Bochum/Herne/Witten/Holzwickede / Volker Schütte: „Nach 36 Jahren und 17.000 Pressemeldungen ist jetzt Schluss!“

Nach circa 17.000 Pressemeldungen, knapp 3.000 O-Tönen, weit über 100 erstellten Mitarbeiterzeitungen und zum Glück auch vielen "Bunten Geschichten" sage ich heute "Tschüss" - meinen Kolleginnen und Kollegen, ganz vielen Medienvertretern aber natürlich auch deren "Konsumenten", nämlich den Zeitungslesern, Radiohörern und Fernsehzuschauern aus unserem Revier. Warum? Nach 42 Jahren bei der Polizei hänge ich meine blaue Uniform am 31. August an den berühmten Nagel; wechsle nicht nur in den unruhigen Ruhestand, sondern auch von der Exekutive in die Legislative. Dazu später mehr! Seit 1985 - damals natürlich noch ohne Computer und Internet, sondern mit der Schreibmaschine - habe ich mich an der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit versucht, davon allein 23 Jahre im Bochumer Polizeipräsidium. In diesen 36 Jahren ging es für mich in Bochum, Herne und Witten quer durchs Strafgesetzbuch. Dabei musste ich leider viel zu häufig Fälle von Elend, Not und menschlichem Schicksal schildern - ausgelöst u.a. durch schlimme Kapitalverbrechen, Raubüberfälle, Brände und Verkehrsunfälle. Dabei erinnere mich vor allem an die, nach einem Serienvergewaltiger fahndende "EK Messer" (1994 - 2002), an den sogenannten Wittener "Satansmord" (Juli 2001) sowie die weltweiten Anfragen bezüglich eines der vier "9/11-Attentäter", der in Bochum gelebt und studiert hat. Auch den Siebenfachmord eines jungen Herners im organisierten Rauschgiftmilieu (2004) sowie die knapp 100 geköpften Kaninchen im Raum Witten (2007 - 2009), über die sogar die BBC berichtet hat, werde ich nicht vergessen. Darüber hinaus denke ich an die EK "Christian", die über Jahre hinweg, aber leider vergeblich, nach einer Person gesucht hat, die am 1. Oktober 2010 auf der Rüsbergstraße in Witten einen jungen Mann überfahren hat und dann geflüchtet ist. https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11530/3161046 Dazu gehören auch der verheerende Brand im Bochumer Bergmannsheil (30. September 2016), die ins Internet gestellten zwei brutalen Morde eines 19 Jahre alten Herners (6. März 2017) sowie ein obdachloser Mann, der am 9. November 2017 in Bochum lebendig unter Pflastersteinen begraben worden ist und nur durch ein kleines Wunder überlebt hat. Aber zum Glück gab es auch andere Geschichten, die mir gezeigt haben, wie bunt, facettenreich und skurril der Alltag eines Polizeipressesprechers sein kann. Anfang 1990 lernte ich mein erstes Fernsehstudio kennen, als "Tele West" in Essen seinen Sendebetrieb aufnahm - mit Frauke Ludewig als Moderatorin. Vier Jahre später begleitete ich Shirley Bassey und das von Paul Kuhn geleitete WDR-Tanz-Orchester bei den Proben zum Bochumer Presseball. Aufgrund der Aufbauarbeiten in der Ruhrlandhalle war der Musikevent kurzfristig in den Speisesaal der Bochumer Polizeischule verlegt worden, wo ich viele Jahre als Ausbilder gearbeitet habe. Direkt nach dem Welt-Hit "Goldfinger" fragte die Künstlerin bei mir nach, ob sie vielleicht unseren Kakaoautomaten nutzen dürfe. Anfang 2001 war ich daran beteiligt, dass "Toto & Harry" über Jahre hinweg Millionen von Fernsehzuschauern den Bochumer Polizeialltag näher gebracht haben. Im Oktober 2008 durfte ich Deutschlands Nummer eins, den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler und dessen Frau, bei einem Besuch in Bochum begleiten. Dabei hatte ich mich - u.a. im "Bergmannsheil" und im Schauspielhaus - um eine halbe Hundertschaft von Journalisten zu kümmern. Auch nicht zu vergessen: Rund zehn Jahre fuhr ich mit unserem kleinen Polizei-Smart mit dem Namen "Irmchen" durch unser Revier - immer wieder ein Erlebnis! Im Oktober 2019 kam unser Team auf die Idee, die Präventionsarbeit in Sachen "Halloween-Umzüge" mal auf eine schräge Art und Weise umzusetzen. Dafür begaben wir uns in den Keller unseres Präsidiums und drehten ein Gruselvideo - mit überwältigender Resonanz! https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11530/4415952 Das ein oder andere Mal bin ich in den letzten Jahren darauf angesprochen worden, speziell diese bunten Geschichten aus den zurückliegenden Jahrzehnten, die in einem Ordner schlummern, mal gebündelt niederzuschreiben. Ok, Zeit müsste ich dafür ja jetzt haben, wenn mir da nicht die oben bereits erwähnte Legislative in den Weg kommt. So wurde ich im letzten Jahr in den Rat der Emscherquellgemeinde Holzwickede (Kreis Unna) gewählt und zum Ortsvorsteher des Haarstrangdorfs Hengsen ernannt - übrigens ein Amt, das mir großen Spaß macht! Womit beende ich nun meinen Rückblick auf meine lange Zeit als Pressesprecher? Mit einer meiner Lieblingsgeschichten mit der Überschrift "Das Sommerloch ist zurück!", geschrieben am 26. Juni 2019 und abgegriffen von fast allen deutschen Medien: Liebe Journalisten, wie bereits im Jahr 2003 melden wir besonders gerne, keine schlimme Kriminalität in Bochum, Witten und auch Herne. Und was kam nach 16 Jahren heut' erneut ans Licht, üble Straftaten, schwere Unfälle - all das gab es gestern nicht. Das kriminelle Handwerk schien den Ganoven mal egal, entspannten sie sich bei 37 Grad vielleicht sogar am sonnigen Kanal? Doch schreiben wir nun wieder mit Bedauern, dieser Zustand wird bestimmt nicht lange dauern. Aber was sagt uns dieser Umstand doch? Es gibt es immer noch - das berühmte Sommerloch! Einen Tag später fand ich auf der Titelseite des "Hellweger Anzeigers" diesen Kommentar von Konstantin Tassidis mit der Überschrift "Nichts passiert": "Ein gänzlich ereignisloser Tag würde uns in der Redaktion vor Herausforderungen stellen. Wenn nichts passiert, worüber schreiben wir? Welche Fotos wählen wir aus? Machen wir dann einfach auch nichts und lassen die Seiten leer? Das würde uns, liebe Leserinnen und Leser, in gewisse Erklärungsnot bringen, oder? Nun ist es höchst unwahrscheinlich, dass so ein Fall jemals eintreten wird. Irgendwann ist ja immer - und das ist ja vielleicht eine Gemeinsamkeit in den Berufen Journalist und Polizist. Es gibt immer was zu tun. Dachten wir bis jetzt. Denn bei der Polizei Bochum ist es nun tatsächlich passiert: Es gab nichts zu berichten - worüber wir auf der NRW-Seite berichten. Und wir müssen feststellen: Selten war nichts so wunderbar." Gerade in dieser, durch Negativnachrichten belasteten Zeit, sehe ich das auch so und würde mir häufiger ein "Nichts passiert" wünschen! So, ich schreibe und sage jetzt nichts mehr - nur noch "Herzlichen Dank" für eine tolle Zeit als Pressesprecher im Bochumer Polizeipräsidium! Ach ja, mit meiner Stimme bleibt dann doch eine Kleinigkeit von mir in Bochum zurück, habe ich doch vor einigen Jahren die Telefonanlage unseres Präsidiums besprochen. Glück Auf Volker Schütte Rückfragen bitte an: Polizei BochumPressestelleVolker SchütteTelefon: 0234-909 1021E-Mail: pressestelle.bochum@polizei.nrw.dehttps://bochum.polizei.nrw/