Schleierfahnder blicken auf außergewöhnliches Jahr zurück
Erfolgreich auf vielen Gebieten - Schleierfahnder Traunstein
Piding / Lkr. Berchtesgadener Land. Das Jahr 2015 war sicher das ungewöhnlichste Jahr seit Bestehen der Polizeiinspektion Fahndung Traunstein. Ein Jahresrückblick.
Ein interessantes und vielseitiges Jahr
Ab Jahresmitte war die Migrationswelle mit tausenden Asylsuchenden eine außerordentliche Herausforderung für die Fahndungsdienststelle. Die vielen Menschen, die nicht nur registriert und polizeilich sachbearbeitet, sondern auch versorgt werden mussten, brachten den eigentlichen Fahndungsbetrieb praktisch vollständig zum Erliegen. Seit Einführung der Grenzkontrollen ist dies zwar nach wie vor Teil der Tätigkeit, es ist aber auch wieder möglich, Fahndungskontrollen durchzuführen.
Migration auch hier beherrschendes Thema
Flüchtlinge in Fahrzeughalle der Polizeiinspektion Fahndung
Anfang des Jahres setzte sich der Trend fort, der bereits im Herbst 2014 begonnen hatte. Die Zahl der Aufgriffe von illegal eingereisten Personen lag deutlich über dem gewohnten Maß. Bis März 2015 wurden in etwa doppelt so viele Delikte gezählt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Trotz der Mehrbelastung wurden aber noch weiterhin viele Delikte aus den klassischen Fahndungsbereichen wie Kfz-, Urkunds- und Betäubungsmittelbereich festgestellt.
Auch im 2. Quartal 2015 ging diese Entwicklung weiter. Während die Anzahl der Schleusungen anstieg und immer mehr Personal hierbei gebunden war, konnten weniger Kontrollen durchgeführt werden, wodurch auch die Aufgriffe zurückgingen. Auch der G7-Gipfel in Elmau machte sich bereits im Vorfeld bemerkbar. Die Erfahrung und das Fachwissen der Fahnder waren auch hier gefragt, sodass die Dienststelle auf einige Beamte verzichten musste.
Keine Verschnaufpause für Fahnder
Blick in ein Schleuserfahrzeug
Eigentlich hätte nach dem G7-Einsatz wieder Routine einkehren sollen. Laut Polizeioberrat Bernhard Resch, dem Dienstellenleiter der PI Fahndung Traunstein, gab es aufgrund der dann sprunghaft ansteigenden Migrationswelle keine Verschnaufpause. Allein im Juli wurden ca. 2.870 Personen aufgegriffen, die im Inland von Schleusern abgesetzt, in Schleuserfahrzeugen festgestellt oder zu Fuß über die vielen Grenzübergänge illegal eingereist waren. Im August ging die Zahl der bei der PI Fahndung registrierten Personen nochmal extrem stark nach oben. Sie stieg auf 7.629, darunter waren 115 Schleuser, die festgenommen werden konnten. Allein am 21. August wurden 465 Personen in Urwies bearbeitet.
Migrationswelle als polizeiliche und humanitäre Herausforderung
Die Versorgung der vielen Menschen stellte die gesamte Dienstelle vor immer größere Herausforderungen. Dies war dann nur noch mit Unterstützungskräften der Bereitschaftspolizei möglich. Auch der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem THW Berchtesgadener Land, dem Roten Kreuz, den Maltesern und der Gemeinde Piding war es zu verdanken, dass eine menschenwürdige Versorgung der Menschen sichergestellt werden konnte. Diese enge Zusammenarbeit der „Blaulichtorganisationen“ ist Bernhard Resch ein großes Anliegen und soll weiterhin forciert werden. Weiter waren aber auch bauliche Veränderungen nötig, um die Registrierung, Bearbeitung und Versorgung der vielen Personen zu ermöglichen. Außerdem mussten die ca. 200 sichergestellten Schleuserfahrzeuge, die den kompletten Parkraum um die Dienststelle belegten, mit großem logistischem Aufwand an andere Örtlichkeiten geschleppt werden.
Rückkehr zum Fahndungsbetrieb nach Einführung der Grenzkontrollen
Drogensammelsurium, sichergestellt bei zwei österreichischen Staatsbürgern
Im September war die Entwicklung zunächst ungebrochen, bis am 13.09.2015 durch die hierfür zuständige Bundespolizei Grenzkontrollen zu Österreich eingeführt wurden. Mit der danach organisierten Übernahme der Flüchtlinge durch die Bundespolizei ging die Anzahl der Schleusungen und der Aufgriffe im Inland merklich zurück. Dadurch war es den Fahndern wieder möglich, zu ihrer eigentlichen Tätigkeit zurückzukehren. So stieg die Anzahl der festgestellten Delikte in allen Fahndungsbereichen wieder stark an.
Große Fahndungserfolge im letzten Quartal
Sicherstellungen bei vermeintlichen Hehlern auch im Bereich Baumaschinen und Fahrräder
Von Oktober bis Dezember wurden neben vielen anderen Straftaten wieder 69 Betäubungsmittel-, 9 Kfz-und 81 Urkundsdelikte aufgedeckt. Außerdem wurden 88 Personen festgestellt, die zur Fahndung ausgeschrieben waren. Beispiele hierfür sind die Festnahme eines gesuchten Menschenhändlers, die Sicherstellung von 1195 XTC-Pillen bei einem Zugreisenden aus den Niederlanden, die Sicherstellung eines in Holland entwendeten VW Tiguan und die Festnahme von zwei Rumänen mit zehn gefälschten Kreditkarten, um nur einige zu nennen.
PIF Traunstein nach wie vor mit Flüchtlingen beschäftigt
Nach wie vor übernimmt die PI Fahndung Traunstein aber auch neben den vereinzelten Aufgriffen von illegal eingereisten Personen im Inland auch noch die Sachbearbeitung aller unbegleiteter minderjährigen Flüchtlinge von der Bundespolizei in Freilassing. Hierzu gehören auch die nötigen Absprachen mit dem Jugendamt Berchtesgadener Land. Um daneben einen ordentlichen Fahndungsbetrieb, auch im Hinblick auf die gestiegene Terrorgefahr, gewährleisten zu können, ist nach wie vor die Unterstützung der Bereitschaftspolizei erforderlich.
Zahlen nicht ausschlaggebend
Polizeioberrat Resch, Leiter der Polizeiinspektion Fahndung (Schleierfahnder) mit Sitz in Piding/Urwies
Insgesamt kam es zu einer Steigerung der in Urwies bearbeiteten Fälle um mehr als 650 %. Knapp 11.500 einzelne Delikte wurden erfasst. Bei ca. 98 % davon handelte es sich um illegal eingereiste Personen, die hier registriert, polizeilich sachbearbeitet und schließlich an Erstaufnahmeeinrichtungen weitergeleitet wurden. Die Anzahl der sonst festgestellten Delikte hat sich aus den offensichtlichen Gründen nahezu halbiert. Zurückblickend sind für Bernhard Resch aber nicht nur die Zahlen des letzten Jahres das Ausschlaggebende, viel mehr ist er sehr stolz auf die Einsatzbereitschaft und Leistungsstärke seiner Fahnder in Hinblick auf die enormen Herausforderungen, die zu bewältigen waren.
Quelle: Bayerische Polizei