Betrügereien und kein Ende;

Marburg-Biedenkopf (ots) - Betrügereien und kein Ende (Bezug: Warnmeldung der Polizei - Falsche Polizeibeamte derzeit im Landkreis aktiv vom 3. September)

Marburg/Landkreis Marburg-Biedenkopf: Im Stadtgebiet Marburg und in mehreren Stadteilen kam es am Montagvormittag, 3. September zwischen 10 und 12 Uhr zu zehn Anrufen, in denen älteren Menschen - darunter etliche mit Vornamen Ursula und Ingrid - vorgespielt wurde, es sei ein Polizeibeamter am Telefon. Während des Telefonats wurden Fragen zu privaten und finanziellen Umständen gestellt. Die Polizei berichtete bereits Anfang der Woche darüber. Die Zahl der bei der Polizei registrierten Anrufe hat sich bis heute auf 23 erhöht! In diesem Zusammenhang verhinderte eine "hellwache" Bank-Angestellte einen enormen finanziellen Schaden und machte den Betrügern mit ihrer perfiden Masche einen dicken Strich durch die Rechnung! Zudem tauchten im Landkreis erstmals Anrufe durch falsche Bankangestellte auf, um Daten der Angerufenen zu erfragen. Betroffene werden eindringlich gebeten, nicht auf die Fragen und Anweisungen einzugehen und sofort die Polizei in Marburg zu informieren!

Bankangestellte verhindert großen finanziellen Schaden:

Bei den bisher bekannten Fällen kam es glücklicherweise zu keinem Schadenseintritt. Dazu beigetragen hat insbesondere eine aufmerksame Angestellte der Sparkasse Marburg, bei der am Montagnachmittag eine Seniorin erschien und um Auszahlung von 20.000 Euro bat. Von dem Anruf eines angeblichen Polizeibeamten erzählte die Frau bei der Bank allerdings nichts. Die von der Kundin vorgetragenen Gründe für die Abhebung, eine Schenkung an die Enkelin, machten die Angestellte misstrauisch und sie verweigerte auch aufgrund des gezeigten, völlig untypischen Verhaltens der Seniorin zunächst eine Auszahlung, bevor der Sachverhalt nicht von einer nahen Angehörigen bestätigt wurde. Die vorausschauende Weigerung der Bank nahm die Rentnerin nun zum Anlass, bei der Kriminalpolizei in Marburg anzurufen, um den zuständigen Beamten zu sprechen, der das Abheben des Geldes gefordert hatte. Nun erlebte die ältere Dame eine böse Überraschung. Schnell stellte sich heraus, dass es diesen Beamten überhaupt nicht gibt. Durch die sofort eingeleiteten Ermittlungen der echten Kriminalbeamten kam nun der wahre Ablauf ans Tageslicht. Wie sich herausstellte, hatte der falsche Beamte bereits am Vormittag bei der Seniorin angerufen und die alt bekannte Geschichte von einem festgenommenen Einbrecher aufgetischt. Ein Zettel mit den Personalien und Anschrift des Opfers sei sichergestellt und weiterer Täter flüchtig. Die Polizei mache sich Sorgen um das Eigentum der Frau. Um das Opfer weiter psychisch unter Druck zu setzen, berichtete der falsche Polizist, eine Bankangestellte sei als Komplizin der Einbrecher tätig und das Geld auf der Bank somit nicht mehr sicher. Durch das professionelle und rhetorisch geschickte Vorgehen des Anrufers gab das ausgesuchte Opfer nun erste, vertrauliche Informationen zum Vermögen preis und Absprachen zur Übergabe des Vermögens an "die Polizei" folgten. Die Marburgerin fuhr anschließend mit einem Taxi zur Bank, um das Geld nach der Abhebung vor der Wohnanschrift an einen angeblichen Zivilbeamten der Kripo zu übergeben. Hierzu kam es aufgrund der polizeilichen Ermittlungen nicht mehr. Der glückliche Ausgang des Vorfalls zeigt wieder einmal, dass der vertrauensvolle Informationsaustausch zwischen Polizei und den Geldinstituten zu aktuellen Kriminalitätsphänomen Früchte trägt und insbesondere ältere, arglose Menschen vor finanziellem Schaden bewahrt.

Weitere Anrufe falscher Bankangestellten:

Am Montag, 3. September registrierte die Polizei zudem vereinzelt Anrufe von Betrügern, die sich als Angestellte der Sparkasse ausgaben. Die Versuche, bei den älteren Frauen sensible Kontodaten zu erfragen, scheiterten allerdings.

Hinweise der Sparkasse Marburg-Biedenkopf: Die Sparkasse Marburg-Biedenkopf bittet Kunden am Telefon niemals um die Angabe sensibler Daten wie zum Beispiel PIN oder Kennwörter. Wenn Kunden ein Anruf merkwürdig vorkommt, sollte aufgelegt und der Kontakt zum Kreditinstitut aufgenommen werden. Kunden sollten sich keinesfalls von Anrufern unter Zeitdruck setzen lassen. Ein Kreditinstitut wird dies nicht tun. Kontoauszüge sollten immer sicher verwahrt und Kontobewegungen regelmäßig kontrolliert werden.

Hinweise der Polizei: Seien Sie wachsam, misstrauisch und besprechen sich mit einer Vertrauensperson, bevor Sie überhaupt an eine Abhebung von Bargeld denken! Lassen Sie sich am Telefon von den mutmaßlichen Betrügern nicht unter Druck setzen. Geben Sie niemals vertrauliche Informationen preis. Behörden, seriöse Unternehmen agieren nicht in dieser Form und fragen sensible Daten ab. Sollte im Display eine Telefonnummer angezeigt werden, die angeblich auf die Polizei hinweist: Nicht die Wahlwiederholung drücken. Die Täter agieren in der Regel mit dem sogenannten "Call ID Spoofing". Dabei wird im Display des Angerufenen eine Nummer angezeigt, die vortäuscht, die Polizei habe angerufen. Dadurch wollen die mutmaßlichen Täter ihre wahre Identität verschleiern! Die Täter sind in der Lage, jede beliebige Telefonnummer im Display "aufleuchten" zu lassen. Wählen Sie die Notrufnummer 110 oder die Festnetznummer der zuständigen Polizei, die Sie im Telefonbuch oder über das Internet ermitteln können.

Phänomen Anruf durch falsche Polizeibeamte:

Ältere Menschen werden zunehmend von Unbekannten angerufen, die sich als Polizeibeamte ausgeben und hierbei die Rufnummer örtlicher Polizeidienststellen, des Bundeskriminalamtes oder gar die Rufnummer 110 mit einer Ortsvorwahl im Telefondisplay erscheinen lassen. Die Anrufer manipulieren ihre Opfer, indem sie ihnen überzeugende Geschichten über aktuelle Straftaten erzählen und sie zum vermeintlichen Schutz ihres Eigentums auffordern, Geld oder Wertgegenstände auszuhändigen. Die Tatbegehungsweise dieses europaweiten Phänomens schädigt in erheblichem Maße das Vertrauen der Bürger in den Staat und dessen Institutionen. Unter sehr detailliert geschilderten Vorwänden, wie beispielsweise die Polizei habe Hinweise auf einen geplanten Einbruch beim Geschädigten, gelingt es den Betrügern immer wieder, ihren Opfern mittels geschickter Gesprächsführung glaubwürdig zu vermitteln, dass ihr Geld und ihre Wertsachen zuhause nicht sicher seien. Die Betroffenen werden zu absoluter Verschwiegenheit gegenüber Jedermann verpflichtet. Ein anderer Vorwand ist, dass die Ersparnisse auf untergeschobenes Falschgeld hin überprüft beziehungsweise Spuren gesichert werden müssten. Auch auf die Konten und Bankdepots ihrer Opfer haben es die Betrüger abgesehen. Unter dem Hinweis, Bankmitarbeiter seien korrupt, sollen die Angerufenen ihre Konten und Bankdepots leeren und das Geld übergeben. Reagiert ein Opfer misstrauisch, wird es unter anderem mit dem Hinweis, es behindere eine polizeiliche "Aktion" unter Druck gesetzt und eingeschüchtert, Auch bei der Übergabe von Geld/Wertsachen gibt es verschiedene Varianten. So erfolgt zum Beispiel mit einem sogenannten "Läufer/Abholer" eine direkte Geldübergabe an der Haustüre des Geschädigten. In anderen Fällen werden die Geschädigten aufgefordert, ihr Bargeld an einem Ablageort (Briefkasten, Mülltonne ect.) zu deponieren. Es kommt aber auch vor, dass Geschädigte aufgefordert werden, per Überweisung oder mit "Money-Transfer-Diensten" Geld ins Ausland zu überweisen. Nach den polizeilichen Erkenntnissen agieren die Tätergruppierungen in der Regel aus ausländischen Callcentern heraus. Sie sprechen ein nahezu akzentfreies Deutsch und suchen sich ihre Opfer im gesamten Bundesgebiet aus. Die regionalen Abholer befinden sich in Deutschland. Diese übergeben das betrügerisch erlangte Geld an weitere Personen, die den Transfer mittels Überweisungen oder Geldboten in das Ausland veranlassen. Ermittlungen in diesem Deliktsfeld können nur über den Weg der internationalen Rechtshilfe erfolgen und sind meist sehr langwierig.

Jürgen Schlick



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