„Haus des Jugendrechts“ in Bielefeld zur Stärkung der Kriminalprävention
SR/ Bielefeld - Die Stadt Bielefeld, das Polizeipräsidium Bielefeld und die Staatsanwaltschaft Bielefeld arbeiten aktuell an einem Konzept für ein gemeinsames "Haus des Jugendrechts".
In Deutschland wurde 1999 das erste Haus des Jugendrechts in Stuttgart gegründet. Mittlerweile gibt es bundesweit mehr als 40 solcher Institutionen, davon sieben in NRW. Nun soll auch in Bielefeld ein Haus des Jugendrechts entstehen.
In einem Haus des Jugendrechts werden mit der Jugendsachbearbeitung der Polizei, der Jugendhilfe im Strafverfahren sowie den Dezernaten für Jugendsachen der Staatsanwaltschaft drei der zentralen Akteure des Jugendstrafverfahrens in einem Gebäude verortet.
Dieser innovative Ansatz zielt darauf ab, Strukturen für eine stärkere Vernetzung zu schaffen, die insbesondere durch verbesserte Absprachen und verkürzte Informationswege eine Beschleunigung strafrechtlicher Ermittlungen sowie eine zeitnahe und passgenauere Reaktion auf die Straftaten von Jugendlichen und Heranwachsenden erreichen soll.
Durch diese Zusammenarbeit wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt mit dem Ziel, auf die spezifischen Herausforderungen einzugehen, mit denen straffällig gewordene Jugendliche und Heranwachsende konfrontiert sind, und somit letztendlich die Anzahl von Delikten und Straftaten - insbesondere auch von Mehrfachtäter*innen - zu reduzieren.
Polizeipräsidentin Dr. Sandra Müller-Steinhauer: "Die aktuelle Entwicklung der Jugendkriminalität seit Ende der Corona-Pandemie betrachte ich mit Sorge. So war im Jahr 2022 in Bielefeld über alle Altersbereiche der unter 21-Jährigen ein deutlicher Anstieg bei den ermittelten Tatverdächtigen festzustellen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Delinquenz bei Jugendlichen verfestigt und sie die Täter von morgen werden. Uns alle - Polizei, Justiz und Jugendamt - verbindet bei der Unterschiedlichkeit der Aufgaben das gemeinsame Ziel, so auf Jugendliche und Heranwachsende einzuwirken, dass sie künftig ein Leben ohne Straftaten führen. Das kann uns nur gemeinsam mit gebündeltem Fachwissen gelingen und dazu versammeln wir uns jetzt unter einem Dach. Das Haus des Jugendrechts ist neben der Initiative "Kurve kriegen" ein weiterer Baustein zur Prävention und Bekämpfung der Kinder- und Jugendkriminalität in Bielefeld."
Die Leitende Oberstaatsanwältin Michaela Feld bekräftigt dies: "Eine bestimmte Anzahl von jugendlichen und heranwachsenden Mehrfachtätern ist für einen erheblichen Anteil der Straftaten dieser Altersgruppe verantwortlich. Bei ihnen zeichnet sich eine kriminelle Karriere ab, die durch besondere Intervention abgewendet werden muss. Die jugendlichen und heranwachsenden Täter müssen frühzeitig erkannt werden und es muss eine zeitnahe Reaktion erfolgen. Mit einer engen Kooperation von Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendhilfe unter einem Dach können Ermittlungsverfahren beschleunigt bearbeitet und es kann delinquentes Verhalten konsequent und zielgerichtet geahndet werden."
Der Dezernent für Soziales und Integration der Stadt Bielefeld Ingo Nürnberger betont die Wichtigkeit dieses Vorhabens für die Stadt: "Aus Sicht der Stadt und des Sozialdezernats geht es bei dieser engeren Zusammenarbeit der drei Behörden vor allem darum, Jugendliche und Heranwachsende, die auf eine schiefe Bahn geraten sind, durch schnelle und vorurteilsfreie Beratung und durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen - mit dem Ziel, die Jugendlichen von einer kriminellen Karriere abzuhalten und zu schützen."
Eine Arbeitsgruppe aus Expert*innen der drei Behörden erarbeitet derzeit ein Konzept, wie ein Haus des Jugendrechts in Bielefeld umgesetzt werden kann. Wann und wo das Haus des Jugendrechts in Bielefeld an den Start gehen kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Die bisherigen Erkenntnisse werden heute, 10. Januar 2024, im Jugendhilfeausschuss vorgestellt.
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