Wie im Rahmen eines Pressegesprächs am 24.05.2019 erörtert, betrieb die Ansbacher Kriminalpolizei unter Sachleitung der Ansbacher Staatsanwaltschaft mit hohem Aufwand ein Ermittlungsverfahren gegen eine internationale Betrüger-Bande. In enger Zusammenarbeit mit kosovarischen Behörden, dem EU-Projekt CILC und den Kriminalpolizei-Dienststellen in Trier und Dresden gelang es nun ein Callcenter im Kosovo zu zerschlagen und mehrere Tatverdächtige festzunehmen.
Am 11. November 2020 gelang es kosovarischen Sicherheitsbehörden, in enger Zusammenarbeit mit deutschen Ermittlungs- und Justizbehörden sowie mit dem EU-Projekt CILC (Center for International Legal Cooperation - IPA 2017), mutmaßliche Betreiber eines Callcenters im Kosovo, welches vermutlich jahrelang im Bereich der "falschen Lotterie-Gewinnversprechen" agierte und primär betagtere Geschädigte betrogen hat, festzunehmen. Es besteht der dringende Tatverdacht, dass die Festgenommenen für etliche Betrugstaten in der gesamten Bundesrepublik verantwortlich sind und Beuteschaden in Millionenhöhe verursachten.
Der Aktion vorausgegangen waren monatelange intensive Ermittlungen der Kriminalpolizei Ansbach unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Ansbach. Federführend bei dem Zusammenwirken der Kriminalpolizeiinspektionen Ansbach, Dresden, Trier, und den kosovarischen Behörden zur Aktion im Kosovo, war die Kriminalpolizei Trier.
In einer konzertierten Aktion im Kosovo gelang es den kosovarischen Behörden und beteiligten Dienststellen insgesamt 13 Objekte zu durchsuchen, neun Verdächtige, hierunter auch die mutmaßlichen Köpfe der Bande, festzunehmen sowie umfangreiches Beweismaterial sicherzustellen. Hierzu zählten neben Vermögenswerten wie hochwertigen Fahrzeugen auch umfassendes technisches Equipment zweier betriebener und nunmehr zerschlagener Callcenter sowie Schusswaffen.
Die äußerst perfide Vorgehensweise der Täter war hierbei fast immer gleich:
Zumeist rief die Bande ältere, alleinstehende Senioren in Deutschland an und suggerierte diesen einen Lotterie-Gewinn von mehreren hunderttausend Euro. Um den vermeintlichen Gewinn zu erlangen, wurden die Opfer dazu bewegt für die Gewinnausschüttung anfallende Gebühren wie Transport-, Versicherungs- oder Notarkosten zu begleichen. Dies erfolgte durch Geldüberweisungen der Geschädigten ins Ausland, der Übermittlung von E-Cash-Codes, Einkaufsgutscheinen für große Internetportale oder persönliche Geldabholungen.
Darüber hinaus bauten die Täter in unzähligen Telefonaten eine regelrechte Vertrauensbasis zu den Opfern auf, die sie dann gezielt für ihre kriminellen Handlungen ausnutzten. Teilweise setzte die Bande sogar Geschädigte, mit der Erwartung, sie werden ihr verlorenes Geld zurückbekommen, unter Druck und veranlassten diese so, Geld bei anderen Geschädigten abzuholen. . In vielen Fällen erbeuteten die Täter so enorme Geld- und Vermögenswerte. Neben dem materiellen Schaden, den Verlust ihres Ersparten, hatten die Anrufe für die Opfer auch häufig psychische Folgen.
Die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den kosovarischen und deutschen Behörden sowie Beteiligten aus dem EU Projekt 'IPA 2017' des Center for International Legal Cooperation führte schließlich zum erfolgreichen Schlag gegen diese Art der organisierten Bandenkriminalität. Zudem gelang es auch der unterstützenden Kriminalpolizei aus Passau die Ermittlungen wesentlich zu verdichten.
Ein Ermittlungsverfahren der KPI Ansbach aus dem Jahr 2018 unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Ansbach, war der Ursprung für diesen Ermittlungserfolg. Schon hier geriet der mutmaßliche Betreiber des Callcenters im Kosovo ins Visier der Ansbacher Kriminalpolizei. Durch umfangreiche operative Maßnahmen konnte der Tatverdächtige im Kosovo identifiziert und die Örtlichkeit, aus der der Tatverdächtige heraus handelte, ermittelt werden.
Die Ermittlungen der KPI Ansbach begannen im Jahr 2018. Hierbei war eine in Ansbach wohnhafte Geschädigte, Opfer einer Betrugshandlung im Zusammenhang mit falschen Gewinnversprechungen. Es erfolgten Bargeldabholungen an der Wohnung der Geschädigten, Zahlungen über Geldtransferdienstleister in den Kosovo und der Erwerb von Gutscheinkarten mit der Übermittlung der Codes von dem Opfer an die Täter. Die Geschädigte erlitt neben einem materiellen Schaden im sechsstelligen Bereich auch eine psychische Schädigung.
Nach Abschluss dieses ersten Ermittlungsverfahrens konnte dann im Rahmen einer von der KPI Ansbach initiierten Ermittlungskommission, im Jahr 2019 eine Geldabholerin, welche sowohl von einem weiteren Geschädigten in Bad Windsheim als auch im gesamten Bundesgebiet Gelder von Betrugs-/Gewinnopfern abholte, festgenommen werden. Die festgenommene Frau fungierte zweifelsfrei im Auftrag dieser Tätergruppierung, war aber auch zugleich Betrugsopfer. Auch sie erlitt einen sehr hohen Schaden in einer sechsstelligen Summe.
Auch bei diesem weiteren Ermittlungsverfahren der KPI Ansbach im Jahr 2019 führten die Ermittlungen zu dem Tatverdächtigen im Kosovo. In diesen beiden Verfahren waren zwei Personen im Seniorenalter, eine in Ansbach wohnhafte Geschädigte und ein in Bad Windsheim wohnhafter Geschädigter, Betrugsopfer.
Durch die KPI Ansbach konnten im Rahmen dieser beiden Ermittlungsverfahren weitere Geschädigte im gesamten Bundesgebiet mit einer Schadenssumme in einem höheren sechsstelligen Bereich ermittelt werden. Allerdings ist aufgrund der Dunkelziffer davon auszugehen, dass die aus dem Kosovo agierende Tätergruppierung einen Schaden von weit über einer Million Euro verursachte.
Die Erkenntnisse der KPI Ansbach zur Örtlichkeit des Callcenters in Pristina/ Kosovo und auch der Verdacht gegen den Hauptverantwortlichen von mehreren Callcentern, welcher festgenommen wurde, bestätigten sich durch die aktuellen Maßnahmen der kosovarischen Behörden.
Im Frühjahr 2019 folgte von der KPI Ansbach eine Dienstreise in den Kosovo. Dort fand ein persönlicher polizeilicher Informationsaustausch mit der Kosovo Police statt. Weiterhin wurden in diesem Zusammenhang Ermittlungen in Österreich durch die KPI Ansbach durchgeführt. Auch hier erfolgte eine Dienstreise nach Wien.
Hierbei konnten im Rahmen der Ermittlungen und kriminaltaktischen Maßnahmen im In- und Ausland zweifelsfrei die Örtlichkeit im Kosovo, aus dem die Täter die Geschädigten im Bundesgebiet kontaktierten, lokalisiert und die Tatverdächtigen identifiziert werden. Im Rahmen dieser Ermittlungskommission konnten im Verfahren Parallelen zur Kriminalpolizei Trier und Dresden festgestellt werden. Von der KPI Trier konnte ein in Deutschland wohnhafter Täter festgenommen werden, der Kontakte zum festgenommenen Callcenter-Betreiber im Kosovo hatte und sowohl in Deutschland als auch im Kosovo mit dieser Tätergruppierung zusammenarbeitete.
Diese festgenommene Person war auch schon im Jahr 2018 im Visier der KPI Ansbach gewesen. Diese Spur konnte damals wegen fehlender Voraussetzungen für die Auswertung von Telekommunikations-Daten aber nicht weiterverfolgt werden.
Letztendlich ist die erfolgreiche Aktion als ein herausragender Erfolg von länderübergreifender polizeilicher Zusammenarbeit innerhalb Deutschlands sowie mit der kosovarischen Polizei und den beteiligten Staatsanwaltschaften anzusehen.
Die zeitliche Überschneidung der Festnahmeaktion mit einer derzeit angelaufenen Präventionskampagne des Polizeipräsidiums Mittelfranken gegen das Phänomen Callcenter Betrug ist reiner Zufall. Das Zusammentreffen beider Ereignisse unterstreicht jedoch die Dringlichkeit im Rahmen der polizeilichen Kriminalprävention auf die perfiden kriminellen Machenschaften solcher Betrüger-Banden hinzuweisen bzw. davor zu warnen.
Michael Petzold/n
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