause. Die sowohl ländliche als auch städtische Prägung des Präsidiumsbereichs nehmen Einfluss auf das Kriminalitätsgeschehen, weshalb einzelne Deliktsbereiche im Folgenden differenziert betrachtet werden.
Kriminalitätsgeschehen nähert sich Vor-Corona-Niveau
Im Jahresverlauf 2022 rückten durch den Wegfall der Coronarestriktionen die Tatgelegenheitsstrukturen von vor der Pandemie wieder in den Vordergrund. Veranstaltungen, bei denen viele Personen aufeinandertreffen und in deren Rahmen es erfahrungsgemäß auch zu Straftaten wie Körperverletzungen oder Eigentumsdelikten kommt, fanden vermehrt statt. Geschäfte waren wieder dauerhaft geöffnet und die Menschen haben ihr Freizeitverhalten geändert. Somit waren für Täterinnen und Täter auch die Tatgelegenheitsstrukturen von vor der Pandemie gegeben. Dies erklärt insbesondere den Anstieg der Zahlen in den oben genannten Bereichen.
Trotz vieler Orts gezeigter erhöhter Präsenz sind die Fallzahlen der Straßenkriminalität um 589 bzw. 15,1 Prozent auf 4.500 Fälle gestiegen, dennoch liegen die Zahlen weit unter denen der Zeit vor der Pandemie (2019; 5.558 Fälle).
Cybercrime steigt in zwei Landkreisen deutlich an
Die Straftaten im Bereich Cybercrime (779 Fälle) im gesamten Polizeipräsidiums Heilbronn weisen einen leichten Rückgang um 2,3 Prozent auf (-18 Fälle). In den Landkreisen Main-Tauber (+50,3% auf 218 Fälle) und Neckar-Odenwald (+37% auf 111 Fälle) ist allerdings ein signifikanter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. "Die Fallanstiege bei Fällen, in denen Computer und das Internet zum Tatmittel werden, dürften sich auf die pandemiebedingt vermehrt durchgeführten Online-Käufe und hierbei missbräuchlich verwendeten Daten zurückführen lassen", so Polizeivizepräsident Thomas Schöllhammer. Weiter führt der Leiter der Kriminalpolizei aus: "Das Internet ist für uns Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite verlagert sich die Kriminalität immer mehr in die anonyme Welt des World-Wide-Web, auf der anderen Seite ermöglicht es uns neue Ermittlungsmöglichkeiten und erleichtert der Bevölkerung, zum Beispiel durch die Online-Wache, die Kontaktaufnahme mit der Polizei."
Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte weiterhin hoch
Eindeutig Stellung bezieht der Leiter des Polizeipräsidiums Heilbronn zur Entwicklung im Bereich der Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte. "Mit Sorge betrachte ich als Dienststellenleiter die immer noch hohe Zahl der Übergriffe auf die Blaulichtfamilie. Auch wenn die Straftaten gegen Einsatzkräfte in unserem Präsidiumsbereich rückläufig sind, ist jede einzelne eine zu viel und ist nach meiner Überzeugung gesamtgesellschaftlich nicht zu tolerieren. Ein konsequentes und schnelles Vorgehen von Polizei und Justiz ist in diesem Deliktsbereich besonders wichtig, um ein deutliches Signal gegen Gewalt in Bezug auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei und andere Einsatz- und Rettungskräfte zu setzen. Das zu Beginn des Jahres 2023 gestartete Pilotprojekt
"Beschleunigtes Verfahren" von Staatsanwaltschaft Heilbronn und Polizeirevier Heilbronn ist hierfür beispielhaft." Im Berichtszeitraum nahm die Zahl der Fälle von Gewalt gegen Polizei von 280 auf 250 Fälle ab, im 5 -Jahresvergleich ist dies allerdings der zweithöchste Wert. Im Vorjahr wurden 124 Polizeibeamtinnen und -beamte durch Widerstandshandlungen verletzt. Im Jahr 2021 lag diese Zahl noch bei 88 verletzten Polizistinnen und Polizisten. "Dies verdeutlicht, dass meine Kolleginnen und Kollegen auf den Straßen des Polizeipräsidiums Heilbronn mit zunehmend heftigeren beziehungsweise gewalttätigeren Konfrontationen umgehen müssen," fasst Polizeipräsident Frank Spitzmüller zusammen.
Zunahme bei Wohnungseinbrüchen
Die Fallzahlen bei den Wohnungseinbrüchen sind um 35 auf 200 (+21,2%) angestiegen. Dies ist der zweitniedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Vor der Pandemie im Jahr 2019 lag die Zahl bei 346 Fällen. 86 Taten (43%) blieben im Versuchsstadium stecken. Dieser Wert zeigt, dass unter anderem technische Prävention Straftaten verhindern kann. Die Zunahmen wurden im Landkreis Heilbronn (+67,4% auf 82 Fälle) und dem Neckar-Odenwald-Kreis (+30,8% auf 34 Fälle) verzeichnet. In den übrigen Kreisen und dem Stadtkreis Heilbronn waren die Zahlen weiter rückläufig. Die Aufklärungsquote ging auf 18 Prozent zurück, liegt aber über dem Landesdurchschnitt von 17,5 Prozent. "Trotz des Anstiegs im Bereich der Wohnungseinbrüche im Vergleich zum letzten Jahr bleibt hervorzuheben, dass wir immer noch einen Rückgang um mehr als 42 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019, also vor Corona, verzeichnen können," betont Polizeivizepräsident Thomas Schöllhammer.
Kriminalpräventive Aufklärung maßgeblicher Baustein gegen Anrufstraftaten
"Die Tatsache, dass 95 Prozent der uns bekanntgewordenen Taten im Phänomenbereich Enkeltrick oder Schockanrufe beziehungsweise Falscher Polizeibeamter nicht zum Erfolg der Täterinnen und Täter führten, bestätigt uns in unserer Aufklärungsarbeit über dieses besonders perfide Deliktsfeld", erklärt die Leiterin des Referats Prävention des Polizeipräsidiums Heilbronn Polizeioberrätin Lisa-Maria Klesse.
Bei den erfassten Zahlen ist auf der einen Seite ein deutlicher Rückgang im Bereich des Enkeltricks ersichtlich (-46,4%), auf der anderen Seite wird ein starker Anstieg (+67,9%) im Phänomenbereich Falscher Polizeibeamter verzeichnet. Die Zahlen sind wieder höher als im Vorjahr, aber noch weit von den Zahlen der Jahre 2018 bis 2020 entfernt. Im Jahr 2019 wurden noch 290 Taten verzeichnet. Die Kriminellen versuchen sich in diesem Deliktsbereich das Vertrauen der Menschen in die Polizei und die Justiz sowie die Hilfsbereitschaft innerhalb der Familie zu Nutzen zu machen. Mit immer neuen Maschen werden primär Senioren unter Schock oder Druck gesetzt und sie so um ihr hart Erspartes gebracht. Der Gesamtschaden ist, trotz des Anstiegs der Fälle, im Vergleich zum Jahr 2021 um 283.762 auf 464.486 Euro gesunken. "Wir werden weiter an unserem Präventionskonzept festhalten", erklärt Polizeipräsident Frank Spitzmüller gemeinsam mit der Leiterin des Referats Prävention des Polizeipräsidiums Heilbronn Polizeioberrätin Lisa-Maria Klesse. Diese ergänzt: "Uns ist bewusst, dass sich viele Opfer aus falscher Scham nicht der Polizei anvertrauen und die Taten somit möglicherweise im Dunkelfeld bleiben. Daher werden wir weiterhin ein Hauptaugenmerk unserer Präventionsarbeit auf diesen Phänomenbereich legen, um dadurch weiteren hohen Vermögensschäden vorzubeugen."
"Mit der Kriminalstatistik des vergangenen Jahres können wir weitgehend zufrieden sein. Wir werden auch weiterhin alles daran setzen, dass die Bevölkerung in unserer Region sicher leben kann. Das ist unser Anspruch," schließt Polizeipräsident Frank Spitzmüller.
Für Rückfragen steht Ihnen die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Heilbronn, Telefon 07131 1041010, zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Polizeilichen Kriminalstatistik ist auf der Homepage des Polizeipräsidiums Heilbronn https://ppheilbronn.polizei-bw.de/statistiken/ abrufbar.
Rückfragen bitte an:
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