„Haustürgeschäft“ ohne Widerrufsrecht – Enkeltrick
SÜDLICHES OBERBAYERN. Die Masche zieht immer noch und das bei den sogenannten „Haustürgeschäften“ sonst übliche, 14-tägige Widerrufsrecht, kann mit Sicherheit nicht geltend gemacht werden: Der Enkeltrick. Enkel oder Enkelin, Neffe oder Nichte, der Anwalt oder die Polizei, alle brauchen sie Geld und rufen bei Seniorinnen und Senioren an. In Bad Reichenhall erbeuteten Täter kürzlich 11.000 Euro. In Schongau versuchten es Unbekannte in den letzten beiden Tagen mehrfach bei älteren Menschen. Vorsicht ist geboten! Bei Verdacht bitte 110 wählen!
11.000 Euro einer Frau aus Piding (Lkr. BGL) erbeutet.
Bargeld und Schmuck im Wert von etwa 11.000 Euro übergab vergangenes Wochenende eine 86-jährige Frau unbekannten Tätern wegen angeblicher Geldprobleme des Patenkindes. Unglaublich aber wahr: die alte Dame war so überzeugend überredet worden, dass sie sich zur Geldübergabe auf den Weg in ein Salzburger Hotel machte und dort einer südländisch aussehenden Frau das Bargeld und ihren Schmuck übergab. 13 weitere Versuchstaten im Raum Berchtesgadener Land sind zwischenzeitlich im Polizeipräsidium Oberbayern Süd bekannt geworden.
Schongau: "Hallo Omi, ich brauche Geld!"
In den letzten beiden Tagen versuchten die Täter ihr Glück im Landkreis Weilheim-Schongau. Bisher sind vier Versuchstaten bekannt geworden. „Omi“ wurde beispielsweise in zwei Fällen am Mittwoch angerufen und gefragt, wieviel Bargeld sie denn daheim hätte. Nicht genügend offenbar: „Hast du nicht auch ein Girokonto, Sparbuch oder Schmuck?“ Das Bisschen Bargeld von zu Hause hätte nämlich nicht für den Autokauf ausgereicht. „Erwin“ aus Nürnberg meldet sich am Donnerstag bei seiner 86-jährigen Verwandten, schließlich muss man sich in der Familie ja helfen, wenn man gerade bei der Auktion in Kaufbeuren etwas ersteigert hat. Und „Volker“, der unmittelbar vor dem Kauf einer Immobilie in Kaufbeuren stand, rief auch bei seiner älteren Verwandten an. Nur blöd, dass „Volker“ irgendwie hochdeutsch redete – und somit aufflog. Geld wurde in keinem der Fälle übergeben, jedoch hatte die 86-jährige Dame für „Erwin“ bereits 15.000 Euro abgehoben. Der Bankangestellte äußerte dann leise Zweifel und konnte die Frau dazu überreden, einmal mit Verwandten über die Sache zu sprechen.
Und morgen? Vielleicht Rosenheim. Oder Altötting?
Morgen ist wahrscheinlich der Landkreis Rosenheim dran. Oder Altötting? Garmisch-Partenkirchen? Ach ja: Manchmal ruft auch der Anwalt oder die Polizei an. „Der Junior hat richtig Mist gebaut und kommt nur mit viel Geld wieder aus der Sache raus.“ So oder so ähnlich.
Die Täter sitzen im Ausland und telefonieren oft anhand von Telefonlisten mit „alten“ Vornamen. In der jeweils abzugrasenden Region stehen Abholer bereit, sozusagen die Außendienstmitarbeiter. In der Vergangenheit gelang es bereits mehrfach Abholer festzunehmen, an die Hintermänner kommt man nur schwer.
Bitte nicht darauf hereinfallen! Und bitte warnen!
Aufpassen, heißt die Devise für mögliche Opfer, eine gesunde Portion Misstrauen ist nun mal – wie der Name schon sagt - gesund. Nicht am Telefon aushorchen lassen, Verwandte um Hilfe bitten, gerne bei Zweifeln die 110 wählen!
Für die jüngeren Semester gilt: Bitte reden Sie mit Ihren älteren Familienmitgliedern und Bekannten über diese Sachverhalte. Bitte machen Sie ihnen klar, dass diese bei Zweifeln nachfragen sollen, auch gerne bei der Polizei!
Denn: Ein 14-tägiges Widerrufsrecht räumt der Enkeltrickbetrüger nicht ein…
Die polizeiliche Beratung dazu:
http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/enkeltrick.html