Tatzeit: 20.20.2020, 11:30 Uhr Festnahmeort: Hamburg-Wandsbek, Schloßstraße
Zivilfahnder haben gestern Mittag zwei 27- und 55-jährige Trickbetrügerinnen in Hamburg-Wandsbek auf frischer Tat vorläufig festgenommen. Das für die Bearbeitung von Trickbetrug zuständige Landeskriminalamt 433 führt die Ermittlungen.
Das Vorgehen der Tätergruppierung gestaltete sich komplex:
Ein 70-jähriger Hamburger ist gestern Vormittag von einem Unbekannten, der sich als "Joachim" vorstellte, angerufen und gebeten worden, ihm für die Abwicklung eines Notartermins 18.000 Euro zu leihen. Der 70-Jährige erkannte sofort den sich anbahnenden Betrug und ging zum Schein auf den Anrufer ein.
Kurz nachdem der Rentner "Joachim" avisiert hatte, ihm Geld vom seinem Konto und aus seinem Bankschließfach zur Verfügung zu stellen, meldete sich ein weiterer Anrufer bei ihm, der sich als Kriminalbeamter "Herr Fischer" ausgab. Der vermeintliche Kriminalbeamte gab an, dass es sich bei dem Anrufer "Joachim" um einen Betrüger handele, gegen den die Polizei gerade ermittele. Er forderte den 70-Jährigen auf, sich durch Drücken der Tasten #110 auf seinem Telefon über die Echtheit des Anrufers zu vergewissern und bei der Überführung des Betrügers "Joachim" mitzuwirken.
Der Angerufene reagierte auch in dieser Situation sehr besonnen und setzte zeitgleich mit seinem Handy einen Notruf an die echte Polizeieinsatzzentrale ab, sodass Beamte der zuständigen Fachdienststelle (LKA 433) ihn umgehend aufsuchten und ihm bei der weiteren Gesprächsführung mit den Betrügern zur Seite standen.
Auf Drängen des falschen Polizeibeamten "Herrn Fischer" fand das weitere Telefonat mit ihm über das Handy des Geschädigten statt, damit parallel der angeblich zu überführende Betrüger "Joachim" weiter über das Festnetz des 70-Jährigen agieren könne. Das Gespräch mit dem vermeintlichen Polizeibeamten durfte der Geschädigte die gesamte Zeit über nicht beenden, selbst als sich auf dem Festnetz wieder "Joachim" meldete und die Anweisung gab, dass der Rentner zunächst sein Schließfach in einem Geldinstitut in Wandsbek leeren und anschließend eine Geldabhebung bei einer weiteren Bank in der Innenstadt vornehmen sollte. Der angebliche Bekannte wollte das Geld nachmittags an der Wohnanschrift des Geschädigten in Wandsbek in Empfang nehmen.
Zum Schein und unter Begleitung ziviler Polizeibeamter kam der 70-Jährige der Aufforderung nach.
Während dieser sich in der Bankfiliale aufhielt, bemerkten die Fahnder der Fachdienststelle in deren Umfeld zwei Frauen, die in einem geparkten Auto vor der Bank saßen. Die Fahrerin beobachteten den Rentner offensichtlich genauestens, nachdem er die Filiale verlassen hatte.
Im weiteren Verlauf erhielt der 70-Jährige von dem angeblichen Polizeibeamten "Herrn Fischer" auf seinem Handy genaue Anweisungen, wo er hingehen und schließlich den vermeintlichen Inhalt des Bankschließfachs in einem öffentlichen Mülleimer deponieren sollte.
Der Senior kam der Aufforderung nach und ging anschließend unter den wachsamen Augen der Beobachterin, die ihm in einigem Abstand folgte, wieder nach Hause. Danach begab die Frau sich zurück zu dem Mülleimer und holte den dort abgelegten Beutel heraus.
Als sie zu ihrer mutmaßlichen Komplizin zurück in das noch immer vor der Bank geparkte Auto stieg, nahmen die Fahnder beide Frauen vorläufig fest. Bei der Beobachterin und Verfolgerin des Rentners handelt es sich um eine 27-jährige Deutsche, bei der Beifahrerin um ihre 55-jährige Mutter, ebenfalls deutscher Staatsangehörigkeit.
Beamte des Landeskriminalamts 433 durchsuchten im Anschluss an die Festnahme der Tatverdächtigen ihr Auto sowie auch ihre gemeinsame Wohnung in Hamburg-St. Pauli. Hierbei stellten sie Beweismaterial sicher.
Die Ermittler ließen beide Frauen erkennungsdienstlich behandeln und führten die 27-jährige Tatverdächtige einem Haftrichter zu. Die 55-Jährige wurde mangels Haftgründen nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Ermittlungen, insbesondere zu den beiden männlichen Mittätern "Joachim" und "Herrn Fischer", dauern an. Weiterhin wird geprüft, ob die Gruppierung als Täter für weitere, ähnlich gelagerte Fälle in Betracht kommt.
Die Polizei Hamburg verzeichnet derzeit beim Trickbetrug ein hohes Fallaufkommen. Sie rät in diesem Zusammenhang:
- Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selbst mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen.
- Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann.
- Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.
- Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.
- Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehenden Personen.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen oder deponieren es für sie.
- Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.
- Sind Sie bereits Opfer eines Trickbetrugs geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Dies kann der Polizei helfen, Zusammenhänge zu erkennen, andere Personen entsprechend zu sensibilisieren und die Täter zu überführen.
- Bewahren Sie Ihre Wertsachen, beispielsweise höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände, nicht zu Hause auf, sondern auf der Bank oder im Bankschließfach.
Ka.
Rückfragen der Medien bitte an:
Polizei Hamburg
Nina Kaluza
Telefon: 040 4286-56212
E-Mail: polizeipressestelle@polizei.hamburg.de
www.polizei.hamburg