Braunschweig 04.07.2020
Nach dem kritischen Verlauf der Aufstiegsfeierlichkeiten am 01. Juli und den daraufhin erfolgten Gesprächen der Stadt Braunschweig, Eintracht Braunschweig und der Polizei Braunschweig im Vorfeld der zu erwartenden Feiern am zurückliegenden Wochenende, zieht die Polizeiinspektion Braunschweig Bilanz zu den Ereignissen am 04. Juli in der Innenstadt.
Während es am Stadion und auf dem Schlossplatz keine Menschenansammlungen gab, sammelten sich am Abend bis zu 200 Personen im Magniviertel. Die Polizei leitete Ermittlungsverfahren auf Grund von körperlichen Auseinandersetzungen und Abbrennen von Pyrotechnik ein und ergriff zahlreiche Maßnahmen zur Einhaltung der Abstandsbeschränkungen.
Im Anschluss an das letzte Fußballspiel der Saison folgte der überwiegende Teil der Fußballfans den Appellen, die von der Stadt, dem Verein sowie der Polizei Braunschweig ausgegangen waren. Inspektionsleiter der Polizei Braunschweig, Axel Werner, lobt das besonnene und verantwortungsbewusste Verhalten zahlreicher Eintracht-Fans, die am Samstag nach dem letzten Spiel der Saison nicht den Weg in die Innenstadt gesucht, sondern anderorts friedlich gefeiert haben. Am Stadion und auch am Schlossplatz blieben große Feierlichkeiten aus.
Dennoch kam es durch Mitglieder der hiesigen Fußballfanszene zu Verhaltensweisen, die aus Sicht der Polizei nicht tolerabel waren und vielfältige Einsatzmaßnahmen zur Folge hatten. Bereits am Nachmittag wurde am Mittelweg innerhalb einer Personengruppe der Fußballfanszene der Abbrand von Pyrotechnik festgestellt. Die Polizei leitete Strafverfahren ein und beschlagnahmte weitere pyrotechnische Gegenstände. In der Innenstadt skandierte eine Personengruppe lautstark Beleidigungen zum Nachteil der Polizeibeamten. Strafanzeigen gegen die Personen wurden gefertigt und Platzverweise für die Braunschweiger Innenstadt ausgesprochen. Eine Person wurde in Gewahrsam genommen. Im Magniviertel und am Bohlweg kam es im Laufe des Abends zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Einzelpersonen und Personengruppen. Auch hier griff die Polizei ein und leitete Strafverfahren gegen die Beteiligten ein. Im Weiteren wurde auf Grund des Zeigens des Hitlergrußes ein Strafverfahren eingeleitet. Zu einer Zuspitzung der Situation kam es zwischen 19.00 Uhr und 20.30 Uhr im Bereich Am Magnitor. Im Umfeld einer dortigen Gaststätte und eines Kiosks hatten sich in der Spitze bis zu 200 Personen eingefunden, die das Saisonende mit ausgiebigem Alkoholgenuss begingen. Aufgrund der Alkoholisierung und der ausgelassenen Stimmung wurde wiederholt blaue und gelbe Pyrotechnik abgebrannt, woraufhin die polizeilichen Ermittlungen umgehend aufgenommen wurden. Diese Situation führte zu zahlreichen Beschwerden von Passanten, Anwohnern und aus umliegenden Gaststätten.
Als zwei amtsbekannte Mitglieder der örtlichen rechten Szene vor Ort erschienen und die Ansammlung für ihre Zwecke nutzen wollten, wurde die Lage zusätzlich angeheizt. Die Fanszene reagierte sofort. In der Menschenmenge kam es in der Folge zu Streitigkeiten, die kurzzeitig zu eskalieren drohten und gewalttätige Ausschreitungen zwischen den Angehörigen der Fußballszene und den beiden Männern unmittelbar bevorstehend befürchten ließen. Die Situation beruhigte sich, als sich die beiden Personen nach kurzer Zeit entfernten.
Die Polizei hatte bereits im Vorfeld Kontakt zu dem Fanbeauftragten des Vereins aufgenommen, der am Abend vor Ort war. Er versuchte mäßigend auf die Fußballfans einzuwirken und drängte dabei auch auf das Einhalten des Abstandsgebots, was aber vielfach erfolglos war. Neben den polizeilichen Maßnahmen trug auch dies letztlich zur Beruhigung der Situation bei und gegen 20.30 Uhr verließen die meistens Feiernden nach und nach das Magniviertel in Richtung Innenstadt. Lediglich eine Gruppe von ca. 30 Personen hielt sich dort länger auf.
Das Verhalten der Betreiber einer Gaststätte sowie des Kiosks im Hinblick auf den Alkoholausschank bedarf aus Sicht der Polizei einer Prüfung. Hier hatte das Ordnungsamt der Stadt Braunschweig noch am Nachmittag Kontakt aufgenommen und einvernehmlich um einen maßvollen Alkoholausschank und andere Maßnahmen gebeten, um die Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums und Eskalationen zu minimieren. An diese Absprachen wurde sich offensichtlich nicht gehalten. Daher wurden gegen die Verantwortlichen Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Bis in die frühen Morgenstunden zeigte sich die Polizei in der Braunschweiger Innenstadt präsent und kontrollierte auch die Einhaltung der Abstandsbeschränkungen. Lautsprecherdurchsagen wurden veranlasst und Platzverweise gegen Einzelpersonen ausgesprochen. Im Verlauf des Abends wurden fast 40 Eingriffsmaßnahmen, u. a. mit Zwang, getroffen, 12 Platzverweise erteilt und 14 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Nach Auswertung der zur Beweissicherung erfolgten Bildaufzeichnungen werden weitere Ermittlungsverfahren eingeleitet, insbesondere in Bezug auf das Abbrennen der Pyrotechnik und der Verstöße gegen die Regierungsverordnung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. In diesem Zusammenhang bittet die Polizei die vom Verhalten der Fußballfans betroffenen Personen, sich bei der Polizei zu melden und gefertigte Foto- und Filmaufnahmen zur Verfügung zu stellen.
Rückblickend ist der Leiter der Polizeiinspektion Braunschweig Axel Werner enttäuscht vom Verlauf des Abends und insbesondere vom Verhalten der Fußballfans im Magniviertel: "Ich hatte schon erwartet, dass die Begeisterung über den Aufstieg des Vereins nach den Ereignissen am 01. Juli und den Appellen des Oberbürgermeisters und von Eintracht Braunschweig in vernünftigen Bahnen verläuft. Leider haben dies nicht alle verstanden. Da einige Menschen auf diesem Weg ganz offensichtlich nicht erreicht werden können und ihnen das Wohl anderer gleichgültig ist, wurde die Polizei erneut vor besondere Herausforderungen gestellt. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Magniviertels und unbeteiligte Personen wurden in nicht zu tolerierender Weise beeinträchtigt. In derartigen Situationen ist es für die Einsatzkräfte immer schwierig, den Spagat erfolgreich vorzunehmen zwischen der Einhaltung der Regeln und Verordnungen, einem geordneten Verlauf derartiger Veranstaltungen ohne weitere Eskalationen auch in andere Bereiche und der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. In diesem Zusammenhang werden wir Verstöße und Straftaten mit Nachdruck verfolgen. Da Einzelne offensichtlich nur auf die Weise erreicht werden können, hoffe ich hier auch auf die entsprechende justizielle Sanktionierung."
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