Bremen (ots) - Sagehorn, Bahnstrecke Bremen - Hamburg, 24.05.2016, 21:30 - 22:00 Uhr
Die Meldung der Notfallleitstelle der Bahn aus Hannover klang dramatisch: Ein Mann sitzt mit einem Gewehr im Anschlag auf einem Abstellgleis in der Nähe von Sagehorn, Strecke 2200 / Bahnkilometer 258,650 / Weiche 53 - allemal Grund genug für einen Blaulichteinsatz der Bundespolizeiinspektion Bremen. Das Gleis wurde gesperrt, mit dem Fahrdienstleiter telefoniert und die Zuggeschwindigkeit der Durchfahrgleise der Bahnstrecke Bremen - Hamburg auf rechtzeitiges Stoppen wegen "Personen im Gleis" reduziert. Merkwürdig war auch die Meldung von einem aufgebauten Zelt und einem abgestellten Fahrzeug - nach Halterabfrage einem Jäger gehörend. Das beruhigte den Puls der Besatzung aber nur unwesentlich.
Der 47-Jährige Fahrer und mutmaßliche Schütze hatte unterdessen seine Ausrüstung wieder zusammengepackt. Die Bundespolizeistreife traf ihn auf dem Parkplatz am Bahnhof Sagehorn in seinem Fahrzeug an. Das Jagdgewehr lag zugriffsbereit im Fußraum der Beifahrerseite, was Polizeibeamte gar nicht gerne sehen.
Der Grünrock rechtfertigte sich gegenüber den Blaulicht-Fahrern damit, nur "auf Wild angesessen zu haben". Die Bahnstrecke - hier ein Abstellgleis samt Prellbock - erschien ihm der geeignete Punkt zu sein, das Gelände vom erhöhten Bahndamm aus im großen Winkel "als Kugelfang" zu nutzen. Weil in Reichweite seiner Geschosse eine Kreisstraße verläuft, ein durchaus gangbarer Gedanke zum Schutze des Straßenverkehrs - wäre da nicht die Beeinträchtigung des Bahnverkehrs: Fünf Züge verspäteten sich um 56 Minuten.
Nun könnten ihm nicht nur Regressansprüche der Bahn drohen, sondern auch ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen "Vornahme einer Betriebsstörung" im Sinne der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung, § 64 b Absatz 2 Ziffer 5. Die Höhe des Bußgeldes lässt sich derzeit noch nicht einschätzen, könnte jedoch "nicht unerheblich" ausfallen.
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