Wanderausstellung der Polizeidirektion Lüneburg „Freunde – Helfer – Straßenkämpfer. Die Polizei in der Weimarer Republik“

2 weitere Medieninhalte Am Mittwoch, den 8. September 2021, richtete die Polizeidirektion Lüneburg im Rahmen der Wanderausstellung "Freunde - Helfer - Straßenkämpfer. Die Polizei in der Weimarer Republik" den ersten von drei Themenabenden im Museum Lüneburg aus. In geselliger Atmosphäre referierte Frau Dr. Carola Rudnick zum Themenbereich "Euthanasie und Polizei? - Zwischen Beteiligung und Betroffenheit". Die wissenschaftlich-pädagogische Leiterin der "Euthanasie"-Gedenkstätte Lüneburg hat einen bewegenden Einblick in die frühdeutsche Geschichte gezeigt und dabei deutlich gemacht, dass an der Entrechtung von Psychiatriepatientinnen und -patienten im Nationalsozialismus nicht nur Mediziner beteiligt waren. Polizisten gehörten zu jenen, deren Aufgabe als Sicherheits- und Ordnungskräfte es war, Einweisungen durchzuführen, die sich später als tödlich herausstellten. Hierzu gehörten auch Festnahmen von Personen, die sich weigerten, sterilisiert zu werden. Auch Aufnahmen in die "Kinderfachabteilung" Lüneburg, in der zwischen 1941 und 1945 mindestens 300 bis 350 Kinder und Jugendliche ermordet wurden, geschahen mit dieser Unterstützung von Schutzpolizisten, etwa, wenn Eltern sich einer Aufnahme widersetzten. Andererseits schützte der Beruf keinesfalls vor eigener rassenhygienischer Verfolgung. Dr. Carola Rudnick zeichnete in ihrem Fachvortrag daher nicht nur die Grundzüge der Lüneburger "Euthanasie"-Maßnahmen nach, sondern arbeitete einen bislang unbeachteten Gegenstand heraus, nämlich inwieweit Polizisten in die Verfolgung und Entrechtung von Psychiatriepatientinnen und -patienten involviert waren - sei es als Helfer oder als Opfer. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch der Lüneburger Polizeipräsident Thomas Ring und der Polizeivizepräsident Hans-Jürgen Felgentreu, zeigten sich sehr betroffen von dem informativen Vortrag. Polizeipräsident Thomas Ring hebt hervor: "Dieser Abend lehrt uns wieder, dass wir die freiheitliche Demokratie nicht als selbstverständlich hinnehmen dürfen. Die Polizei als Vertreterin der Exekutive muss stets wachsam bleiben und aktiv für den Erhalt der Demokratie eintreten. Indem wir demokratische Werte aktiv leben, uns mit ihnen und unserem Handeln selbstkritisch auseinandersetzen, schützen und bewahren wir die Demokratie." Der nächste Themenabend findet am Mittwoch, 15. September 2021, um 19:00 Uhr, statt. Teilnehmen können alle Interessierten, die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos. Dabei wird es um die preußische Polizei in der Endphase der Weimarer Republik, am Beispiel des "Altonaer Blutsonntags" (17. Juli 1932), gehen. Der Referent, Dr. Wolfgang Kopitzsch, ist ehemaliger Hamburger Polizeipräsident und berichtet über seinen Vater, der als junger preußischer Polizeibeamter in Altona-Wandsbeck an diesem Tag im Einsatz war. Der Wahlkampf für die Reichstagswahl am 31. Juli 1932 war geprägt durch zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den politischen Parteien. So forderte der "Altonaer Blutsonntag" am 17. Juli 1932 18 Tote und zahlreiche Verletzte. Die Reichsregierung unter Reichskanzler Franz von Papen nutzte diese Entwicklung zum Staatsstreich gegen die demokratische Regierung in Preußen am 20. Juli 1932. Die Polizeidirektion Lüneburg lädt weiterhin alle Interessierten herzlich ein, sich gemeinsam mit dem damaligen und heutigen Demokratieverständnis auseinanderzusetzen, gemeinsame Werte und Normen zu stärken und gemeinsam klar zu bekennen, wofür die Polizei steht - und wofür nicht! Die Wanderausstellung wird noch bis zum 29.09.2021 im Museum Lüneburg, Willy-Brandt-Straße 1, präsentiert. Die Öffnungszeiten lauten: Dienstag bis Freitag von 11:00 bis 18:00 Uhr (Donnerstag bis 20:00 Uhr) und Samstag und Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr. Für Besuchergruppen können im Rahmen der verfügbaren Kapazitäten begleitete Führungen mit abweichenden Zeiten vereinbart werden. Zu dem Themenabend sowie für gewünschte Führungen melden Sie sich bitte über folgende E-Mail-Adresse an: polizeigeschichte@pd-lg.polizei.niedersachsen.de an. Rückfragen bitte an: Polizeidirektion Lüneburg Mareike Kowalewski Auf der Hude 2 21339 Lüneburg Telefon: +49 4131 8306-1050 E-Mail: pressestelle@pd-lg.polizei.niedersachsen.de