13.02.2019 – 11:46, Polizeipräsidium Recklinghausen, Recklinghausen (ots)
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"Die Furcht, Opfer einer Straftat zu werden, ist in den Köpfen vieler Menschen fest verankert. Durch Berichte in der Presse, aber auch in den sozialen Medien, sind Kriminalfälle ständig präsent - manchmal über Tage hinweg. Die statistische Wahrscheinlichkeit, von einer Straftat betroffen zu sein, liegt oft weit niedriger als die Menschen meinen und fühlen. Die Gesamtzahl der Straftaten in meinem Zuständigkeitsbereich ist bei einer gestiegenen Aufklärungsquote auf den tiefsten Stand seit 38 Jahren gesunken", stellt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen zusammenfassend dar. "Raubtaten, Diebstähle, Straßen- und Gewaltkriminalität sind zurückgegangen. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist sogar um fast ein Drittel gesunken."
Holger Haufmann, Leiter der Direktion Kriminalität, ergänzt: "Mit vereinten Kräften aus allen Direktionen haben wir durch Ermittlungen, Kontrollen, Präsenz, Präventionstipps und mit Hilfe von zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung erreicht, dass über 600 Haushalte weniger von Einbrechern heimgesucht wurden."
"Bedauerlicherweise sind nicht alle Trends positiv. Die Zahl der Gewalttaten gegen Staatsdiener ist weiterhin auf hohem Niveau. Mit dem Fäkalienbewurf auf Polizistinnen und Polizisten meiner Hundertschaft im Hambacher Forst hat die Respektlosigkeit eine neue Dimension erreicht, die mich erschrocken hat. In über 300 anderen Fällen leisteten Menschen Widerstand gegen die Polizei oder griffen sie oder andere Vollstreckungsbeamte an", so Friederike Zurhausen.
Die Anzahl der Nichtdeutschen Tatverdächtigen ist im Jahr 2018 rückläufig. Auch dies korrespondiert mit der insgesamt gesunkenen Kriminalitätsbelastung. Der Anteil von Nichtdeutschen an der Gesamtanzahl aller ermittelten Tatverdächtigen bewegt sich mit nun 28,72% etwa auf dem Vorjahresniveau (28,22% im Jahr 2017). Der Kriminalitätsbericht 2018 umfasst neben einem Blick auf die Gesamtzahlen für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen auch eine detaillierte Analyse einzelner Deliktsbereiche und eine Aufstellung der wichtigsten Zahlen aus den einzelnen Kommunen. Besondere Ermittlungserfolge und Präventionsprojekte finden sich ebenfalls im Bericht für das Jahr 2018 wieder.
Die Deliktsfelder im Einzelnen:
Tötungsdelikte
Im Jahr 2018 wurden vier Menschen durch Gewalttaten getötet, im Vorjahr waren es zwei. Insgesamt wurden 19 Tötungsdelikte statistisch erfasst, in 15 Fällen blieb es glücklicherweise beim Versuch. Alle Taten konnten geklärt werden. Unter den erfassten Tötungsdelikten im Kalenderjahr 2018 sind sechs Morde, zehn Delikte des Totschlags sowie drei fahrlässige Tötungen. Bei den Tötungsdelikten handelt es sich in den allermeisten Fällen um Beziehungs¬taten, so dass die Anzahl polizeilich kaum zu beeinflussen ist und sich Fallzahlen¬schwankungen dadurch erklären.
Sexualdelikte
Die Zahl der Sexualdelikte stieg von 566 Taten aus dem Jahr 2017 auf 590 Delikte im Jahr 2018 an. Durch eine Gesetzesänderung wurden seit 2017 auch sexuelle Belästigungen unter den Sexualdelikten erfasst. Viele dieser Delikte flossen früher als Beleidigung in die Statistik ein. Die Aufklärungsquote des Vorjahres konnte auf annähernd 80% gesteigert werden. Bei den schwerwiegenden Sexualstraftaten (Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen) kannten sich Täter und Opfer in den allermeisten Fällen. Die in der Gesamtzahl der Sexualdelikte enthaltenen Fälle des sexuellen Missbrauchs sind deutlich gesunken. Waren hier 2017 noch 236 Taten gesamt erfasst, so sind es 2018 nun 183 Taten. Das entspricht einem Rückgang um 53 Delikte. Diese Taten wurden zu beinahe 72% aufgeklärt. Mehr als die Hälfte der Missbrauchsdelikte sind dem sexuellen Missbrauch von Kindern zuzurechnen; insgesamt sind dies 98 Taten. Das sind 33 Delikte weniger als im Jahr 2017. Diese Taten wurden zu fast 81% aufgeklärt.
Rohheitsdelikte
Die Rohheitsdelikte, zu denen z. B. Raubstraftaten und Körperverletzungsdelikte gehören, sind in 2018 um 183 Taten zurück gegangen. 8.114 Delikte wurden erfasst; hiervon wurden über 87% aufgeklärt. Somit konnte die hohe Aufklärungsquote des Vorjahres sogar noch leicht gesteigert werden. Die sonstigen Rohheitsdelikte umfassen unter anderem Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Menschenraub, Freiheitsberaubung, Nötigung, aber auch das Nachstellen oder neudeutsch "Stalking". Hier sind insgesamt 2.520 Taten (-95) erfasst, 1.477 davon sind Bedrohungen, 666 Nötigungen. Stalkingtaten wurden in 292 Fällen erfasst. Die Aufklärungsquote ist in dem Deliktsbereich der Straftaten gegen die persönliche Freiheit naturgemäß hoch (91%), da es sich in den allermeisten Fällen um Taten mit einer Vorbeziehung handelt. Raub
Die Statistik 2018 führt 402 Raubdelikte auf. Dies ist der niedrigste Stand seit 2004. Es konnten mehr als die Hälfte der Taten aufgeklärt werden. 176 davon waren Delikte des Straßenraubes, das entspricht einem Anteil von ca. 44% an den Raubtaten. Die Aufklärungsquote konnte beim Straßenraub auf nahezu 43% gesteigert werden. 31 Geschäfte wurden im Jahr 2018 beraubt. Im Vorjahr waren es noch 17 Taten mehr. Diese Raubtaten wurden zu 45% aufgeklärt. Zum Raub von Handtaschen kam es 2018 in 17 Fällen.
Körperverletzung
Insgesamt wurden über 5.000 Körperverletzungsdelikte im Jahr 2018 erfasst, etwas weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote ist mit knapp 88% auf hohem Niveau. In 1.335 Fällen gab es Anzeigen wegen gefährlicher und schwerer Körperverletzungen. Eine gefährliche Körperverletzung wird erfasst, wenn z. B. ein Gegenstand wie ein Messer oder ein Schlagstock eingesetzt wurde. Von einer schweren Körperverletzung wird gesprochen, wenn schwere gesundheitliche Folgen bleiben. Von den gefährlichen und schweren Körperverletzungen konnten über 83% aufgeklärt. 691 der gefährlichen und schweren Körperverletzungen wurden auf Straßen, Wegen oder Plätzen begangen, waren also auch der Straßenkriminalität zuzuordnen. Hier ist ein Rückgang um 50 Delikte zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote beträgt annähernd 78%. Hauptanteil bei den Körperverletzungen sind leichtere Taten, also einfache Körperverletzungen. Hier sind über 3.600 Delikte erfasst, von denen fast 90% geklärt werden konnten. In diesem Bereich sind die Fallzahlen um 53 Taten gestiegen. Die meisten dieser Körperverletzungen sind Beziehungsdelikte. Diebstahl
Insgesamt wurden 2018 beim Polizeipräsidium Recklinghausen fast 19.000 Diebstahlsdelikte angezeigt. Das entspricht einem Anteil von 39% an der Gesamtkriminalität. Die Fallzahlen sind um mehr als 1.700 Fälle gesunken. 8.774 Taten waren dabei Diebstähle unter erschwerenden Umständen, also beispielsweise Einbruchs- oder Bandenkriminalität. Dies ist ein Rückkgang um 1.407 Delikte im Vergleich zu 2017. Die Aufklärungsquote bei den einfachen und erschwerten Diebstählen liegt fast auf Vorjahresniveau. In 245 Fällen wurden Kraftwagen, in 291 Fällen Motorräder und Roller gestohlen. Beim Ladendiebstahl sind 2018 insgesamt 282 Taten weniger erfasst worden. Insgesamt sind hier über 2.800 Fälle registriert, mehr als 91% sind geklärt.
Taschendiebstahl
Mit Tricks und Fingerfertigkeit haben Taschendiebe im Jahr 2018 über 1.000 Mal Beute gemacht. Die Aufklärungsquote bei diesem Delikt liegt trotz eines Anstiegs um 2 Prozentpunkte bei nur 4,62%. Opfer von Taschendieben bemerken die Taten oft zunächst nicht und können später bei der Anzeigenerstattung keine Angaben zu Tatzeit, Tatort und Hergang machen, von einer Täterbeschreibung ganz zu schweigen. Insofern ist es ausgesprochen schwierig, Tatverdächtige zu ermitteln. Aber auch wenn Geschädigte ausnahmsweise frühzeitig bemerken, dass sie bestohlen wurden, melden sie dies der Polizei oftmals erst mit deutlichem Zeitverzug. Dadurch ist es nicht möglich, direkt nach den Tätern im Umfeld zu fahnden und sie noch mit der Beute der Opfer zu überführen. Das Polizeipräsidium Recklinghausen hat bei mehreren Schwerpunkteinsätzen im Jahr 2018 darüber informiert, wie man sich vor diesen Taten wirkungsvoll schützen kann.
Fahrraddiebstähle
Im Jahr 2018 wurden fast 2.500 Fahrräder gestohlen, im Jahr 2009 und 2012 waren es noch ungefähr doppelt so viele. Die Zahl der gestohlenen Fahrräder und die Aufklärungsquote sind ähnlich wie im Jahr vorher.
Wohnungseinbruch
Wie sich schon im Laufe der letzten Monate andeutete, ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im Jahr 2018 um fast ein Drittel zurückgegangen. In den letzten 30 Jahren gab es keinen so niedrigen Stand. Fast jeder zweite Einbruch war unvollendet - entweder kamen die Einbrecher nicht herein oder sie haben keine Beute gemacht. Die Aufklärungsquote liegt bei fast 16 Prozent. Die Ermittlungskommission Phönix war wie alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PP Recklinghausen mit Eifer dabei, Wohnungseinbrecher dingfest zu machen und Einbrüche zu verhindern. Mit der sogenannten Pfarrhausbande konnten Tatverdächtige festgenommen werden, die in NRW und Niedersachsen ihr Unwesen getrieben haben. "Diese Bande steht im Verdacht, auch den Einbruch in das Pfarrhaus in Haltern am See, bei dem ein Pater geschlagen und gefesselt wurde, begangen zu haben", teilt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen mit.
Diebstahl an/aus Kfz
Bei den Autoaufbrüchen sind die Zahlen im Jahr 2018 auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren gelandet. Trotzdem gab es noch über 3.000 Anzeigen, weil Unbekannte Autos aufgebrochen und entweder Teile ausgebaut oder persönliche Gegenstände der Autonutzer gestohlen haben. Da die Autoaufbrüche blitzschnell und manchmal auch in der Dunkelheit verübt werden, ist die Aufmerksamkeit von Bürgerinnen und Bürgern und die Verständigung der Polizei besonders wichtig, damit die Polizei schnell nach den Tätern fahnden kann.
Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen
Gerichtsvollzieher, Rettungssanitäter und Polizisten sind gleichermaßen Ziel von Angriffen. Widerstand gegen Amtshandlungen dieser Personen war schon immer strafbar. Wer sie unabhängig von einer Amtshandlung angreift, muss seit Ende Mai 2017 damit rechnen, für einen "Tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte" verurteilt zu werden. In über 300 Fällen kam es im Jahr 2018 zu Tätlichkeiten, Widerständen oder ähnlichen Angriffen auf die Staatsdiener. Nur ein Bruchteil dieser Taten blieb ungeklärt, über 99 Prozent der Täter wurden identifiziert.
Gewaltkriminalität
Die Gewaltdelikte sind im vergangenen Jahr weniger geworden. Unter Gewaltdelikten versteht man Delikte mit grober Gewaltanwendung oder mit erheblichen Folgen für das Opfer, z. B. Raubdelikte, gefährliche und schwere Körperverletzungen und bestimmte Sexualdelikte. Über 76 Prozent der 1.866 Fälle wurden geklärt. Die Aufklärungsquote ist die zweithöchste der letzten zehn Jahre.
Straßenkriminalität
Die Straßenkriminalität ist um fast 400 Delikte gesunken und liegt damit auf dem tiefsten Wert der letzten 16 Jahre. Zu den Delikten der Straßenkriminalität gehören Straftaten, die typischerweise im öffentlichen Raum begangen werden, wie z. B. Straßenraub, Sachbeschädigung, Taschendiebstahl, Körperverletzung und auch teilweise Sexualdelikte. Insgesamt sind immer noch über 12.000 Delikte der Straßenkriminalität aufgeführt. Betrachtet man diese Zahl im Zeitraum der letzten zehn Jahre, ist ein Rückgang der Zahlen um 35 Prozent festzustellen. Die Aufklärungsquote bei der Straßenkriminalität liegt bei fast 17 Prozent.
Einbruchkriminalität
Um fast ein Viertel ist die Kriminalität im Bereich der Einbrüche zurückgegangen. Neben Wohnungseinbrüchen werden hier auch Einbrüche in Keller, Diensträume, Gaststätten und Geschäfte gezählt.
Jugendkriminalität
Auch der Zahl der straffällig gewordenen Jugendlichen hat sich verringert. Etwas über 4.000 Tatverdächtige wurden ermittelt, die unter 21 Jahre alt sind. Unter anderem das Intensivtäter-Konzept, das seit elf Jahren im Polizeipräsidium Recklinghausen praktiziert wird, hat die Zahl der jugendlichen und heranwachsenden Tatverdächtigen von einer Zahl von über 6000 im Jahr 2009 um ein Drittel sinken lassen.
Den kompletten Kriminalitätsbericht finden Sie im Anhang oder besuchen Sie uns auf unserer Internetseite https://recklinghausen.polizei.nrw/node/7351
Für Rückfragen von Medienvertretern steht der Leiter der Direktion Kriminalität, der Leitende Kriminaldirektor Holger Haufmann, telefonisch zur Verfügung. Die Medienanfragen werden über die Pressestelle unter der Nummer 02361 55 1032 koordiniert.
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Ramona Hörst
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