Nordhorn – „Täterarbeit ist Opferschutz“ – Landkreis fördert Täterberatung mit jährlich 10.000 Euro

POL-EL: Nordhorn - "Täterarbeit ist Opferschutz" - Landkreis fördert Täterberatung mit jährlich 10.000 Euro
Das Foto zeigt (v.l.n.r.): Karl-Heinz Brüggemann, Hiltrud Frese (beide Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim), Michael Lammel, Hermann-Josef Schmeinck (beide SKM Lingen) und Landrat Friedrich Kethorn

Nordhorn (ots) - Das Foto zeigt (v.l.n.r.): Karl-Heinz Brüggemann, Hiltrud Frese (beide Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim), Michael Lammel, Hermann-Josef Schmeinck (beide SKM Lingen) und Landrat Friedrich Kethorn

"Leider müssen wir eine Zunahme häuslicher Gewalt verzeichnen. Unsere Aufgabe ist es, gegenzusteuern", erklärte Landrat Friedrich Kethorn in einem Gespräch mit Vertretern der Polizeiinspektion Lingen und des SKM Lingen im Kreishaus. Allein in den Jahren 2013 bis 2015 hätten bei der Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) insgesamt 832 Frauen aus der Grafschaft um Hilfe gebeten. In 2016 seien es 326 gewesen. Die Politik im Landkreis Grafschaft Bentheim habe sich daher entschlossen, das Projekt "Täterberatung bei Häuslicher Gewalt" des SKM in Lingen mit jährlich 10.000 Euro zu unterstützen. Es ist eine Entwicklung, die auch Karl-Heinz Brüggemann, Leiter der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, beklagt und viele seiner Kolleginnen und Kollegen gut kennen: "Wir haben brutale Auswüchse aller Art. Und diese ziehen sich quer durch alle Schichten und alle Altersgruppen. Den typischen Täter gibt es da nicht." Bevor sich eine Frau von ihrem uneinsichtigen, gewalttätigen Partner löse, vergingen mitunter viele Jahre, so dass die Polizei nicht selten zu Situationen gerufen werde, in denen das Martyrium schon viel zu lange andauere. Der SKM Lingen führt bereits seit Oktober 2012 in Lingen und im südlichen Emsland das Projekt "Täterberatung bei Häuslicher Gewalt" durch. Das Projekt verfolgt das Ziel, Männer, die gegenüber ihren Partnerinnen oder auch den Kindern Gewalt ausgeübt haben, durch eine präventive Beratung dabei zu unterstützen, ihr Verhalten möglichst dauerhaft zu verändern. Damit sollen Wiederholungsfälle vermieden werden. Die Teilnahme ist freiwillig. "Zwang macht da keinen Sinn. Wir wollen den Erfolg", erläutert Hermann-Josef Schmeinck (Geschäftsführer SKM Lingen). Die kostenpflichtigen Kurse finden immer in Gruppen mit etwa 5 bis 6 Teilnehmern statt und umfassen 26 Sitzungen. Module von der Tatrekonstruktion bis hin zum Training gewaltfreier Kommunikation und der Erarbeitung partnerschaftlicher Konfliktlösungen sollen Anstoß geben, über eingefahrene Muster nachzudenken und Verhalten zu ändern. "Die Männer kommen über drei Wege zu uns: entweder über die Zusteuerung durch die Polizei, durch Hinweise des Jugendamtes oder weil sie sich direkt bei uns melden", so Schmeinck. Natürlich lassen sich nicht alle Täter überzeugen, ein solches Angebot wahrzunehmen. Durchschnittlich ist es jeder fünfte. Und bei weitem nicht jeder hält den Kurs auch bis zum Ende durch. Dennoch halten Landkreis und Polizei diese Arbeit des SKM, die parallel zur Opferbetreuung stattfindet, für wertvoll und unerlässlich. "Die Arbeit mit den Tätern ist für uns zugleich auch Opferschutz. Jeder verhinderte Fall ist für uns ein Erfolg", betonen Karl-Heinz Brüggemann und Landrat Kethorn. Mit dem 1. April 2017 soll das Angebot des SKM in Nordhorn starten. Kontakt: SKM Lingen, Lindenstraße 13, 49808 Lingen, Tel. 0591-91246-51 oder 0591-91246-65. Weitere Informationen unter www.skm-lingen.de.

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