Hilfsbereitschaft einer Dortmunder Seniorin schamlos ausgenutzt – Polizei warnt vor Schock-Anrufen
Lfd. Nr.: 1271
Wieder eine arglose Seniorin aus Dortmund. Wieder das Vortäuschen einer familiären Notsituation. Wieder eine uneingeschränkte Hilfsbereitschaft, die schamlos ausgenutzt wurde. Und wieder ein großer finanzieller Schaden.
"Hallo Oma. Mama muss sterben. Sie liegt auf der Intensivstation." Diese Sätze hat eine 82-jährige Dortmunderin am Montagnachmittag (22. November) am Telefon gehört. Und sie lösten bei ihr das aus, was menschlich ist, was berechnende Straftäter jedoch auch immer wieder ausnutzen: Schock, Sorge - und Hilfsbereitschaft. Im gestrigen Fall war die Hilfsbereitschaft so groß, dass die 82-Jährige alles versuchte, um die sechsstellige geforderte Geldsumme zu erbringen.
Der Fall schockiert die Beamtinnen und Beamten der Polizei Dortmund. Vor allem, weil ihnen die Masche bestens bekannt ist. Betrüger geben sich als Familienmitglieder aus - in diesem Fall als Enkelin. Und berichten von schwer erkrankten Verwandten - in diesem Fall der Tochter der Angerufenen. Helfen könne nur ein teures Medikament. Um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, wird von behandelnden Ärzten gesprochen - in diesem Fall von einem Dr. Koch. Und vor allem geschieht eins: Es wird massiver Druck auf die Opfer ausgeübt. Mehrfach klingelt das Telefon, die Gespräche werden in die Länge gezogen. Zeitlicher Druck ausgeübt.
Gestern führte das dazu, dass die 82-Jährige dem Druck nachgab und Schmuck zusammen suchte. Diesen übergab sie gegen 17 Uhr an der Schliepstraße (nahe der Einmündung Viktoriastraße), nahe ihrer Wohnanschrift, an eine unbekannte Frau. In dem Glauben, diese sei die Sekretärin des behandelnden Arztes.
Als schließlich kurze Zeit später ihre Tochter anrief - und wohlauf war -, bemerkte die Dortmunderin den Betrug. Die Polizei sucht nun Zeugen, die die unbekannte Abholerin beobachtet haben. Sie wird wie folgt beschrieben: ca. 170 cm groß, ca. 30 Jahre alt, normale Statur, dunkle längere Haare, trug eine schwarze Jacke, eine schwarze Hose und einen schwarzen Mund-Nasen-Schutz.
Zeugen werden gebeten sich mit Hinweisen an den Kriminaldauerdienst unter Tel. 0231/132-7441 zu wenden.
Es sind Taten wie diese, die deutlich machen, wie wichtig Präventionsarbeit ist. Präventionsarbeit, bei der die Polizei Dortmund auf Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen ist. Sie bittet Angehörige und andere vertraute Personen darum, als Multiplikatoren zu wirken und das Vertrauensverhältnis zu Seniorinnen und Senioren für eine individuelle Vorsorge zu nutzen.
Klären Sie diese Personen über die perfiden Maschen der Betrüger auf. Darüber, wie sie sich das Vertrauen gerade älterer Menschen am Telefon erschleichen, indem sie sich a) als - familiäre oder auch behördliche - Vertrauensperson ausgeben und b) eine akute Notlage - Krankheit oder einen bevorstehenden Einbruch zum Beispiel - vortäuschen. Mit andauerndem Druck und hinterlistiger Manipulation gelingt es den Straftätern leider immer wieder, Seniorinnen und Senioren dazu zu bringen, in kurzer Zeit hohe Geldsummen oder Werte zusammenzutragen, um in dieser vermeintlichen Notsituation zu helfen.
Als wichtige Botschaften bei der Sensibilisierung Ihrer Angehörigen und Vertrauten gibt die Polizei Dortmund Ihnen die folgenden mit auf den Weg:
Nicht auf Geldforderungen am Telefon eingehen! Beenden Sie in diesen Fällen das Gespräch sofort!
Nutzen Sie Ihnen bekannte Kanäle, um bei Zweifeln die Echtheit der vorgetragenen Notlage zu prüfen. Sprich: Rufen Sie Familienangehörige unter den bekannten Erreichbarkeiten an. Erfragen Sie bei der Polizei, ob es wirklich Ermittlungen an Ihrer Adresse gibt. Schnell werden Sie Betrügern so auf die Schliche kommen.
Wichtig ist es zudem, älteren Verwandten und Bekannten Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben. Bei Zweifeln dürfen sie ein Telefonat einfach beenden! Mögliche Anliegen dürfen Sie hinterfragen und auch über ihre eigenen "Kanäle" überprüfen! Mit Unhöflichkeit oder fehlender Hilfsbereitschaft hat das nichts zu tun!
Bei der Polizei Dortmund stehen die Experten des Kommissariats für Vorbeugung für Fragen rund um die aktuellen Maschen und das Thema Prävention als Ansprechpartner zur Verfügung. Sie sind zu erreichen unter 0231/132-7950 (montags bis freitags, 9 bis 15 Uhr). Unter dieser Nummer oder per E-Mail an vorbeugung.dortmund@polizei.nrw.de können Sie sich auch für den nächsten Zoom-Präventionsvortrag anmelden. Die beiden Experten Markus Schettke und Indra Naskar berichten in diesem Online-Vortrag an jedem ersten Donnerstag im Monat über aktuelle Maschen und Tipps. Der nächste Termin: 2. Dezember, 17 Uhr.
Journalisten wenden sich mit Rückfragen bitte an:
Polizei Dortmund
Pressestelle
Nina Kupferschmidt
Telefon: 0231-132 1026
Fax: 0231-132 9733
E-Mail: pressestelle.dortmund@polizei.nrw.de