24.03.2020 – 11:04, Polizeipräsidium Karlsruhe, Karlsruhe (ots)
Erfasste Straftaten und Aufklärungsquote annähernd auf dem Niveau des Vorjahres Erneuter deutlicher Rückgang beim Wohnungseinbruchdiebstahl
Karlsruhe - Nachdem im Jahr 2018 beim Polizeipräsidium Karlsruhe ein leichter Rü;ckgang der erfassten Delikte zu verzeichnen war, sind im Jahr 2019 die Fallzahlen geringfügig um 0,9 Prozent angestiegen. Diese Entwicklung folgt dem Landestrend, bei dem eine Zunahme der Kriminalität um 0,3 Prozent festzustellen ist.
Die Aufklärungsquote sank leicht um 2,1 Prozentpunkte auf 59,6 Prozent. Sie liegt nur knapp unter dem Landeswert mit 60,8 Prozent. Auf 100.000 Bewohner im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe kamen im Jahr 2019 insgesamt 5.867 Straftaten (Häufigkeitszahl). Dies sind 29 Straftaten (+ 0,5 %) mehr im Vergleich zum Vorjahr. Der Landesdurchschnitt liegt mit 5.184 Straftaten darunter. Damit steht das Karlsruher Präsidium nach wie vor auf dem ersten Rang unter den Präsidien, in deren Zuständigkeit sich Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern befinden.
Eigentumskriminalität
Fortschritte konnten bei der Bekämpfung von Diebstahlsdelikten erzielt werden. Sowohl der einfache als auch der besonders schwere Fall des Diebstahls haben zwar mit 14.176 Fällen oder 31,9 Prozent den größten Anteil an der Gesamtkriminalität, jedoch gingen die Delikte das vierte Mal in Folge zurück und befinden sich im Jahre 2019 auf einem Zehn-Jahres-Tiefstand. Zudem sind nunmehr zum sechsten Mal in Folge die Zahlen beim Wohnungs-Einbruchsdiebstahl, der mit erheblichen Auswirkungen auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger einhergeht, rückläufig und erreichten 2019 mit 461 Fällen ebenfalls den tiefsten Stand seit zehn Jahren. "Unser ganzheitliches Konzept aus Prävention und Repression, einer qualifizierten Ermittlungs- und Tatortarbeit und dem Angebot kriminalpolizeilicher Beratung hat sich ausgezahlt. Das Augenmerk besonders auf die präventive Arbeit zu legen trägt Früchte, denn 45,1 Prozent der Wohnungseinbrüche im Jahr 2019 blieben im Versuchsstadium stecken", führt Polizeipräsidentin Caren Denner dazu aus.
"Enkeltrick" und "Falsche Polizeibeamte"
Die Fallzahlen der weiteren Betrugsarten mit dem besonderen Tatmerkmal "Enkeltrick" sind um 5,1 Prozent auf 112 Fälle gesunken. Lediglich ein Fall wurde vollendet, wodurch ein Schaden in Höhe von 16.000 Euro entstand. Die Tatsache, dass es somit überwiegend beim Versuch blieb, ist unter anderem Präventionsmaßnahmen, der Öffentlichkeitsarbeit und der besonderen Sensibilisierung von Bankbediensteten zu verdanken. Im Gegensatz dazu fällt das Phänomen "Angeblicher Polizeibeamter" mehr ins Gewicht. Im Jahr 2019 sind hier 473 Taten registriert und somit 449 Fälle mehr als im Jahr 2018. Auffällig ist dabei, dass nur fünf Taten vollendet wurden, bei denen ein Gesamtschaden von 50.000 Euro entstand. Auch dies ist auf die genannten Präventionsmaßnahmen zurückzuführen.
Rauschgiftkriminalität
Der seit 2010 ansteigende Trend setzte sich 2019 nicht fort. Die Delikte sanken mit 3.006 Fällen um 5,8 Prozent unter das Vorjahresniveau. Die Maßnahmen zur Verhinderung einer sogenannten "Offenen Rauschgiftszene" in der Stadt Karlsruhe wurden auch im Jahr 2019 fortgesetzt. Bei entsprechenden Einsatzmaßnahmen wurden 28 Besitz- und Erwerbsstraftaten und 19 Handelsdelikte festgestellt und verfolgt. Bei den Dealern handelte es vorwiegend um gambische Staatsbürger, die den Abnehmern einen anonymen, schnellen und unkomplizierten Handel anboten.
"Gewalt gegen Polizeibeamte"
Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte sind seit Jahren bundes- und landesweit auf einem besorgniserregenden hohen Niveau. Häufig werden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte nicht nur bei der Durchsetzung von Zwangsmaßnahmen oder bei besonderen Einsatzlagen angegriffen, sondern auch zunehmend bei alltäglichen Standardmaßnahmen. Die Fallzahlen stiegen erneut von 293 Fällen im Vorjahr auf 360 Fälle. Zur Jahresmitte 2017 wurde der § 114 (1) StGB "Tätlicher Angriff auf Polizeibeamte" in das Strafgesetzbuch aufgenommen. Bei der "Körperverletzung" zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten ist im Jahr 2019 zwar ein Rückgang um 27 Fälle oder 35,5 Prozent auf 49 Fälle feststellbar. Dieser zahlenmäßige Rückgang begründet sich vornehmlich aber auf die Einführung des oben genannten Paragraphen, denn in Fällen von körperlichem Vorgehen gegen Polizeibeamten wird dieser an erster Stelle vor der einfachen Körperverletzung in der PKS erfasst. Beim Präsidium Karlsruhe wurden 2019 insgesamt 169 Fälle mit "Tätlichem Angriff auf Polizeibeamte" registriert. Auch beim "Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte" ist ein Anstieg der Fallzahlen von 72 Fällen im Vorjahr auf 116 Fälle zu verzeichnen. Hier ist anzumerken, dass alleine 22 Widerstandshandlungen und 24 tätliche Angriffe auf Polizeibeamte im Zusammenhang mit einem Demonstrationseinsatz standen.
Sexualdelikte
Geringer als im Landesdurchschnitt (+6,7 Prozent) stiegen beim Präsidium Karlsruhe die Fallzahlen der Sexualdelikte mit 4,1 Prozent um 19 auf 485 Fälle. In den meisten Fällen der angezeigten Vergewaltigungen (ohne sexuelle Übergriffe) bestand zumindest eine flüchtige Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter. Die Fallzahlen stiegen von 58 Fällen im Vorjahr auf nun 65 Fälle an. Überfallartig begangene Vergewaltigungen gab es im Jahr 2019 keine. Die sexuellen Belästigungen gingen im Jahr 2019 um 12 auf 101 Fälle zurück. Im vergangenen Jahr war bei den Fallzahlen des sexuellen Übergriffs ein Anstieg um 4 auf 34 Fälle zu verzeichnen. Die Fallzahlen des sexuellen Missbrauchs sanken - nachdem sie 2018 um 47 auf 169 Fälle anstiegen und im Jahr 2017 mit 122 Fällen auf dem tiefsten Stand der vergangenen zehn Jahre angekommen waren - im vergangenen Jahr wieder um 12 Fälle auf 157 Fälle. Der größte Teil des Rückgangs ist auf die Exhibitionistischen Handlungen zurückzuführen, die Zahl ging um 32 auf 56 Fälle zurück. Ein Anstieg ist bei den Fällen "Verbreitung Kinderpornografischer Schriften" festzustellen, von 65 Fällen im Vorjahr auf 106 Fälle im Jahr 2019. Die Fallzahlen des sexuellen Missbrauchs von Kindern stiegen um 18 auf 95 und lagen damit über dem Niveau der Vorjahre. Insbesondere beim sexuellen Missbrauch von Kindern liegt die Tatzeit zum Zeitpunkt der Anzeigeerstattung teilweise schon Jahre zurück.
Straßenkriminalität
Leichter Anstieg der Fallzahlen der Straßenkriminalität um 0,4% oder 38 auf 8.527 Fälle (2018: 8.489 Fälle), dennoch zweitniedrigster Stand der vergangenen 10 Jahre. Bei der Betrachtung der Straßenkriminalität ist zu berücksichtigen, dass die in der Öffentlichkeit angstbehafteten Deliktsfelder, beispielsweise "Raub" oder "Vergewaltigung", in der Gesamtbetrachtung nur einen geringen Anteil am Fallaufkommen haben. Den größten Anteil im Deliktsfeld "Straßenkriminalität" belegen Diebstahlsdelikte "Rund ums Kfz" und der Diebstahl von Fahrrädern. Der größte Anstieg wurde mit einem Plus von 155 Fällen beim Diebstahl und bes. schw. Fall des Diebstahls von/aus Automaten registriert. Der Rückgang im Bereich der Sexualdelikte (-46) von 203 auf 157 Fälle ist im Wesentlichen der sexuellen Belästigung (Rückgang um 12 auf 101 Fälle) und den Exhibitionistischen Handlungen (Rückgang um 34 auf 42 Fälle) geschuldet. Die Raubdelikte stiegen um 30 auf 128 Fälle an. Nur unwesentlich veränderten sich die Körperverletzungsdelikte auf Straßen, Wegen und Plätzen. Der Anstieg betrug zwei Fälle auf 402 Delikte. Gestiegen ist erneut das Deliktsfeld der sonstigen Sachbeschädigung auf Straße um 50 auf 525 Fälle.
Tatverdächtige
Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen ist im Vergleich zum Vorjahr um 555 oder 2,9% auf 18.806 zurückgegangen. Nach deren Höchststand im Jahre 2015 mit 21.118 Tatverdächtigen ist die Gesamtzahl somit das vierte Jahr in Folge rückläufig. Bereinigt man die Gesamtstraftaten um die ausländerrechtlichen Tatbestände, also die Straftaten, die nahezu ausschließlich von Nichtdeutschen begangen werden können, stehen den 10.454 deutschen Tatverdächtigen 6.826 nichtdeutsche Tatverdächtige gegenüber. Das Verhältnis ist dann 55,8 Prozent deutsche Tatverdächtige zu 44,4 Prozent nichtdeutsche Tatverdächtige. Die Entwicklungen sinkender Tatverdächtigenzahlen bei Personen unter 21 Jahren im Jahre 2018 setzte sich im Berichtsjahr weiter fort. Insgesamt war bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren im Jahr 2019 ein Rückgang um 6,1% auf 4.115 Tatverdächtige (2018: 4.380) zu verzeichnen. Dies liegt leicht über dem Landestrend (-2,3%). Mit Blick auf die jugendspezifischen Deliktsarten sank beim Ladendiebstahl die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen um 55 auf 306 Tatverdächtige. Bei den Sachbeschädigungsdelikten stiegen die Tatverdächtigenzahlen der Jugendlichen um 29 auf 165 Tatverdächtige und bei den Heranwachsenden um 18 auf 105 Tatverdächtige an. Bei den Körperverletzungsdelikten war bei den Jugendlichen im Jahr 2019 eine deutliche Zunahme zum Vorjahr zu verzeichnen. Die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger stieg um 45 auf 262 Tatverdächtige an. Bei den Heranwachsenden hingegen sank die Zahl der Tatverdächtigen um 3 auf 296 Tatverdächtige. Die Tatverdächtigen der unter 21-Jährigen bei den Rauschgiftdelikten waren 2019 zum zweiten Mal in Folge rückläufig. Besonders deutlich sank die Zahl heranwachsender Tatverdächtiger um 76 auf 486 Tatverdächtige (2018: 562). Die tatverdächtigen Jugendlichen gingen nur leicht um 5 auf 314 Tatverdächtige zurück.
Polizeipräsidentin Caren Denner zieht insgesamt ein positives Resumé: "Die doch recht gute Entwicklung, konnte im Jahr 2019 nicht nur fortgeführt, sondern sogar noch ausgebaut werden. Gerade dort, wo sich die Bürgerinnen und Bürger in ihrem Sicherheitsempfinden besonders beeinträchtigt fühlen, haben wir unsere Bemühungen verstärkt, und so war es möglich, in unseren Städten und im Landkreis durch intensive Maßnahmen und Ermittlungen Schwerpunkte zu setzen. Angesichts immer neuer Herausforderungen, der angespannten Personalsituation und der außerdem zu bewältigenden Einsatzlagen ist das Erreichte umso mehr zu schätzen. Die gute Arbeit, die unsere Polizistinnen und Polizisten genauso wie unsere Beschäftigten in der Region verrichten, ist Garant für den Schutz und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Für diese Leistung bedanke ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern".
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