Rund 1,1 Millionen Euro Schaden: Trickbetrüger verdienen sich „goldene Nase“ in unserem Zuständigkeitsbereich

Das Telefon klingelt. Eine ältere Frau geht ran: "Ihre Tochter sitzt völlig aufgelöst mit blutverschmierten Händen hier bei uns im Revier. Sie hat einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine 26 Jahre alte Frau ums Leben gekommen ist", sagt Polizistin Braun. Im Hintergrund sind weinerliche Geräusche einer Frau zu hören. "Können wir mit unserer Tochter sprechen?" - "Nein, Ihre Tochter steht unter Schock und wird psychologisch betreut, sie können daher nicht mit ihr reden. Bis zur Verhandlung müsste Ihre Tochter drei bis sechs Monate in Haft bleiben - außer, sie wird per Kaution freigekauft." - "Wie viel beträgt denn die Kaution?" - "Mindestens 30.000 Euro." - "Wir haben nur 10.000 Euro auf die Schnelle zur Verfügung." - "Das geht auch, wir vereinbaren für den Rest dann eine Ratenzahlung. Wichtig ist: Legen Sie jetzt nicht auf und informieren Sie niemanden über die Sachlage, denn sonst könnte es in der Zeitung erscheinen", warnt die Polizistin noch. Nur ein glücklicher Zufall in der Bank verhinderte, dass die 82-Jährige aus dem Raum Stralsund tatsächlich mindestens 10.000 Euro abgehoben und an Betrüger übergeben hat. Rund 1,1 Millionen Euro Schaden hat es in 2020 im Bereich des Polizeipräsidiums Neubrandenburg (Landkreise Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte) durch etwa 110 geglückte Trickbetrüge gegeben. In 44 Fällen war die Schadenssumme höher als 5.000 Euro. "Love Scamming" oder auch Betrügereien mit Geldanlagen bzw. Bitcoins verschaffen den Tätern in der Regel die höchsten Beträge. Häufige Betrugsarten, die immer wieder auch mit kleinen Beträgen funktionieren sind Gewinnspielversprechen, Enkeltrick und falsche Polizisten. Und Schockanrufe liegen als Masche bei Trickbetrügern aktuell im Trend. Vor allem aus dem Bereich Vorpommern-Rügen werden etliche solcher Trickbetrugsversuche gemeldet. Seit Donnerstag allein 39 Versuche - nur das Hellfeld. Und es sind leider wieder einige geglückt - neben den bereits in Pressemitteilungen von Freitag (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108747/4819200) und Samstag (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108747/4819688) erwähnten Fällen hat es nun eine 84 Jahre alte Frau aus Stralsund getroffen, die 13.000 Euro an Betrüger übergab, weil sie glaubte, ihr Sohn und ihre Schwiegertochter hätten einen Unfall verursacht und könnten aus dem Gefängnis freigekauft werden. Das ist natürlich völliger Quatsch. In Deutschland gibt es keine Kaution, mit der jemand vorzeitig aus dem Polizeigewahrsam geholt werden kann. Genauso wenig, wie man bei echten Gewinnen in Vorkasse gehen muss oder echten Polizeibeamten Geld zur Sicherstellung gibt. Doch die Anrufe und Dialoge (s. Beispiel oben) sind professionell und wirken dadurch echt. Unsere Bitte an die Bevölkerung: Bitte bleiben Sie skeptisch, wenn plötzlich jemand am Telefon Geld verlangt, erst recht, wenn derjenige aus irgendwelchen Gründen das Geld nicht selbst abholen kann. Übergeben Sie nie Geld an Fremde. Rufen Sie ihre Angehörigen an und fragen Sie nach, ob diese wirklich gerade Geld benötigen. Informieren Sie umgehend die Polizei, wenn Sie Anrufe mit Geldforderungen erhalten. Lassen Sie sich nie zwingen, in der Leitung zu bleiben und niemandem von dem Anruf zu erzählen. Zudem sollten gerade jüngere Angehörige das Thema Betrüge, die Maschen und wie man die Echtheit überprüfen kann mit älteren Angehörigen thematisieren. Geben Sie Betrügern keine Chance! Rückfragen bitte an: Claudia Tupeit Pressestelle Polizeipräsidium Neubrandenburg Telefon: 0395/5582-2041 E-Mail: pressestelle-pp.neubrandenburg@polizei.mv-regierung.de http://www.polizei.mvnet.de Auf Twitter: @Polizei_PP_NB Rückfragen außerhalb der Bürozeiten und am Wochenende: Polizeipräsidium Neubrandenburg Einsatzleitstelle/Polizeiführer vom Dienst Telefon: 0395 5582 2223 E-Mail: elst-pp.neubrandenburg@polmv.de