Bei illegalem Glücksspiel radioaktive Spielkarten im Einsatz

Polizeimeldung vom 28.11.2017
Marzahn-Hellersdorf
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Gemeinsame Meldung Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin
Nr. 2703
Beamte des Landeskriminalamtes haben am 16. November 2017 in einem gemeinsamen Einsatz mit Mitarbeitern der Strahlenmessstelle bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie dem Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit nach radioaktiv markierten Spielkarten in einem Restaurant, einem Club-Center sowie einer Karaoke-Bar und angrenzender Verwaltung sowie eine Wohnung durchsucht. Im Focus der Ermittlungen steht eine 41-jährige Restaurantbesitzerin, in deren Lokal mit den kontaminierten Karten gespielt worden sein soll. Bei einer Routinekontrolle in einer Abfallbehandlungsanlage in Rüdersdorf wurde im November 2016 eine erhöhte radioaktive Belastung in einem Müllfahrzeug gemessen, in dem ausgestanzte Teile von Spielkarten lagen, die mit Jod 125 belastet waren. Nachforschungen zum Tourenplan der Müllfahrzeuge, die Untersuchungen des Abfalles und weitere Hinweise führten auf die Spur der 41-Jährigen und zum Erlass der Durchsuchungsbeschlüsse für die Geschäfte in der Marzahner Straße. Insgesamt fanden die Polizisten 13 mit Jod 125 kontaminierte Spielkartenteile. Kriminaltechniker sowie Mitarbeiter der Strahlenschutz-Behörden sicherten die Beweismittel und veranlassten, dass die betroffenen Räume bis zur Reinigung durch eine Fachfirma versiegelt wurden. Ebenso betroffen war eine Außentreppe. Hier wurde die Verwaltung des Einkaufscenters mit der Sanierung beauftragt. Bei den sichergestellten Teilen handelt es sich um etwa 20 mm große, runde Ausstanzungen aus Spielkarten, die sich nur durch die Farbe des Deckblattes unterscheiden. Alle markierten Karten hatten die gleiche Farbe. Durch einen verdeckt am Körper getragenen Detektor kann der betrügende Spieler erkennen, welche Karten markiert sind und sich so beim Glücksspiel einen Vorteil verschaffen. Bei Jod 125 handelt es sich um ein Nuklid, dass in der Medizin verwendet wird. Es hat eine Halbwertszeit von 60 Tagen, in dieser Zeit halbiert sich die Aktivität. Die direkt an den Kartenteilen gemessene Ortsdosisleistung von 200 µSv/h (Mikrosievert/Stunde) überschreitet die Absperrgrenze um das Achtfache, nimmt aber wenige Zentimeter entfernt sehr stark ab, in 10 cm betrug sie nur noch ein Hundertstel, in 50 cm Entfernung war keine Ortsdosisleistung mehr messbar. Eine Kontaminations- und Inkorporationsgefahr besteht daher nur bei unmittelbarem Kontakt ohne Schutzkleidung. Alle Einsatzkräfte wurden zum Einsatzende überprüft, es kam zu keiner Kontamination.
Die Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Berlin wegen des Verdachtes der Freisetzung ionisierender Strahlen dauern an.