Tatzeit: 18.11.2020, ab 14:45 Uhr; Tatort: Hamburg-Harburg
Trickbetrüger hatten es am Mittwochnachmittag auf einen älteren Mann aus Harburg abgesehen. Die Vollendung der Tat wurde durch eine aufmerksame Bankangestellte vereitelt. Ein festgenommener Tatverdächtiger muss sich jetzt vor dem Haftrichter verantworten.
Der 84-jährige Geschädigte erhielt am Mittwochnachmittag einen Anruf eines angeblichen Arztes Dr. Fleischhauer vom UKE auf seinem Festnetztelefon. Dieser behauptete, der Sohn des 84-Jährigen sei an Corona erkrankt und befinde sich mit akuten Beschwerden im Krankenhaus. Für die Behandlung würden dringend drei Spritzen aus Amerika im Wert von 24.000 Euro benötigt. Nachdem der Geschädigte mitgeteilt hatte, nicht so viel Geld aufbringen zu können, erfragte der angebliche Arzt das Vorhandensein weiterer Wertgegenstände wie Gold, Schmuck und Münzen. Letztlich hatte der Geschädigte in Aussicht gestellt, 12.000 Euro von der Bank holen zu können. Auf Aufforderung des angeblichen Arztes fuhr der Mann schließlich mit einem Taxi zu einer Bank in die Innenstadt. Die Festnetzverbindung sollte bis zu seiner Rückkehr durchgängig bestehen bleiben.
Bei der beabsichtigen Geldabhebung ahnte eine aufmerksame Bankmitarbeiterin allerdings den sich anbahnenden Betrugsversuch und alarmierte die Polizei.
Fahnder der für solche Trickbetrugsdelikte zuständigen Fachdienststelle (LKA 433) übernahmen sofort die Ermittlungen und instruierten den 84-Jährigen hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise. Er fuhr daraufhin mit dem Taxi zurück nach Harburg. Dort angekommen beobachteten die Fahnder, dass in unmittelbarer Nähe der Wohnanschrift bereits ein Auto mit polnischen Kennzeichen vorfuhr.
Nachdem die Telefonverbindung zwischenzeitlich kurz unterbrochen war, meldete sich der angebliche Arzt wenige Minuten später erneut. Er kündigte nun an, ein angeblicher Christian werde kommen und das Geld abholen. Aus dem verdächtigen Auto stieg daraufhin ein Mann aus, der sich zur Anschrift des Geschädigten begab und von ihm einen Umschlag übernahm.
Er hatte dann aber offenbar geahnt, dass er bereits im Visier der Polizei stand und flüchtete daraufhin zunächst durch einen Hinterausgang. Im Rahmen eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen wurde er aber auf dem rückwärtigen Parkplatz eines Discounters in der Bremer Straße gestellt und vorläufig festgenommen. Bei ihm handelt es sich um einen 40-jährigen Mann ukrainischer Staatsangehörigkeit.
Die Ermittler ließen ihn erkennungsdienstlich behandeln und führten ihn anschließend einem Haftrichter zu. Das von ihm genutzte Auto, einen Mitsubishi Pajero, stellten sie sicher.
Die weiteren Ermittlungen, insbesondere auch zu Komplizen und Hintermännern, dauern an.
Hinweise und Tipps der Polizei:
Fälle wie dieser kommen immer wieder vor. Die Täter sind geschult und gehen äußerst geschickt vor. Immer wieder entstehen dabei massive, zum Teil existenzbedrohende Schäden. Die Anrufer geben meist vor, Polizeibeamte zu sein oder ein Verwandter, welcher sich in einer Notlage befindet und dringend Geld benötigt. Ältere Mitbürger werden am Telefon überrumpelt oder in lange Telefonate verwickelt bis die Täter ihr Ziel erreicht haben. Oft werden Geld oder Wertsachen übergeben, obwohl die Geschädigten dabei ein mulmiges Gefühl haben.
- Die Polizei rät: Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!
- Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer immer dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen.
- Seien Sie auch misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann.
- Lassen Sie sich auch bei einem angeblichen Notfall nicht unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen schon lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.
- Sprechen Sie nicht über Ihre persönlichen oder finanziellen Verhältnisse und übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen.
- Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehenden Personen.
- Legen Sie beim geringsten Zweifel auf, rufen Sie die Polizei unter 110 oder Ihre örtliche Polizeidienststelle an.
- Lassen Sie sich nicht mit vollem Namen im Telefonbuch eintragen, denn die Täter suchen gezielt nach altmodisch klingenden Vornamen.
- Auch Verwandte, Freunde und Nachbarn können helfen, solche Taten zu verhindern: Sprechen Sie schon im Vorfeld über die Möglichkeit solcher Anrufe und wie man darauf reagieren sollte.
- Große Geldbeträge oder Wertsachen sollte nicht zu Hause aufbewahrt werden.
- Sprechen Sie ungewöhnliche Beobachtungen an oder rufen Sie die Polizei.
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Florian Abbenseth
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