200301-1. Ermittlungserfolg gegen falsche Polizisten: Vollstreckung mehrerer Haftbefehle

POL-HH: 200301-1. Ermittlungserfolg gegen falsche Polizisten: Vollstreckung mehrerer Haftbefehle
01.03.2020 – 12:00, Polizei Hamburg, Hamburg (ots)

Tatzeitraum: November 2019 bis Februar 2020 Tatorte: Hamburg und Niedersachsen

Betrug durch falsche Polizisten: Hamburger Ermittler haben am Mittwoch zwei Männer und eine Frau aus Niedersachsen verhaftet. Ein aufmerksamer Pastor brachte die Ermittlungen erst ins Rollen.

Bereits Mitte November versuchten falsche Polizisten, eine 81-jährige Frau aus Eppendorf um ihr Erspartes zu bringen. Die in einer Seniorenunterkunft lebende Frau hatte schon ihr Bankschließfach geleert und war im Begriff, Schmuck, Goldmünzen und Goldbarren im Wert von insgesamt knapp 50.000 Euro zu einem mit den Tätern vereinbarten Ablageort zu bringen. Auf dem Weg dorthin traf sie allerdings vollkommen zufällig auf einen ihr bekannten Pastor. Diesem fiel der augenscheinlich gut gefüllte und schwere Jutebeutel auf, den sie bei sich führte. Darauf angesprochen berichtete die Frau von der Aufforderung der angeblichen Polizisten. Der Pastor witterte den Betrugsversuch und informierte umgehend die Polizei. Zudem war ihm auf dem Gelände bereits ein verdächtiger Mann aufgefallen, den er ebenfalls der Polizei meldete und zu dem er eine detaillierte Beschreibung abgab. Durch die alarmierten Beamten des Polizeikommissariats 23 wurde daraufhin ein 22-jähriger Deutscher als mutmaßlicher Abholer vorläufig festgenommen. Bei den sofort aufgenommenen Ermittlungen wurde bekannt, dass der Festgenommene bereits einen Tag zuvor einer 75-jährigen Frau aus Wandsbek knapp 80.000 Euro Bargeld an der Haustür abgenommen und das Geld sofort an Hintermänner weitergegeben hatte. Der Mann kam vor einen Haftrichter, der auch einen Haftbefehl erließ. Dessen Vollzug wurde inzwischen allerdings gegen Auflagen ausgesetzt.

Durch diese Festnahme kamen die Beamten der Fachdienststelle für Trickbetrug und Trickdiebstahl (LKA 433) bei den weiteren Ermittlungen auf die Spur eines 30-jährigen Türken aus Bremen und eines 22-jährigen Deutschen aus Weyhe, die nach den Erkenntnissen der Ermittler im Hintergrund als Logistiker fungierten. Sie haben darüber hinaus Erkenntnisse über Verbindungen in die Türkei und gehen daher davon aus, dass die betrügerischen Anrufe jeweils von dort erfolgten, mutmaßlich aus entsprechenden Callcentern. Weiterhin rückte auch noch eine 26-jährige Libanesin aus Osterholz-Scharmbeck als weitere mutmaßliche Abholerin ebenfalls in den Fokus.

Diese 26-jährige Frau wurde am Valentinstag vorläufig festgenommen, nachdem sie an der Autobahn 7 in Höhe Schwarmstedt etwa 25.000 Euro Bargeld abgeholt hatte. Dieses Geld hatte eine 73-jährige Frau dort gemeinsam mit ihrem Ehemann deponiert. Beide waren von den falschen Polizisten aus dem zwei Autostunden entfernten Thüringen eigens für die Ablage des Geldes dorthin dirigiert worden. Die Tatverdächtige wurde nach den kriminalpolizeilichen Sofortmaßnahmen in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Hamburg zunächst wieder entlassen.

Nach weiteren umfangreichen Ermittlungen erwirkte die Staatsanwaltschaft Hamburg schließlich Haftbefehle sowie Durchsuchungsbeschlüsse für die Wohnungen der beiden mutmaßlichen Hintermänner und der am Valentinstag festgenommenen Frau.

Bei den am Mittwoch erfolgten Durchsuchungen stellten die Ermittler diverse Beweismittel sicher, unter anderem Handys und IT-Geräte. Die Frau aus Osterholz-Scharmbeck und der Bremer wurden an ihren Wohnanschriften angetroffen und im Rahmen der Durchsuchungen verhaftet, die Verhaftung des Tatverdächtigen aus Weyhe erfolgte an einer Berufsschule in Gelsenkirchen. Die Hamburger Ermittler wurden dabei von Beamten aus Bremen, Diepholz, Osterholz, Verden, Weyhe und Gelsenkirchen unterstützt.

Das Trio steht auch in Verdacht, bereits im Januar versucht zu haben, einen 81-jährigen Mann aus St. Georg um sein Erspartes zu bringen. Der Mann und seine Frau hatten bereits Goldmünzen im Wert von etwa 50.000 Euro aus einem Bankschließfach geholt. Zur Übergabe des Geldes war es letztlich nicht gekommen, da die Täter offenbar von einem Kontakt der Senioren zur richtigen Polizei ausgingen.

Die abschließenden Ermittlungen dauern an. Es wird geprüft, ob den Tatverdächtigen weiteren Taten zugeordnet werden können.

Die Polizei weist darauf hin:

Erfahrungen zeigen, dass es den Tätern nicht nur darum geht, große Beute zu machen, sondern dass sie ihre Opfer auch verhöhnen.

Die Falsche-Polizisten-Masche ist und bleibt beliebt. Sprechen Sie mit Ihren Eltern und Großeltern darüber und schieben Sie ein solches Gespräch nicht auf die lange Bank.

Und wenn Sie glauben, nicht betroffen zu sein, dann machen Sie sich klar: In den wenigen Fällen, in denen die Täter zum Erfolg kommen, erbeuten Sie häufig mehrere zehntausend Euro. Es könnte Ihr Erbe sein, auf das es die Täter abgesehen haben!

Abb.

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