Osnabrück/Lingen (ots) -
Seit heute veranstaltet die Polizeidirektion Osnabrück im Ludwig-Windhorst-Haus in Lingen/Ems eine internationale Tagung mit rund 30 Experten der Polizeibehörden aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bundeskriminalamt, Europol, Bundespolizei sowie den Niederlanden. Ziel der zweitägigen Konferenz ist die Optimierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls. Besonders im Fokus: Die Aufdeckung und Zerschlagung krimineller Netzwerke mobiler Einbrecherbanden im Dreiländereck von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden - allen voran durch die neu eingerichtet Ermittlungseinheit "Zentrale Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl (ZEG WED)".
Das sowohl in Niedersachsen als auch im Bund einzigartige Projekt der Polizeidirektion Osnabrück verzeichnet unterdessen erste Erfolge: In den ersten zwei Monaten seit Gründung des Ermittlerteams konnten 33 Taten mit Tatorten in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Belgien, Niederlande und Rheinland-Pfalz aufgeklärt und sieben mutmaßliche Einbrecher festgenommen werden. Erstes Fazit der Ermittler: Das Erkennen von Tatzusammenhängen durch die Analyse und Auswertung überregionaler Taten, lege oftmals den Grundstein für die sich anschließende Ermittlungsarbeit. "Durch die überregionale Auswertung von Daten in der ZEG WED, konnten bereits mehrere Einbruchserien erkannt und aufgeklärt werden", sagte Jörg Bockstiegel, Leiter der seit Mitte Oktober 2016 neu eingerichteten Ermittlungsgruppe. Überregionale Analyse bedeute, dass in die Betrachtung nicht nur niedersächsische Erkenntnisse, sondern auch bundes- und europaweite Erkenntnisse in die Auswertung einfließen, so Bockstiegel.
In diesem Sinne war der Ausbau des Austausches relevanter polizeilicher Daten - speziell mit den beteiligten Projektpartnern der Politie Eenheid Oost-Nederland, Politie Eenheid Noord-Nederland und der Bundespolizei - ein Kernthema der Tagung in Lingen/Ems. Auch die anwesenden Vertreter des BKA und Europol zeigten sich äußerst interessiert an der Veranstaltung und der Arbeit der ZEG WED und stellten ihrerseits am Montag die Notwendigkeiten und Erkenntnisse aus bundesweiter und europäischer Sicht dar. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) ist ebenfalls in Lingen/Ems mit von der Partie, um auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse reisender Einbrecherbanden bei der praktischen Arbeit der Ermittler zu berücksichtigen. Am morgigen Tag wird der internationale Austausch fortgesetzt.
Die Leiter der beteiligten Polizeiorganisationen Bernhard Witthaut (Polizeipräsident Polizeidirektion Osnabrück), Dr. Martin Kuhlmann (Präsident Bundespolizeidirektion Hannover), Stoffel Heijsman (Leiter Politie Eenheid Oost-Nederland) und Ronald Zwarter (stellv. Leiter Politie Eenheid Noord-Nederland), nahmen am Montagnachmittag an der Veranstaltung teil. Sie lobten die gute Zusammenarbeit und waren der Meinung, dass die Kooperation bei der Auswertung und Zulieferung relevanter Daten aus den eigenen Zuständigkeitsbereichen der richtige Weg sei, professionellen Täterbanden auf die Schliche zu kommen. Die Kooperation werde noch weiter ausgebaut und intensiviert, so die Polizeichefs.
Erstmals können im "Dreiländereck" Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden umfänglich Daten mobiler Täterbanden analysiert, ermittlungsrelevante Informationen ausgetauscht und die hieraus gewonnenen Ergebnisse für die operative Ermittlungsarbeit genutzt werden. Die Informationen werden nicht nur ausgewertet und zur Verfügung gestellt, sondern unmittelbar als Grundlage anschließender Ermittlungen genutzt. Die Europäische Union fördert in Osnabrück die neuen Strukturen der ZEG WED im Kampf gegen Einbrecher mit 600.000 Euro. "Schaffung grenzüberschreitender Strukturen zur Bekämpfung überörtlich agierender Tätergruppen im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahl", wird für die Dauer von drei Jahren über das EU-Programm "Innerer Sicherheitsfonds" in Kooperation mit der Bundespolizei und der niederländischen Politie sowie in Zusammenarbeit mit dem BKA und Europol bezuschusst. Auf der Grundlage dieser neuen Strukturen der Zusammenarbeit, bearbeitet die neue schlagkräftige Ermittlungseinheit, bestehend aus bis zu 15 Ermittlern und vier Analysten, von Osnabrück aus in enger Abstimmung mit den Staatsanwaltschaften überregionale Fälle bzw. Fallserien. Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit bilden dabei die überregionalen mobilen Täterbanden. Weitere Ziele sind Brennpunkte oder auch neue Phänomene der Tatbegehungen frühzeitig zu erkennen, um daraus nicht nur Ermittlungsansätze zu generieren, sondern auch Präventionsmaßnahmen sowie Konzepte nachhaltig anzupassen und weiterzuentwickeln.
Hierzu erklären die Leiter der am ISF-Projekt beteiligten Polizeibehörden:
Leiter der Polizeidirektion Osnabrück, Polizeipräsident Bernhard Witthaut:
"Mit den neuen Strukturen und den daraus generierten Ermittlungsansätzen in Verbindung mit der neuen "Zentralen Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl" bauen wir unsere Arbeit im Kampf gegen Wohnungseinbrüche noch einmal deutlich aus. Die Netzwerke der Kriminalität der international vorgehenden Täter haben sich geändert. Wir wollen diese organisierten Strukturen von Täterbanden aufbrechen."
Leiter der Bundespolizeidirektion Hannover, Dr. Martin Kuhlmann:
"In einem Raum des Rechts, der Sicherheit und der Freiheit, in dem es keine Binnengrenzkontrollen mehr gibt, kann es nicht sein, dass sich Kriminelle diese Vorzüge ungehindert zu nutze machen. Um dies zu verhindern, aber zumindest deutlich zu erschweren, ist die Bundespolizei der Polizeidirektion Osnabrück und der niederländischen Politie im Rahmen ihrer Zuständigkeit ein verlässlicher Partner."
Stellv. Leiter der Politie Eenheid Noord-Nederland, Ronald Zwarter:
"Informationen teilen macht den Unterschied. Für eine Bekämpfung der mobil agierenden Banden, die schnell die Orte wechseln und dadurch innerhalb der eigenen Region manchmal schnell wieder verschwinden, ist der Informationsaustausch zwischen den Regionen und den Ländern von erheblicher Bedeutung. Auf diese Art wird die strukturierte Vorgehensweise dieser Tätergruppierungen transparenter und wir machen den richtigen Schritt im Ermittlungsbereich, als auch im Bereich der präventiven Maßnahmen. Mit diesem Projekt haben wir einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht."
Leiter der Politie Eenheid Oost-Nerderland, Stoffel Heijsman:
"Neben der bestehenden binationalen Kooperation in Bad Bentheim - im Grenzüberschreitenden Polizeiteam - ist dies ein weiterer Anreiz für die internationale Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Kriminalität. Statt auf Ereignisse zu reagieren, optimieren wir künftig eine proaktive, Informations-gesteuerte Vorgehensweise. Wenn ein starker Verdacht gegen kriminelle Tätergruppierungen vorliegt, dann werden wir diese in Zusammenarbeit mit unseren Partnern festnehmen. In erster Instanz werden wir dabei unser Augenmerk auf die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls richten. In der Zukunft aber auch auf die Aufdeckung und Zerschlagung von mobiler Täterbanden mit anderen Zielrichtungen."
Polizeidirektion Osnabrück
Marco Ellermann
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