Kreis Viersen: …und immer wieder Anrufe falscher Polizisten, falscher Verwandter, angeblicher Notare mit Schockgeschichten….

Viele Menschen werden es in den Medien gelesen haben: Die türkische Polizei hat Anfang des Jahres mehrere Callcenter in der Türkei ausgehoben und die falschen Polizisten von echten festnehmen lassen. Ein schöner Erfolg, der allerdings niemanden dazu verleiten sollte, zu glauben, dass damit die kriminellen Machenschaften, ältere Menschen um ihr Erspartes zu bringen, beendet wären. Das ist leider nicht der Fall, wie zum Beispiel auch der gestrige Tag im Kreisgebiet zeigt: Neun Fälle, vornehmlich aus Kempen, aber vereinzelt auch aus Viersen und Tönisvorst ,wurden im Laufe des Vormittags bei der Polizei gemeldet. Das allerdings dürfte nur "die Spitze des Eisbergs" abbilden, denn viele Menschen melden diese Anrufe gar nicht und legen auf. Und dann gibt es noch die Menschen, die ihr Erspartes an die Kriminellen ausgehändigt haben, später merken, dass sie Opfer einer Straftat waren und sich dann aus Scham, reingefallen zu sein, weder bei der Polizei noch bei ihren Verwandten offenbaren. An dieser Stelle sei noch einmal ganz deutlich gesagt: Immer mehr Menschen sind mittlerweile über die Tricks und Legenden informiert und bemerken schnell, dass sie Opfer einer Straftat werden sollen. Diese Menschen legen schnell auf und lassen sich nicht auf ein Gespräch ein. Leider aber gelingt es den Kriminellen - wie die sichergestellten Vermögenswerte in der Türkei schmerzlich aufzeigen - immer wieder, zum Erfolg zu kommen. Durch Schockanrufe (Enkel hat Notlage, Familienmitglied ist schwer verunglückt/ an Corona erkrankt und dafür wird Geld benötigt u.ä.), das Vortäuschen einer amtlichen Eigenschaft (Polizist, Rechtsanwalt, Notar), das stundenlange Ausüben von Druck und das Schüren von Ängsten sind die häufig betagten Opfer nicht in der Lage, sich gegen diese professionell geschulten Anrufer zu wehren. Sie sind ihnen und ihren ausgefeilten Machenschaften einfach hilflos ausgeliefert. Das ist kein Grund für Scham und schon gar nicht für abfällige Bemerkungen anderer Menschen, die selber noch nie in eine solche Situation geraten sind. Daher bitten wir eindringlich darum, dass auch die Menschen, die Opfer geworden sind, sich bei uns melden und Anzeige erstatten! Wenn die Kriminellen ihre Opfer "einmal am Haken" haben, lassen sie so schnell nicht los und verbieten den Senioren jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Oft geben sie ihnen auch noch Verhaltenshinweise mit auf den Weg, was sie ihrem Kundenberater bei der Bank erzählen sollen, falls sie auf die hohe Bargeldabhebung angesprochen werden. Damit ist dann auch der oft einzige Kontakt vor der Tatvollendung- nämlich der Bankenmitarbeiter- nicht mehr in der Lage, den Erfolgseintritt zu verhindern. Die Senioren treten nämlich in ihrer Angst und Not oft sehr resolut bei ihrem Kundenberater auf und beharren auf der Auszahlung. Für diese Fälle haben unsere Kolleginnen und Kollegen von der Polizei Gütersloh einen Briefumschlag entwickelt, der den Senioren im allerletzten Moment noch die Augen öffnen und eine Übergabe der Wertsachen an die Kriminellen verhindern soll. In diese Briefumschläge wird die erbetene Auszahlung gesteckt, wenn alles Reden und Beraten nichts genutzt hat. Auf der Vorderseite des Umschlags sind Fragen aufgedruckt. Auf der Rückseite ist eine eindringliche Warnung und die Aufforderung, die 110 zu wählen, wenn zwei oder mehr Fragen auf der Vorderseite mit JA beantwortet wurden. Diese Briefumschläge haben unsere Berater in den letzten Wochen an viele Banken im Kreis verteilt. Wir freuen uns, dass sie dort in Fällen dubioser Bargeldabhebungen von Senioren zum Einsatz kommen und hoffentlich helfen werden, den Kriminellen den Erfolg zu verderben. Unsere Berater haben extra für Seniorinnen und Senioren eine telefonische Sprechstunde eingerichtet, wo die Menschen ihre Fragen an die Experten richten können. Sie erreichen unsere Berater mittwochs zwischen 11:00 Uhr und 12:00 Uhr unter der Rufnummer 02162/377-3136. In aktuellen Fällen wählen Sie aber bitte stets die 110!/ah (45) Rückfragen bitte an: Kreispolizeibehörde Viersen Pressestelle Antje Heymanns Telefon: 02162/377-1191 Fax: 02162/377-1199 E-Mail: pressestelle.viersen@polizei.nrw.de