Osnabrück/Lingen (ots) - Es ist nicht an der Tagesordnung, dass rund 80 Experten der Polizei aus ganz Niedersachsen, den Niederlanden, dem Bund, mehrerer Bundesländer und Europol zusammenkommen. Das einjährige Bestehen des EU-Projektes "Zentrale Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl" (ZEG WED) der Polizeidirektion Osnabrück brachte sie heute (20.11.17) alle im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen/Ems zusammen. Bernhard Witthaut, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück, konnte u.a. den Niedersächsischen Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, Susanne Mittag, Mitglied des Deutschen Bundestages, wie auch die Kooperationspartner des Projektes Oscar Dros, Leiter Politie Oost- Nederland sowie Dr. Martin Kuhlmann, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, begrüßen. Weitere Gäste waren führende Vertreter der Polizei in den Niederlanden, des Bundeskriminalamtes, der Landeskriminalämter Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und Europol sowie der Justiz. Sowohl die ersten Erfolge der ZEG WED nach einem Jahr Arbeit im Kampf gegen Einbrecherbanden als auch die Frage wie die grenzüberschreitende Ermittlungsarbeit im Projekt und darüber hinaus noch weiterentwickelt und intensiviert werden kann, aber auch der Austausch über aktuelle Ermittlungsverfahren, standen auf der Agenda der zweitägigen Tagung.
Positive Jahresbilanz der ZEG WED: Sechs mobile überregional bzw. international agierende Banden konnten in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück zerschlagen werden - gegen zwei weitere Banden laufen zur Zeit umfangreiche Ermittlungen. Rund 120 Taten - mit einem Schadensvolumen von über 1,1 Millionen Euro - wurden aufgeklärt, 35 Tatverdächtige ermittelt und 20 Personen festgenommen. Die meisten von ihnen befinden sich aktuell in Untersuchungshaft. Teilweise verhängten Gerichte bereits empfindliche Haftstrafen von über 5 Jahren. Noch dazu führten u.a. Analysen und Ermittlungen der ZEG WED Ende Oktober 2017 in Hasselt (Belgien) zur Festnahme eines führenden Bandenmitgliedes durch die belgische Polizei. Die Bande hatte sich auf die Entwendung von Wohnwagen spezialisiert.
Meilenstein in der Weiterentwicklung des Projektes: Zukünftig wird die sogenannte georeferenzierte Darstellung und Analyse der Lagebilder, sprich aller Einbrüche im Dreiländereck möglich. Dadurch können Tatorte in Niedersachsen, den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen anhand von geografischen Übersichten nicht nur visualisiert, sondern vor allem auch besser analysiert und ausgewertet werden. "Wir können jetzt noch effizienter Tatzusammenhänge bei grenzüberschreitender Kriminalität von mobilen Einbrecherbanden feststellen und neue Ermittlungsansätze generieren", so Jörg Bockstiegel, Leiter der ZEG WED. Ein weiterer Gewinn: Die Analysten und Ermittler des 18-köpfigen Teams bekommen jetzt die Einbruchsdaten im Dreiländereck regelmäßig über eine sichere Datenleitung zur Verfügung gestellt. "Der Horizont und das Spektrum der Datenanalyse zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls werden damit erheblich erweitert", so Bockstiegel. Zuvor konnten entsprechende Informationen nur behördenintern oder lediglich anlassbezogen grenzüberschreitend ausgetauscht werden. Auch die Einsetzung von sogenannten Joint Investigation Teams (JIT), bei dem verschiedene Nationen gemeinsam polizeilich und justiziell zusammen an einem Verfahrenskomplex arbeiten, oder die Führung solcher herausragenden Verfahren waren Bestandteil des Austausches bei der Expertentagung. Dabei wurden aktuelle Fälle aller beteiligten Behörden besprochen und gemeinsame Ermittlungsansätze herausgearbeitet.
Die Europäische Union fördert das Projekt ZEG WED und den neuen Ansatz im Kampf gegen Einbrecher mit 600.000 Euro. Das sowohl in Niedersachsen als auch im Bund außergewöhnliche Projekt "Schaffung grenzüberschreitender Strukturen zur Bekämpfung überörtlich agierender Tätergruppen im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahl" wird für die Dauer von drei Jahren über das EU-Programm "Innerer Sicherheitsfonds" in Kooperation mit der Bundespolizei und der niederländischen Politie sowie in Zusammenarbeit mit dem BKA, Europol und den Kreispolizeibehörden Borken und Steinfurt bezuschusst.
Statements zur ZEG WED als wegweisendes (Erfolgs-) Modell und zum Ausbau gemeinsamer Bekämpfungsstrategien bei grenzüberschreitender Kriminalität
Bernhard Witthaut, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück:
"Die Ermittlungserfolge zeigen, der gewählte Ansatz aus grenzüberschreitender Analyse und Auswertung überregionaler Einbruchstaten ist genau richtig. Zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität müssen wir aber im Sinne der "Aachener Erklärung" auf justizieller- und polizeilicher Ebene noch enger und entschlossener zusammenwirken."
Boris Pistorius, Niedersächsischer Minister für Inneres und Sport:
"Das in der Art einmalige Konzept dieser Ermittlungsgruppe hat nach einem Jahr Arbeit eine beeindruckende Bilanz vorgelegt. Einbrüche überregional und sogar international zu bekämpfen ist eine von mehreren Maßnahmen, um effektiv gegen die Täter und vor allem Tätergruppen vorzugehen."
Susanne Mittag, Mitglied des Deutschen Bundestages:
"Das Projekt hebt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf eine vollkommen neue Stufe. Deshalb fließt auch vollkommen zu Recht die höchste Fördersumme dieser Ausschreibung an die PD Osnabrück. Ich freue mich sehr, dabei geholfen zu haben."
Oscar Dros, Politie Oost Nederland:
"Es ist mein Wunsch, dass die gemeinsame Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl insbesondere dazu beiträgt, Gemeinsamkeiten in der Kriminalitätsbekämpfung zu erkennen und versucht, Probleme durch Zusammenarbeit zu lösen. Wenn die bilaterale Zusammenarbeit hier erfolgreich ist, kann und sollte sie als Modell für andere, ähnlich gelagerte Themen dienen."
Roger Weyrich, Bundeskriminalamt:
"Für die Bekämpfung reisender Täter im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls sind eine enge nationale und internationale Zusammenarbeit, die Identifizierung von Tatserien und Tätergruppierungen sowie das Führen von Sammelverfahren von wesentlicher Bedeutung. Die Zentrale Ermittlungsgruppe in Osnabrück erfüllt diese Voraussetzungen durch den länderübergreifenden Ansatz und zentrale Analysen und Ermittlungen in beispielhafter Weise."
Jens Burrichter, EUROPOL:
"Kriminelle im Deliktsfeld der Organisierten Eigentumskriminalität sind flexibel, mobil, verwenden unterschiedliche modi operandi und verfügen über sehr komplexe Strukturen. Ein transnationales, multidisziplinäres und institutionsübergreifendes Zusammenwirken ist für eine erfolgreiche Bekämpfung zwingend erforderlich. Europol mit seinen Datenbanken, Informations-, Auswertungs- und Analyseeinheiten nimmt hierbei eine einmalige, besondere und wichtige Schlüsselfunktion ein."
Christian Zahel, LKA Niedersachsen:
"Mit der zentralen Bearbeitung von Bandendelikten in der ZKI und dem ISF-Projekt ist die Polizeidirektion Osnabrück ein wichtiger Partner des Landeskriminalamtes Niedersachsen, um überörtlich agierende Einbrecherbanden auch über Ländergrenzen hinweg zu erkennen und erfolgreich zu bekämpfen. Ich bin mir sicher, dass die engagierten Kollegen aus der ZEG WED in den nächsten Monaten weiter viele Wohnungseinbrecher ermitteln und festnehmen werden!"
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