Seit Anfang der Woche (14.09.2020) kam es im Großraum Nürnberg erneut zu zahlreichen Betrugsversuchen durch falsche Polizeibeamte. Bislang gingen die Täter glücklicherweise leer aus.
Seit Montagmorgen gingen bei der mittelfränkischen Polizei rund 50 Mitteilungen über Anrufe vermeintlicher Polizeibeamter ein. Die Fälle erstreckten sich insbesondere auf den Bereich Erlangen und Nürnberg. Hinter den Anrufen stecken professionelle Betrüger mit der mittlerweile bekannten Masche: Unter dem Vorwand, dass bei festgenommenen Einbrechern ein Zettel mit den Personalien des Angerufenen aufgefunden worden sei, versuchen die falschen Polizeibeamten vertrauliche Informationen zu den Vermögensverhältnissen sowie den Aufbewahrungsorten von Schmuck und Bargeld zu erhalten.
In keinem der aktuellen Fälle ist es den Tätern gelungen, tatsächlich an Bargeld oder Wertgegenstände zu kommen. Den allermeisten Geschädigten ist die Masche mittlerweile bekannt - auch durch die zahlreichen Warnungen der Polizei in den letzten Wochen. Sie lassen sich deshalb auf die Einlassungen der Betrüger gar nicht erst ein sondern legen auf und informieren die Polizei.
In zwei Fällen hätten die Täter mit ihrem Betrugsversuch jedoch beinahe Erfolg gehabt. Eine 85 jährige Frau aus Erlangen ging den Betrügern am Dienstagmorgen (15.09.2020) auf den Leim. Sie gab den falschen Beamten am Telefon bereitwillig Auskunft über ihre Vermögensverhältnisse. Der Sohn war es, dem das Verhalten seiner Mutter im Anschluss seltsam vorkam. Er fuhr zu seiner Mutter, welche ihm daraufhin von dem Gespräch mit den angeblichen Polizeibeamten erzählte. Er reagierte genau richtig und rief umgehend bei der nächsten Polizeidienststelle an.
Auch eine 78-Jährige ebenfalls aus Erlangen schenkte den Schilderungen der Betrüger am Telefon Glauben. Hier ist es einer aufmerksamen Mitarbeiterin in der Bank zu verdanken, dass die ältere Dame nicht um ihr Erspartes gebracht wurde. Die Seniorin hatte telefonisch angekündigt, einen größeren Geldbetrag abheben zu wollen. Die Mitarbeiterin schaltete vorsichtshalber die Polizei ein, welche die Dame zuhause besuchte. Als die Beamten eintrafen, telefonierte die 78-Jährige gerade erneut mit den Betrügern. Nachdem sie von den echten Polizisten aufgeklärt wurde, legte sie sofort auf.
Die mittelfränkische Polizei gibt weiterhin folgende Verhaltenstipps:
- Seien Sie bei derartigen Anrufen stets misstrauisch! Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen und beenden Sie das Telefonat möglichst sofort.
- Geben Sie am Telefon grundsätzlich keine vertraulichen Informationen weiter. Dies betrifft vor allem Angaben zu Ihren Vermögensverhältnissen oder den Aufbewahrungsort von Schmuck und Bargeld.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an Personen, die Ihnen unbekannte sind. Hinterlegen Sie keine derartigen Sachen für unbekannte Abholer!
- Lassen Sie sich bei Anrufen von vermeintlichen Polizeibeamten stets den Namen und die Dienststelle nennen. Notieren Sie sich die Nummer des Anrufers.
- Beachten Sie: Die Polizei meldet sich bei Ihnen niemals über die Notrufnummer "110"! Seien Sie misstrauisch, wenn derartige Phantasienummern im Display erscheinen.
- Beachten Sie andererseits aber auch, dass es den Tätern mittlerweile möglich ist, die echten Rufnummern von Polizeidienststellen im Telefondisplay anzeigen zu lassen!
- Wenn Sie zurückrufen, suchen Sie sich die Rufnummer der betreffenden Dienststelle selbst raus und lassen Sie sich nicht vom Anrufer verbinden. Meist wartet hier der nächste Betrüger.
- Ziehen Sie gegebenenfalls eine Person Ihres Vertrauens hinzu.
- Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung!
- Fordern Sie von Amtspersonen immer den Dienstausweis, egal ob diese in Uniform oder Zivilkleidung auftreten. Überprüfen Sie Ausweise sorgfältig.
- Angehörige bitten wir, ihre älteren Verwandten über die Betrugsmasche zu informieren.
- Seien Sie aufmerksam, wenn in Ihrer Nachbarschaft ältere Menschen leben. Sprechen Sie mit ihnen über dieses Phänomen.
- Melden Sie verdächtige Anrufe umgehend der Polizei. Scheuen Sie sich nicht davor, den Polizeinotruf unter der 110 zu wählen, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt.
Marc Siegl
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