60 Jahre Polizeifliegerstaffel Hessen – Eine Institution am Himmel über Hessen feiert Jubiläum

Am heutigen Freitag, dem 06. September 2024, fand im südhessischen Egelsbach die Jubiläumsfeierlichkeit zum 60-jährigen Bestehen der Polizeifliegerstaffel Hessen statt. Am Standort der Staffel fanden sich neben Herrn Staatsminister Roman Poseck eine Vielzahl von Führungskräften der hessischen Polizei und Vertreterinnen und Vertreter aus dem Hessischen Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz ein. Auch zahlreiche Abordnungen der Staffeln anderer Landespolizeien und der Bundespolizei sowie weiterer Organisationen mit langjähriger Kooperationsgeschichte mit der Polizeifliegerstaffel Hessen waren zu Gast, um das Staffeljubiläum zu feiern. Der Innenminister ging in seiner Festrede auf den enormen Wert ein, der sich aus den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Polizeifliegerstaffel ergebe und von dem die Hessinnen und Hessen auch in anderen (Not-)Situationen profitieren. Exemplarisch hierfür sei etwa die Unterstützung der Feuerwehren bei der Bekämpfung von Waldbränden, bei denen die Polizeihubschrauber mit Wasserabwürfen mittels Feuerlöschbehältern gerade im unwegsamem Gelände Stellen erreichen, an denen Löschmaßnahmen anderweitig kaum oder nicht möglich wären. So führten sie im besonders von Waldbränden belasteten Jahr 2022 bei 12 Waldbrandeinsätzen insgesamt 512 Abwürfe durch. Als weiteres Beispiel nannte Poseck die Fähigkeiten zur Personenrettung aus der Luft, die regelmäßig zum Tragen kommen, wenn Menschen - beispielsweise in Fällen medizinischer Notsituationen - aus für Rettungskräfte schwer erreichbarem Terrain herausgeflogen werden müssen. Auch über die Grenzen Hessens hinaus könne so Menschen geholfen werden. So habe die Polizeifliegerstaffel Hessen etwa während des Einsatzes anlässlich der Flutkatastrophe im Ahrtal allein in den ersten 24 Stunden über 200 Personen aus lebensbedrohlichen Situationen retten können. Aber auch bei freudigeren Anlässen wie beispielsweise der jüngst stattgefundenen UEFA EURO2024 sei die Polizeifliegerstaffel zu einer wichtigen Säule in der polizeilichen Lagebewältigung geworden. Zuvor hatte die die Vizepräsidentin des Hessischen Polizeipräsidiums Einsatz (HPE), dem die Polizeifliegerstaffel Hessen angehört, Katrin Rahn, die anwesenden Jubiläumsgäste begrüßt und betont, wie die Polizeifliegerstaffel als ideales Beispiel für die vielen Spezialdienststellen stehe, die im HPE gebündelt sind. Mit über sechs Dekaden angesammelter und kontinuierlich ausgebauter Fachkompetenz stehe die Polizeifliegerstaffel Hessen in allen Belangen rund um das Themenfeld "Luft / Luftfahrt" als zentrale Ansprechstelle in der hessischen Polizei bereit. Ob zur Unterstützung der Polizeiflächenpräsidien bei Fahndungen nach flüchtigen Tätern, Vermisstensuchen, der schnellen Verlastung von Spezialkräften zu Einsatzorten oder anderen Aufgabengebieten wie der Gewässerüberwachung aus der Luft oder der Drohnendetektion und -abwehr, das Spektrum der Staffel - so betonte Rahn - sei mittlerweile so groß wie man es sich bei ihrer Entstehung im Jahre 1964 kaum hätte vorstellen können. Diese Spezialisierung benötige neben Investitionen in Personal und Material vor allem eines: Engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für ihre Tätigkeit brennen und bereit sind, sich selbst stetig weiterzuentwickeln, um mit dem Fortschritt, der gerade in diesem technisch hochkomplexen Bereich enorm ist, schritthalten zu können. Die Vizepräsidentin sprach den Mitarbeitenden der Staffel hierfür den ausdrücklichen Dank der Behördenleitung aus und übergab das Wort an Staatsminister Poseck. Im Anschluss an die Rede des Innenministers gab der Leiter der Polizeifliegerstaffel, Polizeidirektor Moritz von Zezschwitz, einen Abriss der Entwicklung der Staffel aus technischer Sicht, die als "Flugbereitschaft der hessischen Polizei" mit einem Hubschrauber und vier Beschäftigten startete und heute über mehr als 60 Mitarbeitende, drei Hubschrauber, zwei Flächenflugzeuge und mehrere Dutzend Drohnen verfügt. Der Staffelleiter gab einen Ausblick in die Zukunft, in der unter anderem die möglichen Nutzungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz als auch der Trend zur vermehrten Drohnennutzung sowohl von Unternehmen als auch Privatpersonen eine Rolle spielen werden. Er sehe die Polizeifliegerstaffel Hessen hierfür gut aufgestellt und freue sich auf die künftigen Herausforderungen. Hintergrundinformationen Historie der Polizeifliegerstaffel Hessen Am 20.12.1964 erfolgte die Aufstellung der "Flugbereitschaft (FluB) der hessischen Polizei" auf Anordnung des damaligen Innenministers Heinrich Schneider. Am 21.12.1964 wird der erste Hubschrauber übergeben, eine Alouette II, SA 318 B. Die Flugbereitschaft besteht zu diesem Zeitpunkt aus 2 Piloten (einer davon Dienstellenleiter), einem Bordwart und zugleich Werkstattleiter und einem zivilen Hubschraubertechniker. Die Standortwahl fällt dabei aufgrund der bestehenden Infrastruktur auf den Flugplatz Egelsbach. Bereits 1965 erfolgt die Aufstockung des Personals und der Flotte. Hinzu kommen zwei weitere Piloten und ein weiterer Hubschrauber Alouette II. Von Beginn an deckte die Flugbereitschaft ein breites Spektrum an Einsatzanforderungen ab. Die Hubschrauber wurden regelmäßig als Führungs- und Einsatzplattform bei Großereignissen und Groß-Demonstrationen verwendet. Fahndungen und Vermisstensuchen gehörten ebenso in das Repertoire wie der Objektschutz und die Verkehrsaufklärung, zumal letztere bei noch nicht vorhandener Verkehrsleitung und Mobilfunk und stark zunehmenden Individualverkehr einen anderen Stellenwert hatte. Aber auch damals zählten "exotischere" Einsätze wie die Windenrettung oder der Transport von dringenden Blutkonserven zum Gesamtportfolio. Zur Regelmäßigkeit wurden die Gewässerschutzstreifen zusammen mit der Wasserschutzpolizei. Das Umweltbewusstsein der Anlieger und Binnenschiffer war damals ein anderes, sodass diese Streifenflüge regelmäßig Feststellungen zu verzeichnen hatten und einen essentiellen Beitrag lieferten, dass man in diesen Gewässern heutzutage wieder schwimmen kann. Den technischen Neuerungen zugewandt folgte 1973 schließlich die Indienststellung des ersten "klassischen" Polizeihubschraubers vom Typ BO105 und damit auch die personelle Aufstockung 1974. Ebenso erweitert sich das Einsatzportfolio um die Zusammenarbeit mit den neu aufgestellten Mobilen- und Spezialeinsatzkommandos. Im Herbst 1979 ereignen sich zwei Ereignisse, die konträrer nicht sein könnten. Im Oktober werden 20.000 unfallfreie Flugstunden gefeiert und im November stürzt die D-HAIY bei einem tragischen Flugunfall nahe Nackenheim in den Rhein. Alle 3 Besatzungsmitglieder kommen beim Absturz ums Leben. Die 80er und 90er Jahre sind geprägt durch die Umflottung auf die BO105, die Aufstockung des Personals, die Umbenennung in Polizeihubschrauberstation Hessen, die anhaltenden Demonstrationen beim Bau der Startbahn West, sowie den Umzug in das neue Dienstgebäude am Flugplatz Egelsbach am heutigen Standort. Der Jahrtausendwechsel verändert nicht nur die Anbindung der nun umbenannten "Polizeihubschrauberstaffel Hessen" vom Regierungspräsidium Darmstadt zum Hessischen Polizeiverkehrsamt hin zum Hessischen Bereitschaftspolizeipräsidium; mit der Einführung der neuen Hubschraubermuster EC 145 2001 bis 2006 ändert sich die Leistungsfähigkeit und das Pflichtenheft erheblich. Mit der sukzessiven Aufstockung des Personals (Piloten und Flugbetriebsassistenten) erfolgt 2007 die Einführung des 24/7 Schichtbetriebes, da die Hubschrauber nun allesamt über Wärmebildtechnik verfügen und die Besatzungen im Flug mit der Restlichtverstärkerbrille geschult sind. Auch im Zusammenwirken mit dem SEK, der Ausstattung mit Feuerlöschbehältern und eine Rettungswinde erlebt die Staffel einen qualitativen Quantensprung. Eigenes Schulungspersonal ist dabei obligatorisch, um die eigenen gesetzten Qualitätsstandards zu generieren und zu halten. Ab 2012 betritt die Polizeihubschrauberstaffel Hessen mit der Einführung des deutschlandweit ersten und weiterhin einmaligen Polizeiflugzeuges vom Typ P68 Observer fliegerisches Neuland. Die Umbenennung in Polizeifliegerstaffel Hessen erfolgte folgerichtig. Das Polizeiflugzeug eröffnet dem Polizeiflugbetrieb eine Ergänzung des Einsatzspektrums und führt aufgrund der Nachfrage zur Überlegung, den Betrieb des Flächenflugzeuges auf professionellere Füße zu stellen. Dies mündet in der Beschaffung eines leistungsfähigeren Flugzeuges KingAir 250 im Jahr 2021. Mittlerweile zählen auch zahlreiche Drohnen zur Flotte der Polizeifliegerstaffel Hessen. Da das Thema Drohnen einen immer größeren Stellenwert in der Luftfahrt und bei der hessischen Polizei einnimmt, war eine frühzeitige Bündelung der Kompetenzen bei der Polizeifliegerstaffel richtungsweisend und die Gründung eines eigenen Fachbereiches zwingend geboten. Somit entwickelte sich die Polizeifliegerstaffel von der Flugbereitschaft mit einem Hubschrauber zu einem voll umfänglichen und breit aufgestelltem Kompetenzzentrum Luft für den gesamten Bereich des Hessischen Innenministeriums. Hierzu zählt neben der Polizei auch die Abteilung Brand- und Katastrophenschutz als bewährter Partner, gerade im Bereich der Windenrettung und der Waldbrandbekämpfung, was sich im länderübergreifenden Katastrophenschutzeinsatz im Ahrtal 2021 oder im Waldbrandsommer 2022 manifestierte. Organisation / Aufgaben und Zuständigkeiten der Polizeifliegerstaffel Hessen Die Polizeifliegerstaffel umfasst neben der Führungsgruppe die vier Fachbereiche Flugbetrieb, Instandhaltung, Fliegerische Schulung und Unbemannte Luftfahrtsysteme. Zusätzlich sind der Staffelleitung luftrechtlich bedingt ein Flugsicherheitsmanagement (SMS) und ein Qualitätsmanagement (CMM) angegliedert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeifliegerstaffel Hessen stellen ganzjährig einen einsatzfähigen Hubschrauber 24/7 mit Elektro-Optischen-System und nach Bedarf weitere Hubschrauber in unterschiedlichen Konfigurationen, zwei Polizeiflugzeuge zu unterschiedlichen Einsatzanlässen sowie zahlreiche polizeiliche Drohnen und Systeme zur Detektion und Abwehr von Drohnen. Dabei werden klassische Fahndungen, die Suche nach Personen, aber auch Bildübertragungen, Dokumentationen, Transport von Personen und Führungs- und Einsatzmittel durchgeführt, ebenso der Einsatz der Rettungswinde oder des Feuerlöschbehälters. Dazu wird in Abwägung von Wetter, Dauer, Reichweite, Lärmbelastung, etc. das adäquate Luftfahrzeug/Luftfahrtsystem aus der gesamten Flotte der Polizeifliegerstaffel Hessen eingesetzt. Rückfragen bitte an: Hessisches Polizeipräsidium Einsatz Wiesbadener Straße 99 55252 Mainz-Kastel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Telefon: 06134 - 602 6210 bis 6213