Landkreis Nienburg: Netzwerk zur Bekämpfung Häuslicher Gewalt – Kooperationsvereinbarung „Häusliche Gewalt“ unterzeichnet
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(KEM) Häusliche Gewalt hat viele Formen und kommt in allen Bildungs- und Einkommensschichten, Nationalitäten und Kulturen vor. Oft aus Angst, Scham oder Schuldgefühlen, aber auch aufgrund von Abhängigkeiten bleiben Betroffene in Beziehungen, obwohl diese zunehmend gefährlicher für sie werden. Kindern fällt es häufig schwer, sich gegen die eigene Familie zu wenden und Hilfe zu suchen. Aus diesem Grund haben sich knapp 40 Vertretende verschiedenster Institutionen am Mittwoch, den 16.10.2024, auf Einladung der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg im Kreissaal des Landkreises Nienburg zur Unterzeichnung der neuen Kooperationsvereinbarung "Häusliche Gewalt" zusammengefunden.
Der Startschuss des Projekts der Kooperation zwischen Polizei, Landkreis, Städten und Kommunen, Hilfsinstitutionen und Beratungsstellen, Staatsanwaltschaft und Gericht fiel vor zwei Jahren. Seither wurden bestehende Netzwerke vertieft, neue geknüpft und Problemstellen oder auch Hemmnisse wie datenschutzrechtliche Bedenken identifiziert und geregelt und schlussendlich eine umfassende und für alle Beteiligten klare und strukturierte Grundlage geschaffen, auf der die bisherige Zusammenarbeit künftig weiter aufgebaut und vertieft werden kann. Im Landkreis Nienburg bestehen bereits seit Jahren wirkungsvolle Vernetzungsstrukturen und Hilfesysteme, die auch künftig erhalten und durch Fortsetzung gemeinsamer Initiativen auf allen Ebenen gestärkt und weiterentwickelt werden sollen. Synergieeffekte sollen zur Verbesserung der Lebenssituation von Betroffenen beitragen.
Das im Jahr 2002 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz sowie die in Niedersachsen mit der Umsetzung entwickelten Landesaktionspläne und Handreichungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Die neue Kooperationsvereinbarung fußt auch auf Leitgedanken der sogenannten "Istanbul Konvention" (Zusammenschluss div. EU-Staaten zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Häuslicher Gewalt) aus dem Jahr 2011 sowie einer Behördenkonzeption der Polizeidirektion Göttingen zur Bearbeitung der Fälle Häuslicher Gewalt.
Vorrangiges Ziel aller Beteiligten ist es, die Zusammenarbeit zwischen den Netzwerkpartnern zu intensivieren, bereits bestehende Strukturen zu festigen und weiter auszubauen. Hierzu wurde mit der Zeichnung der neuen Kooperationsvereinbarung eine interdisziplinäre Koordinierungsgruppe Häusliche Gewalt eingerichtet, um so die bereits vorhandenen Netzwerke weiter miteinander zu verknüpfen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Die Geschäftsführung soll zwischen der Polizei und dem Landkreis wechseln, für die ersten drei Jahre wird die Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg diese übernehmen.
"Mit dieser Vereinbarung soll unsere gemeinsame gute Arbeit noch weiter verbessert werden. Wir erhoffen uns, dass mit der eingerichteten Koordinierungsstelle der Austausch noch reibungsloser gestaltet werden kann, ein abgestimmtes Vorgehen weiter erleichtert wird und die Weiterentwicklung der Netzwerkarbeit betrieben werden kann," betonte Inspektionsleiter Stefan Schara anlässlich der Unterzeichnung.
Landrat Detlev Kohlmeier freute sich in seinem Grußwort insbesondere darüber, dass mit der Kooperationsvereinbarung eine verbindliche Zusammenarbeit nahezu aller mit der Thematik befassten Akteure gesichert wurde. In diesem Zuge sei auch ein Regelwerk für Abläufe und Kommunikationswege geschaffen worden, welches Unsicherheiten bei allen Beteiligten abbauen könne. So werde im Ergebnis ermöglicht, dass die Dynamiken einer typischen Gewaltspirale früher erkannt und unterbunden werden könne.
Zu den Kooperationspartnern zählen die Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, die Polizeiakademie Niedersachsen, der Landkreis Nienburg, die Stadt Nienburg und Stadt Rehburg-Loccum, die Samtgemeinden Hoya, Heemsen, Weser-Aue, Steimbke, Mittelweser, Uchte und der Flecken Steyerberg, die Helios Klinik Nienburg, der Kreissportbund Nienburg, das Amtsgericht Nienburg, der Ev.-Luth. Kirchenkreis Nienburg und der Ev.-Luth. Kirchenkreis Stolzenau-Loccum, der Ambulante Justizsozialdienst Nienburg sowie die für das Thema spezialisierten Organisationen: Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) Nienburg, Frauenhaus Nienburg, WEISSER RING e.V. Nienburg, Opferhilfe Verden, JaZZ 2010, Die Gruppe/Jugendhilfe sowie die Frauen- und Mädchenberatungsstelle Nienburg.
Wenngleich nicht immer gleichzeitig alle Akteure einen aktiven Part einnehmen, so sind sie jedoch insbesondere als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort wichtige "Augen und Ohren". Alle Netzwerkpartner werden die Bevölkerung weiter für das Thema sensibilisieren und auf wichtige vorhandene Hilfsangebote hinweisen, bei denen Betroffene Unterstützung erfahren.
Rückfragen bitte an:
Andrea Kempin
Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg
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