WhatsApp Betrugsmasche „Hallo Mama, hallo Papa, ich habe eine neue Telefonnummer“ – Ermittlungserfolg der Nürnberger Kriminalpolizei gegen bundesweit agierende Betrügerbande
Seit Anfang 2023 ermittelt das Kommissariat 47 des KFD 4 Nürnberg gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wegen bandenmäßigen Betrugs gegen eine mindestens sechsköpfige Betrügerbande. Diese begingen WhatsApp-Betrügereien sowie Taten, in denen sie sich als falsche Bankmitarbeiter ausgaben.
Zur Bewältigung der umfangreichen Tatkomplexe wurde eine Ermittlungskommission "EKO Geist" beim zuständigen Fachkommissariat gebildet.
Wie die Ermittlungen zeigten, unterhielt die Bande ein Netzwerk aus mindestens 50 Finanzagenten, die ihre Bankkonten für inkriminierte Geldströme zur Verfügung stellten. Unter dem Begriff "Finanzagenten" sind Personen zu verstehen, die durch die Betrüger - oftmals über soziale Netzwerke - angeworben werden und die ihre eigenen, legal bestehenden Bankkonten für die Straftaten zur Verfügung stellen. Hierzu übergaben diese nicht selten ihre Bankkarten samt PIN an die Bande. Für die Bereitstellung der Konten wurden die Finanzagenten monetär entlohnt.
Im Folgenden werden die begangenen Betrugsmaschen näher erläutert:
Beim Modus WhatsApp-Betrug handelt es sich um einen organisierten Überweisungsbetrug. Die Geschädigten werden per SMS oder WhatsApp kontaktiert. Dabei geben sich die Täter als leibliches Kind der Geschädigten aus und teilen mit, dass ihr Handy defekt wäre und sie deshalb eine neue Rufnummer hätten. Im weiteren Verlauf des Chats werden die Geschädigten gebeten, für das vermeintliche Kind Rechnungen zu begleichen. Dies wäre aktuell nicht möglich, da aufgrund des defekten Handys kein Zugriff auf das Onlinebanking möglich wäre. Den Geschädigten wird versprochen, dass sie das Geld umgehend zurückbekommen. Wenn die Angerufenen einwilligen, Rechnungen zu begleichen, werden ihnen die Kontodaten von zuvor angeworbenen Finanzagenten als Zahlungsempfänger mitgeteilt. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis die Geschädigten Verdacht schöpfen und weitere Überweisungen einstellen.
Beim Modus falscher Bankmitarbeiter werden die Geschädigten von einem Täter kontaktiert, der sich als Mitarbeiter der jeweiligen Bank, bei der diese ihr Konto haben, ausgibt. Zu diesem Zeitpunkt haben die Täter bereits Zugriff auf das Konto der Geschädigten, da die Zugangsdaten zum Onlinebanking bereits im Vorfeld meist über "Phishing" erlangt wurden. Das Betrugsopfer wird durch geschickte Gesprächsführung dazu veranlasst, Zahlungen welche durch die Täter in Auftrag gegeben wurden, im TAN-Verfahren freizugeben. Lediglich das TAN-Verfahren hält die Täter zu diesem Zeitpunkt davon ab, die Überweisungen ohne Mitwirken des Geschädigten auszuführen. In einigen Fällen gelang es den Tätern im Telefonat, Zugang zum TAN-Verfahren zu erlangen. Ab diesem Zeitpunkt hatten die Täter uneingeschränkten Zugriff auf das Konto der Geschädigten und konnten ohne deren Mitwirken Überweisungen tätigen.
Die Überweisungen, die bei beiden Vorgehensweisen zustande kamen, wurden per Echtzeitüberweisung getätigt, sodass der Betrag umgehend auf dem Konto der Finanzagenten gutgeschrieben wurde. Direkt nach Geldeingang wurde das Geld in bar abgehoben oder auf ein weiteres Konto überwiesen, so dass Rückforderungen der Überweisungen in vielen Fällen erfolglos blieben.
Ermittlungen zu Folge versendete die Bande innerhalb von 10 Tagen über 16.000 Anbahnungs-SMS an mögliche Geschädigte mit dem bekannten Inhalt: "Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue Nummer........".
Diese Nachrichten dienten als Einstieg bzw. Erstkontakt und sollten die Geschädigten dazu bewegen, über WhatsApp mit dem "falschen Kind" in Kontakt zu treten.
Die ermittelten Bandenmitglieder warben nachweislich Finanzagenten im gesamten Bundesgebiet an. Die Geschädigten der Betrugstaten sind ebenfalls im gesamten Bundesgebiet sowie im deutschsprachigen Ausland ansässig.
Insgesamt gelang es den Kriminalbeamten, in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, in akribischer, umfangreicher Ermittlungsarbeit, bundesweit 76 Betrugsfälle zu klären, welche der Bande zugeordnet werden können. Die Betrüger verursachten durch die beiden Betrugsmaschen einen Vermögensschaden in Höhe von über 370.000 EUR. Gegen den Kopf der Gruppierung, einen 21-Jährigen mit Wohnsitz in Nürnberg, wurde durch das Gericht ein Haftbefehl erlassen. Ermittler nahmen den Mann am 21.11.2023 in einem Zug im Würzburger Raum fest. Anlass der Kontrolle war, dass er keinen gültigen Fahrschein vorweisen konnte. Die Ermittlung seiner Identität konnte nur über seinen Fingerabdruck geklärt werden, da er bis zu seiner Festnahme eine falsche Identität nutzte. Der 21-Jährige befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.
Die Ermittlungen bzgl. weiterer Mitglieder der Betrugsbande laufen indes weiter. Gegen die sogenannten Finanzagenten leiteten die Beamten Strafverfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche ein.
Erstellt durch: Janine Mendel / bl
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