Polizeivizepräsidentin: „Gewalt in Familien betrifft alle sozialen Schichten“
Am 25. November beteiligt sich die Polizeidirektion Osnabrück, vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln, mit diversen Aktionen am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.
Auch Andrea Menke, Polizeivizepräsidentin der Polizeidirektion Osnabrück, äußerte sich zum Thema häusliche Gewalt.
Menke: "Gewalt in Familien betrifft alle sozialen Schichten. Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens. Nur im Schulterschluss aller gesellschaftlichen Akteure und Sicherheitsbehörden schaffen wir es, innerfamiliäre Gewalttaten aus ihrer Anonymität zu holen. Gewalt in der Familie ist in keiner Weise zu tolerieren und keine Privatsache. Wir alle sind gefordert, in unserer Gesellschaft, der Gewalt aktiv entgegenzutreten." Durch ein bestehendes Netzwerk der verantwortlichen Einrichtungen und Behörden, die ihr Handeln aufeinander abstimmen, werde es mehr und mehr gelingen, Betroffene aufzufangen und schnellstmöglich aus ihrer Lage zu befreien, so Menke.
Nicht zuletzt waren auch durch die Pandemie vermehrt interfamiliäre Konflikte - verbunden mit physischer und psychischer Gewalt - registriert worden. Die Pandemie war auch Treiber für interfamiliäre Konflikte. Mit 4.286 Taten von häuslicher Gewalt, lagen die Fall-zahlen im letzten Jahr in der Polizeidirektion Osnabrück, vom Teutoburger Wald bis zu den Ostfriesischen Inseln, auf hohem Niveau. Auch für das Jahr 2023 ist mit einem leichten Anstieg zu rechnen.
Im Bereich der Bekämpfung der häuslichen Gewalt, als Vorinstanz im schlimmsten Fall auch für Femizide, unternimmt die Polizei eine Vielzahl von repressiven und präventiven Maßnahmen. Eine breite und intensive Präventionsarbeit im Bereich der häuslichen Ge-walt wird von den Präventionsteams der Polizei und weiteren Partnern intensiv wahrgenommen und ist elementar, damit Opfer sich der Polizei oder anderen Stellen anvertrauen oder erst gar nicht Opfer werden. Eine weitere Facette der polizeilichen Arbeit ist hier beispielsweise das Hochrisikomanagement der Polizei. Bereits im Streifendienst werden bei entsprechenden Einsätzen Bewertungen vorgenommen, ob möglicherweise sog. Hoch-risikofälle, also eine potentielle Gefahr einer Gewaltspirale, vorliegen bzw. sich entwickeln könnten. Eine umfassende Bewertung und Einschätzung erfolgt sodann im Ermittlungsbereich der Polizei. Sollten Indizien für einen Hochrisikofall vorliegen, können sog. Fallkonferenzen einberufen werden, an der sämtliche in Frage kommende Netzwerkpartner (Kommune, Polizei, etc.) teilnehmen, die alle aus ihrer Profession heraus auf den Einzelfall schauen und Hilfeansätze erarbeiten. Das Hochrisikomanagement ist sozusagen ein Frühwarnsystem, um innerfamiliäre Gewaltspiralen zu verhindern.
In jedem Fall ist es ratsam professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen für den Weg aus der Gewalt. Ansprechpartner sind neben der Polizei, die in einer akuten Notlage über die 110 informiert werden sollte, Frauenberatungsstellen sowie Interventionsstellen. Inner-halb der Polizei bieten zudem Opferschutzbeauftragte Hilfe und vermitteln Kontakte. Weiterhin bietet das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter der Rufnummer 08000116016 täglich anonym und kostenlos Beratung, auch in vielen Sprachen mit Unterstützung von Dolmetscherinnen.
Für Kinder bietet das Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer" unter der Rufnummer 08001110333 ebenfalls kostenlos und anonym Hilfe von Montag bis Samstag 14 bis 20 Uhr.
Weitere Hinweise und Beratungsangebote finden betroffene Frauen unter:
https://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/haeusliche-gewalt
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Osnabrück
Marco Ellermann
Telefon: 0541 - 327 1024
E-Mail: pressestelle@pd-os.polizei.niedersachsen.de