Pressemeldung vom 22.03.2018: Gießen: Mehrere Fälle von Wucher in Gießen – Kripo Gießen warnt vor dubiosen Schlüsseldiensten

Gießen (ots) - Nachdem die Gießener Kriminalpolizei in den letzten Tagen drei weitere "Wucher" - Fälle, an denen dubiose Schlüsseldienste beteiligt waren, gemeldet bekam, warnen die Ermittler ausdrücklich vor solchen Firmen. Der entstandene Schaden wird auf mindestens 2.000 Euro geschätzt.

Der erste Fall spielte sich am 14.03.2018 im Seltersweg in Gießen ab. Einer 25 - Jähriger passierte das, was viele schon hinter sich haben. Sie hatte die Wohnungstür zugezogen, obwohl der Schlüssel in der Wohnung war. In ihrer Not schaute sie auf ihrem Handy im Internet nach. Dabei stieß sie auf eine Schlüsseldienstfirma, die unter einer 0800 - Nummer schnelle Hilfe anbot. Der Internetauftritt suggerierte, dass der Schlüsseldienst aus Gießen sei und mit fairen Preisen die Arbeiten erledigen würde. Sie riefe danach die Telefonnummer an. Nach einem kurzen Gespräch wurde ihr mitgeteilt, dass der zuständige Monteur in 20 Minuten an der Wohnungstür stehen würde. Nach über eineinhalb Stunden kam dann der Mitarbeiter des Schlüsseldienstes. Obwohl die Tür nur ins Schloss gefallen war, wurde der alte Schließzylinder gezogen. Nach den Arbeiten füllte der Monteur eine Rechnung von 770 Euro aus. Letztendlich bezahlte die 25 - Jährige per EC-Karte. Unmittelbar danach verschwand der Mann. Er soll zwischen 25 und 30 Jahre alt sein und auf einem Auge leicht schielen. Auffällig sei auch, dass er gelispelt habe.

Ähnlich verlief auch die zweite der Polizei gemeldete Tat am 16.03.2018 ab. Auch in diesem Fall hatte ein 27 - Jähriger in der Neuen Bäue die Wohnungstür ins Schloss fallen lassen. Auch in diesem Fall rief der Gießener dann eine 0800 - Telefonnummer, die er im Internet gefunden hatte, an. Dabei wurde ihm versichert, dass man ein Partnerunternehmen in Gießen verständigen werde und dass ein Monteur in etwa einer halben Stunde da sein wird. Als nach fast einer Stunde dann die "Rettung" vor der Tür stand, wurde der 27 - Jährige zunächst über weitere Kosten informiert. Der Mann öffnete die Tür dann mittels Plastikkarte und einem Draht. Trotz des eher geringfügen Arbeitseinsatzes legte er dem verdutzten Kunden eine Rechnung von fast 500 Euro. Er bezahlte dann mittels EC-Karte. Der Unbekannte soll hier eher groß und kräftig sein. Er soll einen Vollbart haben.

Zur dritten Tat kam es am vergangenen Samstag (17.03.2018) in der Straße Am Zollstock in Gießen. Einem 65 - Jährigen war das gleiche Missgeschick passiert; die Tür fiel zu. Er verständigte einen Schlüsseldienst über die bereits genannten 0800 Nummern. Trotz des zunächst vereinbarten hohen Betrages von zunächst 350 Euro ließ er sich darauf ein. Als der Schlüsseldienst dann da war und das Schloss mittels einer Plastikkarte geöffnet wurde, legte der Monteur dem Gießener dann die Rechnung in Höhe von etwa 940 Euro vor. Davor hatte er noch den Schließzylinder ausgetauscht. Der Gießener bezahlte mittels EC-Karte. Später stellte es sich heraus, dass das ausgetauschte Schloss einen Wert von nicht einmal 30 Euro hat.

Aufgrund der zuletzt gemeldeten Fälle möchte die Polizei einige wertvolle Tipps geben!

Um Hilfe zu erhalten, suchen die aufgewühlten Betroffenen im Internet über diverse Suchmaschinen nach geeigneten Firmen. Die Einträge suggerieren teilweise dem Kunden, dass die Schlüsseldienste vor Ort sind, was erfahrungsgemäß nicht der Fall ist. Daher ist es wichtig, die Kosten für An- und Abfahrt zu erfragen. Zudem sollte man sich erkundigen, aus welcher Stadt der Handwerker anreist und wie lange er für die Anfahrt braucht. Dies ist insbesondere wichtig, wenn die Leistungen außerhalb der normalen Arbeitszeit eingefordert werden, denn auch auf die Zeiten für An- und Abfahrt darf der Schlüsseldienst Zuschläge erheben, die je nach Tageszeit und Wochentag zwischen 25 und 100 Prozent ausmachen können.

Nicht selten reist der Handwerker aus einer Entfernung von über 200 Kilometern an. Nach teilweise stundenlangem Warten erfolgt dann die Türöffnung mit einer "saftigen" Rechnung, die noch vor Ort in bar bezahlt werden muss/soll.

Hinweise der Polizei:

1. Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass die Rechnung nicht sofort beglichen werden muss. Seriöse Anbieter stellen eine Rechnung aus, die erst später überwiesen werden kann. Prüfen Sie die vom Handwerker ausgefertigten Auftragsformulare vor einer Unterschrift genau.

2. Ziehen Sie eine Person Ihres Vertrauens hinzu, sollten Sie unsicher sein.

3. Ist der Handwerker dann vor Ort, verabreden Sie mit ihm vor Beginn der Arbeiten einen Festpreis. Kommt Ihnen der Preis zu hoch vor oder weicht er massiv von dem ab, was Ihnen telefonisch angekündigt wurde, sollten Sie den Handwerker einfach wieder weg schicken. Lassen Sie sich nicht mit angeblich anfallenden An- und Abfahrtskosten unter Druck setzen.

4. Ist die Arbeit bereits getan und der Monteur droht damit, die Tür ohne Aushändigung von Schlüsseln wieder zu verschließen: Zögern Sie nicht und rufen die Polizei!!!

Stressfrei mit heimischen Unternehmen arbeiten:

Auf Nummer sicher geht man, wenn man einen ortsansässigen Schlüsseldienst beauftragt. Die seriösesten Anbieter liegen meist vor der eigenen Haustür. Hier ist auch keine Sofortzahlung gefordert.

Wie finde ich ein seriöses Unternehmen?

Das Hessische Landeskriminalamt hat den sogenannten "Errichternachweis mechanische Sicherungseinrichtungen" eingestellt. Die hier gelisteten Firmen werden vom Landeskriminalamt für den Einbau einbruchhemmender Sicherungstechnik empfohlen. Einige dieser Schreiner, Schlosser oder Tischler bieten einen 24-Stunden-Notdienst an.

Jörg Reinemer Pressesprecher

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