Zwei Fälle von Liebesbetrug | Bereits über 250.000 Euro Schaden im laufenden Jahr

10.08.2021, PP Schwaben Süd/West Zwei Fälle von Liebesbetrug | Bereits über 250.000 Euro Schaden im laufenden Jahr PP SCHWABEN SÜD/WEST / Landkreise OBERALLGÄU und OSTALLGÄU. Bei der Polizei wurden zwei Fälle von Liebesbetrug über das Internet angezeigt. In beiden Fällen überwiesen die Geschädigten hohe Summen ins Ausland, da Betrüger sie vorher mit erfundenen Geschichten davon überzeugten, in Geldnot zu stecken. Der erste Fall Eine 54-jährige Frau aus dem Landkreis Oberallgäu lernte über zwei Kommunikationsplattformen bzw. Messengerdienste im Internet einen Mann kennen, der vorgeblich aus Schweden stammt. Gerade sitze er aber auf einer Dienstreise in der Türkei fest und brauche daher dringend finanzielle Unterstützung. Die Frau überwies ihrer virtuellen Bekanntschaft für einen vorgetäuschten Schicksalsschlag in Teilbeträgen eine mittlere fünfstellige Summe an Konten in der Türkei. Der zweite Fall Eine 48-jährige Frau aus dem Landkreis Ostallgäu lernte einen angeblichen Schiffskapitän im Juni 2021 über ein Dating-Portal kennen. Im Verlauf der Online-Bekanntschaft gelang es ihm, das Vertrauen der Frau zu gewinnen. Unter verschiedensten Vorwänden und unter Aufbau eines starken emotionalen Drucks konnte er sein Opfer immer wieder zu Geldüberweisungen auf ausländische Konten bewegen. Der Täter machte der Geschädigten glaubhaft, dass er Geld für den Kauf eines Apartments und für die Krankenhausaufenthalte seiner an Brustkrebs erkrankten Schwester benötige und dies auch alles an sie zurückzahlen könne. Insgesamt überwies die Geschädigte in mehreren Teilbeträgen eine sechsstellige Summe auf Konten in der Türkei und Spanien. In beiden Fällen übersandten die Täter vermeintliche Kopien ihrer Ausweispapiere und täuschten den Opfern auf diesem Weg zusätzlich Seriosität vor. Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um gefälschte Dokumente handelt. Aufgrund der bisherigen Ermittlungen des zuständigen Fachkommissariats der Kripo Kempten konnte der Aufenthaltsort der Täter in Afrika und dort in Nigeria und Ghana festgestellt werden. Die Masche Das Phänomen ist bei der Polizei als „Love Scamming“ oder „Romance Scamming“ bekannt und beschäftigte die Ermittler vor allem Mitte des letzten Jahrzehnts. Danach ebbte die Welle ab und wurde von neueren Phänomenen wie beispielsweise den „Falschen Polizeibeamten“ abgelöst. Mittlerweile erlebt die Geschichte der falschen Liebschaften wieder eine Art Comeback – das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West verzeichnete im Jahr 2020 rund 50 Ermittlungsverfahren, 2021 sind es mit Stand heute etwa die Hälfte davon. In vielen Fällen entstand dabei ein finanzieller Schaden bei den Geschädigten, 2020 erbeuteten die Täter aus 36 Fällen über 450.000 Euro, im laufenden Jahr aus 14 Fällen bislang rund 250.000 Euro. Die Opfer trauen sich aufgrund der intimen Details aus der Kommunikation oft nicht, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Der Hintergrund Die Angesprochenen werden mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft. Es entsteht im Verlauf der Zeit eine emotionale Abhängigkeit beziehungsweise eine Beziehung zum Unbekannten – auf einmal kommt ein vermeintlicher Notfall oder eine finanzielle Notlage in das Leben der neuen Liebe. Helfen kann nur das Opfer – mit dem eigenen Geld. Die Empfehlungen Anhand nachfolgender Tipps können Sie die Betrüger erkennen: 1. An der Kontaktaufnahme: Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Scammer an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel. Da die Betrüger oft mit deutschen Mailadressen arbeiten, ist selten ersichtlich, dass sich hinter den netten Zeilen ein Scammer verbirgt. 2. An der Sprache: Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Insider gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der englisch sprechenden Kontakte auf deutschen Dating-Seiten Romance- oder Love-Scammer sind. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen. 3. An den Bildern: Scam-Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind, während Scam-Männer häufig Fotos von uniformierten Männern nutzen. 4. Am Inhalt der Mails: Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach dem ersten Kontakt mit ellenlangen Briefen voller schwülstiger Liebesschwüre. An den überbordenden Liebeserklärungen und Liebesbekundungen sind sie leicht zu erkennen. Aber es geht auch anders: Seriös wirkende Mails sollen das Interesse wecken. Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt immer eine Rolle. Wichtig: Die Scammer bezeichnen ihre neuen Partner schon bald als "Ehemann" oder "Ehefrau" und schmieden Heiratspläne. Deswegen scheint die Bitte um ein Visum oder ein gemeinsames Konto gerechtfertigt. 5. An Verbindungen nach Westafrika/Russland/Südostasien: Ob Geschäftsreise oder familiäre Probleme, es gibt vielfältige Gründe für eine Verbindung nach Nigeria, Ghana usw. Frauen hingegen leben oft in osteuropäischen / südostasiatischen / südamerikanischen Ländern. 6. An Bitten um Geld / Visum / Päckchen- oder Briefversand / gemeinsames Konto: Es gibt viele Gründe, das Opfer um Geld zu bitten. Weigert es sich, Geld zu schicken, finden Betrüger andere Wege. Gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollen, gehören dazu. Momentan sehr stark ausgeprägt ist der Wunsch nach einer Einladung nach Deutschland. Die Betrüger schaffen es auch, geschickt die Opfer für ihre Zwecke zu missbrauchen, beispielsweise sollen diese Briefe oder Päckchen an dritte Personen verschicken. Scam-Frauen erbetteln sich häufig Einladungen nach Deutschland. Oft geben die Betrüger vor, ein gemeinsames Konto mit dem Opfer eröffnen zu wollen und bitten um Kopien von Ausweisen. Die Daten werden für Fälschungen von Pässen genutzt. (KPI Kempten) Medienkontakt: Pressestelle beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West, D-87439 Kempten (Allgäu), Rufnummer (+49) 0831 9909-0 (-1012/ -1013).