15.04.2020 – 11:08, Polizeipräsidium Stuttgart, Stuttgart (ots)
Ein kurzer Überblick
Im vergangenen Jahr ereigneten sich im Stadtgebiet Stuttgart 25.743 Verkehrsunfälle, das sind rund zweieinhalb Prozent weniger als im Vorjahr. Damit sank der Gesamtwert erstmals wieder seit 2013 unter 26.000. Rein statistisch betrachtet ereigneten sich somit pro Tag 70 Unfälle, 65 davon mit Blechschäden, fünf mit Verletzten.
Weniger Verletzte im Straßenverkehr
Auf den Stuttgarter Straßen sind insgesamt 2.401 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt worden. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 5,9 Prozent und stellt gleichzeitig den niedrigsten, jemals dokumentierten Wert dar. Die Gesamtzahl der Schwerverletzten stieg leicht von 286 auf 295 Personen. Ums Leben gekommen sind im Stuttgarter Straßenverkehr sieben Menschen. Vier waren es noch 2018. Der bundesweit bekannte Raserunfall in der Rosensteinstraße forderte im März 2019 zwei unschuldige Todesopfer. Der Fahrer eines Sportwagens verlor aufgrund drastisch überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein gemietetes Fahrzeug und prallte gegen einen Kleinwagen. Der Fahrer des Kleinwagens sowie dessen Beifahrerin verstarben noch an der Unfallstelle. Der Sportwagenfahrer sowie sein Beifahrer blieben bei dem Unfall unverletzt. Das Landgericht verurteilte den jungen Unfallverursacher wegen illegalen Straßenrennens mit Todesfolge zu einer fünfjährigen Jugendstrafe. Gegen das Urteil wurde Revision beantragt. Außerdem starben im Jahr 2019 ein Fahrer eines sogenannten Trikes, ein Motorradfahrer, zwei Fußgänger und eine Pkw-Fahrerin im Straßenverkehr.
Die Hauptunfallursachen
Es sind fast immer die Fehler der Verkehrsteilnehmer selbst, die zu Unfällen im Straßenverkehr führen: neben neuen Verkehrsmitteln und einer größeren Verkehrsdichte im Stadtgebiet, sind es insbesondere die mangelnde Einhaltung von Verkehrsregeln, die Ablenkung durch technische Geräte, aber auch die sich einschleichende Routine. Fehler beim Abbiegen, Wenden oder beim Rückwärtsfahren sowie das Missachten der Vorfahrt sind mit einem Gesamtanteil von rund 22 Prozent, wie auch im letzten Jahr, die Hauptunfallursachen im großstädtischen Straßenverkehr. Bei 236 Verkehrsunfällen war eine Alkoholbeeinflussung die Ursache. Entgegen des landesweiten Trends stellt dies einen Rückgang um 4,1 Prozent dar. Nach wie vor nimmt die überhöhte Geschwindigkeit als Unfallursache mit 210 Unfällen eine eher untergeordnete Rolle im dichten Stuttgarter Stadtverkehr ein. Dies sind die Resultate einer hohen Kontrolldichte sowie einer konsequenten Ahndung, die auch im Jahr 2020 fortgesetzt werden.
Die Verkehrsüberwachung der Stuttgarter Polizei im Jahr 2019
Im Rahmen der Verkehrsüberwachung stellten die Polizeibeamten im vergangenen Jahr insgesamt 5.621 (6.671) Verstöße gegen die Gurt- und Helmpflicht fest. Polizeidirektorin Claudia Rohde, Leiterin der Verkehrspolizei, hat für derartige Verstöße kein Verständnis: "Seit 44 Jahren haben wir in Deutschland die Anschnallpflicht und sie ist, trotz akustischer Erinnerungshilfen in den Fahrzeugen, immer noch nicht in den Köpfen aller Verkehrsteilnehmer angekommen. Die Ausrede "Ich bin eben erst losgefahren" hören wir dabei mehrmals täglich. Damals wie heute gilt: Bevor Sie den Motor starten und losfahren, schnallen Sie sich an. Auch bei kurzen Strecken können Unfälle passieren. Dabei geht es um Ihre Gesundheit und die Ihrer Beifahrer." Die Geschwindigkeitsüberwachungen der Polizei Stuttgart führten im Jahr 2019 zu 14.734 Anzeigen. Ganze 786 Fahrer waren sogar im Fahrverbotsbereich unterwegs. 851 Autofahrer missachteten das Rotlicht an Ampeln. Dieses leichtsinnige Verhalten stellt gerade im Stadtgebiet eine wesentliche Unfallursache dar. Außerdem leiteten Polizeibeamte gegen 7.267 Autofahrerinnen und Autofahrer Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das sogenannte "Hand-held-Verbot" ein. Fahrern ist es verboten, das Mobiltelefon in den Händen zu halten. Unabhängig ob dieser an der roten Ampel wartet oder fährt. Claudia Rohde betont: "Man kann nur noch ungläubig den Kopf schütteln, wenn man sieht, wie die Menschen trotz intensivster Aufklärung beim Fahren mit ihrem Smartphone hantieren und dabei so fahrlässig Menschenleben gefährden." Alkoholisierte oder unter Drogen stehende Autofahrer sind nach wie vor im Fokus der Stuttgarter Polizei. 1.506 (1.180) Fahrer waren im Jahr 2019 betrunken mit dem Auto unterwegs; hinzukommt, dass 448 Fahrer unter dem Einfluss von Drogen standen. "Da sich so viele über die Regeln hinwegsetzen, kontrollieren wir 365 Tage im Jahr, um so eine hohe Kontrolldichte zu erhalten und derart verantwortungslose Fahrer zu stoppen" so Polizeidirektorin Rohde.
Wer nach einem Unfall davonfährt ist ein Straftäter!
5.790 mutmaßliche Verkehrs-Straftäter sind nach dem Unfall einfach weitergefahren, also geflüchtet. Ihre Zahl findet sich nicht in der polizeilichen Kriminalstatistik wieder. Zwar ging die Zahl um eineinhalb Prozent zurück, nach wie vor bewegen sich die Unfallfluchten jedoch auf einem hohen Niveau. In 162 Fällen ließen die Personen sogar Verletzte hilflos zurück. Beamten der Verkehrspolizei ist es jedoch gelungen, 51 Prozent der Unfallfluchten mit Verletzten und 31 Prozent der Unfallfluchten mit Blechschäden aufzuklären. "Eine Unfallflucht ist eine Straftat, die mit erheblichen Konsequenzen verbunden ist, beispielsweise mit dem Entzug der Fahrerlaubnis oder dem Verlust des Versicherungsschutzes. Hinter den polizeilichen Erfolgen stecken meist akribische Ermittlungen der Spezialisten der Verkehrspolizei, die den Tätern oft mit mikroskopisch kleinen Spuren auf die Schliche kommt", so Claudia Rohde. So gelang es den Spezialisten im vergangenen September, einen Tatverdächtigen einer Unfallflucht mit einem Sachschaden von mehreren Zehntausend Euro zu ermitteln. Der ausgelöste und später kriminaltechnisch untersuchte Airbag führte die Ermittler auf die Spur des Fahrers, welcher sich in einem bevorstehenden Gerichtsverfahren verantworten muss.
Unfälle mit Rad- und Pedelecfahrern
Der Trend zu alternativen und umweltbewussten Fortbewegungsmitteln hat sich auch im Jahr 2019 weiter fortgesetzt. Erfreulicherweise sank die Zahl der Verkehrsunfälle mit der Beteiligung von Rad- und Pedelecfahrern um 53 Unfälle auf insgesamt 577 Verkehrsunfälle. Insbesondere die Radunfälle sanken dabei um fast 15 Prozent. In 52 Prozent der Unfälle waren die Radfahrer die Verursacher, bei den Pedelecfahrern waren es 45 Prozent. Rad- und Pedelecfahrern wird am häufigsten die Vorfahrt genommen, gefolgt von Fehlern beim Einfahren in den fließenden Verkehr. Die Zweiradfahrer werden aber auch mit den sogenannten "Dooringunfällen" konfrontiert, bei denen Fahrer oder Beifahrer gedankenlos eine Autotür öffnen und die Radler gegen die Tür prallen. Das Tragen eines Helmes ist ein Thema, das alle Zweiradfahrer gleichermaßen betrifft, denn dadurch lassen sich Kopfverletzungen minimieren oder gar ganz verhindern. Bei den unfallbeteiligten Pedelecfahrern trugen 51 Prozent ordnungsgemäß einen Helm, bei den Radfahrern waren es nur 41 Prozent. "Wir appellieren an jeden Rad- und Pedelecfahrer einen schützenden Helm zu tragen" betont die Leiterin der Verkehrspolizei und hofft, dass dieser Appell auch bei den E-Scooter-Fahrern auf Einsicht trifft.
Unfälle mit Stadtbahnen
Der Stadtbahnverkehr ist ein wichtiger Bestandteil der Stuttgarter Verkehrsstruktur. Unfälle unter der Beteiligung von Stadtbahnen haben nicht selten weitreichende Folgen. Neben den oft hohen Sachschäden, sind es insbesondere gravierende Unfallfolgen, die derartige Unfälle mit sich bringen. Umso erfreulicher ist es, dass die Zahl der Unfälle mit Stadtbahnbeteiligung im Jahr 2019 um 20 Prozent auf 96 Unfälle gesunken ist. Bei acht Unfällen war der Stadtbahnfahrer der Unfallverursacher, was angesichts von rund 18 Millionen Wagenkilometern einen verschwindend geringen Anteil ausmacht. Bei 16 Unfällen überquerten die Fußgänger den Gleiskörper und verunfallten dabei mit einer heranfahrenden Stadtbahn. In den übrigen 72 Unfällen verursachte ein Fahrzeugführer einen Unfall. Dabei sind das Nichtbeachten der Vorfahrt der Stadtbahn sowie Fehler beim Abbiegen und Wenden von Autos, Lastwagen oder Motorrädern die wesentlichen Unfallursachen. Angesichts dieser Unfallursachen ist es umso wichtiger, an den besonders unfallgefährdeten Örtlichkeiten Verkehrsüberwachungsmaßnahmen durchzuführen. Im vergangenen Jahr führten Beamte der Verkehrspolizei gemeinsam mit Präventionsbeamten insgesamt 18 derartige Aktionen durch. Die Beamten stellten dabei 114 Autofahrer fest, die verbotenerweise über den Gleisbereich wendeten. Präventionsbeamte führten mit jedem dieser Fahrer ein intensives Gespräch und klärten sie über die Gefahren ihres Verhaltens auf. "Grundlos werden Verkehrszeichen niemals aufgestellt, das sollten Autofahrer bedenken, wenn sie auch die Schilder über Wendeverbote nicht wirklich ernst nehmen. Schreckliche Bilder verbunden mit schweren Folgen und lebensgefährlichen Verletzungen sind oft genug die mahnenden Konsequenzen", so Claudia Rohde.
Der Bericht zur Unfalllage 2019 ist unter http://ppstuttgart.polizei-bw.de sowie www.facebook.com/polizeipraesidiumstuttgart im Internet abrufbar.
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