22.04.2020 – 14:00, Polizeipräsidium Heilbronn, Heilbronn (ots)
Heilbronn: Mit akribischer Ermittlungsarbeit zum Erfolg
Im Jahr 2019 kam es zu einer massiven Häufung von Diebstählen hochwertiger, mit dem Keyless-Go-System ausgestatteter Kraftfahrzeuge im Landkreis Heilbronn. Zwischen Januar und August gab es 34 solcher Fahrzeugdiebstähle im Landkreis Heilbronn mit einem Gesamtschaden von circa zwei Millionen Euro. Auffallend war, dass die Tatorte nahe der Autobahn lagen und die Täter nachts zuschlugen. Es gelang den Dieben jeweils, das elektronische Keyless-Go-System unbemerkt zu überwinden. In 29 von 34 Fällen wurden Fahrzeuge der Marke Audi gestohlen. Durch erste Ermittlungen ergab sich der Verdacht, dass es sich bei den Tatverdächtigen um Osteuropäer handeln könnte.
Am 22. August wurde bei der Kriminalpolizei Heilbronn bei dem dortigen Arbeitsbereich für Seriendelikte und Wohnungseinbruchdiebstahl eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Bis zu sieben Ermittlerinnen und Ermittler kümmerten sich fortan schwerpunktmäßig um die Aufklärung der Fälle, insbesondere um die Identifizierung der Täter. Um die Ermittlungen zielgerichtet durchzuführen, erfolgten enge Absprachen mit der Staatsanwaltschaft Heilbronn. Die Ermittler arbeiteten in der Folge überwiegend verdeckt. Durch kriminalistisches Geschick und unter breiter Ausschöpfung polizeirechtlicher und strafprozessualer Maßnahmen konnten die Ermittlungen zügig personenbezogen geführt werden. Am 30. Oktober 2019 wurde ein von Tatverdächtigen benutztes Fahrzeug identifiziert und in die weiteren Überwachungsmaßnahmen einbezogen. Durch Observationsmaßnahmen gelang es am 9. November im Bereich Philippsburg, vier polnische Staatsangehörige unmittelbar nach dem Diebstahl eines Audi A8 festzunehmen. Zwei weitere Tatverdächtige entwendeten am 27. November einen Sprinter der Marke Mercedes-Benz in Limeshain/Hessen. Sowohl das gestohlene Fahrzeug als auch ein polnisches Begleitfahrzeug waren bereits auf der Autobahn in Richtung Osten unterwegs. An einer Rastanlage in Thüringen konnten beide Fahrer, ebenfalls polnische Staatsangehörige, festgenommen werden. Ein weiterer Tatverdächtiger polnischer Herkunft wurde bereits am 5. November nach einem Verkehrsunfall mit einem gestohlenen Fahrzeug in Bayern vorläufig festgenommen.
Durch die Festnahme der insgesamt sieben polnischen Staatsangehörigen gelang es der Kriminalpolizei, eine hierarchisch geführte Bandenstruktur aufzudecken. Wie die Ermittlungen ergeben haben, wurden die Taten von Polen aus organisiert. Die Fahrten nach Deutschland wurden von sogenannten Begleitfahrern durchgeführt. Als unterste Ebene der Bandenstruktur dienten die Fahrer der gestohlenen Fahrzeuge. Zu weiteren Tatverdächtigen können derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen keine Ausführungen gemacht werden.
Ein solcher Ermittlungserfolg ist nur zu erreichen, wenn international eng, koordiniert und vertrauensvoll zusammengearbeitet wird, sowohl auf justizieller, als auch auf polizeilicher Ebene. So wurde im Januar 2020 in Heilbronn bei der Kriminalpolizei Heilbronn ein zweitägiges Treffen mit Teilnehmern von Europol, polnischer Polizei, Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt, der Staatsanwaltschaft Heilbronn und von polizeilichen Spezialeinheiten durchgeführt. Hierbei wurden die weiteren Ermittlungsmaßnahmen sowohl in Deutschland als auch in Polen abgesprochen. Die international geführten, sehr aufwändigen Ermittlungen wurden von Europol mit 50.000EUR unterstützt.
"Im Interesse einer wirksamen und erfolgreichen Bekämpfung der schweren grenzüberschreitenden Kriminalität einer mobilen, hochprofessionell, arbeitsteilig und konspirativ agierenden Bande hat die Staatsanwaltschaft Heilbronn bundesweit alle bekanntgewordenen Straftaten der Tätergruppierung übernommen und in einem Sammelverfahren zusammengeführt. Nur auf diese Weise war es möglich, die Struktur der Bande und ihre Arbeitsweise sowie die Beiträge und Rollen der einzelnen Mitglieder aufzuhellen", so Leitender Oberstaatsanwalt Frank Rebmann, Leiter der Staatsanwaltschaft Heilbronn.
Der Diebesbande können zum jetzigen Zeitpunkt 27 Pkw-Diebstähle zwischen März und November 2019 mit einem Gesamtschaden in Höhe von 1,4 Millionen Euro zugeordnet werden. Die einzelnen Tatorte lagen in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Bislang konnten Vermögenswerte im Wert von 250.000 Euro sichergestellt werden. Von den 34 Autodiebstählen im Landkreis Heilbronn können der Gruppierung bislang elf Taten zur Last gelegt werden.
Die sieben polnischen Staatsangehörigen im Alter von 25 bis 34 Jahren sitzen in unterschiedlichen baden-württembergischen Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft.
Zumeldung Polizeipräsidium Heilbronn:
Zitat Leitender Kriminaldirektor Thomas Schöllhammer, Leiter der Kriminalpolizei Heilbronn:
"Die Aufklärung dieser Serie von Kfz-Diebstählen war für die Kriminalpolizeidirektion eine besondere Herausforderung, weil der Großteil der Diebstähle durch die Tätergruppierung im Heilbronner Bereich begangen wurde. Nachdem die erste heiße Spur von der Ermittlungsgruppe erkannt wurde, haben meine Mitarbeiter über mehrere Monate mit außergewöhnlichem Engagement, kriminalistischem Spürsinn an der Aufklärung dieser Tatserie gearbeitet. Mehrfach wurden die Beamtinnen und Beamten nach Bekanntwerden von Diebstahlsversuchen in der Nacht alarmiert und mussten dann spontan die Verfolgung aufnehmen. Dieser professionelle Einsatz war über diesen langen Zeitraum sehr bemerkenswert, aber auch anstrengend und letztendlich der Schlüssel für den Erfolg".
Zitat Polizeipräsident Hans Becker:
"Nachdem die Häufung dieser KFZ- Diebstähle mit besonderer Begehungsart im landesweiten Vergleich gerade in unserer Region auffällig war, haben wir unsere Ermittlungsgruppe, die sich bisher besonders erfolgreich um die Aufklärung von Wohnungseinbrüchen gezeigt hat, auf diese Fälle angesetzt. Die konspirativ arbeitende, international vernetzte und strukturiert vorgehende Bande konnte nur durch eine ebenso professionell agierende und motivierte Truppe dingfest gemacht werden. Neben meinen hoch engagierten Kolleginnen und Kollegen war in diesem Komplex auch eine enge und zielorientierte Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Heilbronn entscheidend für das Ermittlungsergebnis. Besonders erwähnen möchte ich aber auch, dass die internationale Zusammenarbeit mit Europol und mit Polizeibehörden in Polen sehr gut funktionierte, wie auch im nationalen Rahmen mit dem Bundeskriminalamt und dem Landeskriminalamt. Es war zudem enorm wichtig, dass wir uns während des Verfahrens auf einen sehr flexiblen Einsatz der Spezialkräfte vom Polizeipräsidium Einsatz verlassen konnten. Dies war ganz wesentlich für die Lokalisierung und Festnahme der Tatverdächtigen. Dieses Zusammenspiel war wichtig, denn über Ländergrenzen hinweg agierende Banden kann man nur im Rahmen von Ländergrenzen überschreitenden Kooperationen wirksam bekämpfen. Ich bin stolz auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bedanke mich aber auch für die hervorragende Zusammenarbeit bei der Staatsanwaltschaft Heilbronn und den Polizeibehörden in Polen und auch bei Europol."
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