Verkehrsunfallstatistik 2022: Kreis Siegen-Wittgenstein sicherste Region in NRW
Mit Spannung hat die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein auf die Veröffentlichung der Landesunfalldaten geblickt. Wie haben sich die Unfallzahlen nach der Corona-Pandemie entwickelt?
Erfreulich: Der Kreis ist verkehrsunfallstatistisch gesehen die sicherste Region in Nordrhein-Westfalen.
Bevor es jedoch zu den Behördenvergleichen auf Landesebene geht, erfolgt zunächst ein Blick auf die eigene Unfallzahlenentwicklung.
Wie in nahezu allen Bereichen hatte die Corona-Pandemie auch Einfluss auf die Unfallstatistik. Daher beziehen sich die nachfolgenden Entwicklungen zum einen auf die beiden Vorjahre, aber auch auf die Vor-Corona-Jahre.
In 2022 sind sowohl die absoluten Verkehrsunfallzahlen als auch die Anzahl der verunglückten Verkehrsteilnehmer im Vergleich zu den beiden Corona-Jahren 2020/2021 leicht gestiegen. Im Jahr 2022 nahm die Kreispolizeibehörde 9.227 Verkehrsunfälle auf. Dabei gab es insgesamt 779 Verunglückte. Damit stieg die Zahl der Unfälle um knapp 6 % im Vergleich zum Jahr 2021, die Zahl der Verunglückten um 61 Betroffene.
"Wir wussten, dass sich die Unfallstatistik nach den beiden Corona-Jahren wieder normalisieren würde. Dort hatten wir grundsätzlich niedrigere Zahlen, insbesondere weil das öffentliche Leben mehr oder weniger stark eingeschränkt war. Obwohl die Zahl der Verunglückten nun wieder anstieg, handelt es sich um die drittniedrigste Verunglücktenzahl seit 1983", gab Landrat Andreas Müller bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2022 heute bekannt.
Letztes Jahr wurden 146 Menschen bei Verkehrsunfällen schwer- und 627 Menschen leichtverletzt. Die Zahl der Verkehrstoten blieb mit im Vergleich zum Jahr 2021 konstant, obwohl die Unfallzahlen gestiegen sind. Es bedeutet aber, dass wiederum sechs Verkehrsteilnehmer bei Unfällen ihr Leben verloren haben.
Abteilungsleiter der Polizei, Bernd Scholz: "Auch wenn es sich dabei um den fünftniedrigsten Stand seit 1983 handelt, ist jeder Verkehrstote einer zu viel. Wir arbeiten weiterhin daran, die "Vision Zero" zu erreichen, also dass unter anderem kein Mensch im Kreisgebiet bei einem Unfall verstirbt".
Betrachtung der Hauptunfallursachen: Deutlicher Rückgang der Hauptunfallursache "Geschwindigkeit"
Gerade bei Verkehrsunfällen mit schweren Unfallfolgen spielt die Unfallursache "Geschwindigkeit" eine entscheidende Rolle. Erfreulich daher, dass die lange Zeit an erster Stelle stehende Hauptunfallursache Geschwindigkeit in ihrer Gesamtzahl in allen Altersklassen deutlich gesenkt werden konnte.
Bei der Betrachtung der Unfallursachen ist festzustellen, dass die Ursache "Vorfahrt/Vorrang" einen Anteil von 23 % an allen Personenschadensunfällen mit Hauptunfallursachen ausmachte und damit vor der Unfallursache "Abbiegen/Wenden/Rückwärtsfahren" mit 20 % und "Geschwindigkeit" mit 15 % liegt.
Insgesamt ist aber zu berücksichtigen, dass bei Unfällen mit anderen Ursachen "Geschwindigkeit" als weitere Ursache meist nur sehr schwer exakt und damit beweiskräftig zu ermitteln ist, wohingegen zum Beispiel eine Vorfahrtsverletzung oftmals eindeutig als Hauptunfallursache zu identifizieren ist.
Geschwindigkeitsüberschreitungen in Kombination mit anderem Fehlverhalten erhöhen die Unfallgefahr deutlich. So steht die Hauptunfallursache Geschwindigkeit bei den Verkehrsunfällen mit tödlich Verletzten an erster Stelle. Obwohl die Polizei insbesondere durch Kontrollmaßnahmen die Anzahl der Verkehrsunfälle der Hauptun-fallursache "Geschwindigkeit" um 28% senken konnte, bildet die (Mit-)Hauptunfallursache Geschwindigkeit daher auch weiterhin einen Schwerpunkt in der polizeilichen Verkehrsunfallbekämpfung. Im vergangen Jahr sanktionierte die Kreispolizeibehörde über 41.000 Mal Geschwindigkeitsverstöße, das sind fast 15 % mehr als noch im Jahr 2021.
Betrachtung der Verkehrsbeteiligungsarten: Kein tödlich verletztes Kind oder Jugendlicher; erneut kein tödlich verletzter Kradfahrer, kein tödlich verletzter Fußgänger; zweitniedrigste Verunglücktenzahl bei den Kradfahrern seit 2015.
Bei der Betrachtung der Verkehrsbeteiligungsarten gibt es ebenfalls positive Entwicklungen zu vermelden. Landrat Andreas Müller: "Die Entwicklungen der Verunglücktenzahlen bei Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Pkw sind rückläufig. Mit 409 verunglückten Pkw-Fahrern bzw. -insassen ist diese Zahl um gut 5 % zurückgegangen und erreicht damit den niedrigsten Stand der letzten 6 Jahre".
Weiterhin erfreulich ist nach Landrat Müller, dass die Zahl der verunglückten Fußgänger nur knapp über dem Niveau des Vorjahres lag (+2). Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass 2022 im Gegensatz zum Vorjahr (2021: 3 getötete Fußgänger) kein Fußgänger im Straßenverkehr getötet wurde.
Bei den verunglückten Kradfahrern ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 16 Betroffene auf nunmehr 51 Verunglückte zu verzeichnen. Aber auch hier handelt es sich um den zweitniedrigsten Stand seit 2015. Hier gab es ebenfalls keinen Verkehrstoten zu beklagen.
Auffällig war der prozentuale Anstieg der Verursacher bei Unfällen mit verunglückten Kradfahrern, dieser lag bei 65%.
Wie im gesamten Land Nordrhein-Westfalen muss im Bereich der Rad- und Pedelecfahrern ein deutlicher Anstieg der Verunglücktenzahlen registriert werden. Bei den Radfahrern gab es einen Anstieg um 32 auf insgesamt 84 verunglückte Radfahrer. Der Anteil der sogenannten Alleinunfälle ohne Fremdbeteiligung lag bei 30 %. In der Hälfte aller Fälle waren die Radfahrer Unfallverursacher.
Bei den Pedelecfahrer ist ebenfalls ein deutlicher Anstieg um 15 Betroffene auf nunmehr 53 Verunglückte zu verzeichnen. Ein 60-jähriger Pedelecfahrer verstarb nach einem Alleinunfall.
Bei den Pedelecfahrern lag der Anteil der sogenannten Alleinunfälle ohne Fremdbeteiligung bei 36 %. In 58 % aller Fälle waren die Pedelecfahrer Unfallverursacher.
Analyse der Entwicklungen der Verunglücktenzahlen in den Risikoaltersgruppen: Die Verunglücktenzahlen in den Risikoaltersgruppen blieben auf einem niedrigen Niveau
In der Altersgruppe der Kinder (bis 14 Jahre) blieb die Zahl der Verunglückten (57) nahezu konstant (+4). Ebenfalls hervorzuheben ist, dass auch 2022 kein Kind tödlich verunglückt ist.
Im Jahr 2022 ist die Anzahl der verunglückten Jugendlichen (15-17 Jahre) mit 46 Verunglückten ebenfalls nur sehr leicht gestiegen (+5). Allerdings weist diese Altersgruppe eine vergleichsweise hohe Verunglücktenhäufigkeitszahl (618) auf, das heißt, diese Altersgruppe ist im Vergleich zum Anteil innerhalb der Bevölkerung überdurch-schnittlich oft als Verunglückte bei Verkehrsunfällen betroffen. 2022 ist kein Jugendlicher tödlich verunglückt.
Die Zahl der insgesamt verunglückten Jungen Erwachsenen (18-24 Jahre) ist erfreulicher Weise mit 125 Verunglückten im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (-4). Im Gegensatz zum Vorjahr ist 2022 kein junger Erwachsener tödlich verunglückt.
Die Verunglücktenzahlen bei den Senioren (65 Jahre und älter) sind 2022 mit einer Zunahme von neun Verunglückten auf nunmehr 96 Verunglückte angestiegen. Der Anteil der Senioren als Pedelecfahrende ist hierbei entsprechend des landesweiten Trends um 60% gestiegen. Insgesamt verünglückten 16 Senioren als Pedelecfahrende, davon in der Hälfte der Fälle als Unfallverursacher.
Trotz des Anstiegs handelt es sich dabei um die zweitniedrigste Verunglücktenzahl seit 2014. Ebenfalls seit 2014 war 2022 erstmals kein im Straßenverkehr tödlich verunglückter Senior zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist insofern erfreulich, da der Bevölkerungsanteil der Senioren im Kreisgebiet steigend ist und mittlerweile bei einem Anteil von 22 % der Einwohnerzahl des Kreises liegt. Schwerwiegende Folgen in dieser Altersklasse blieben im Jahr 2022 somit aus.
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Unfallflüchtigen stieg im Vergleich zu den Vorjahren um 9% auf insgesamt 1.540 Unfallfluchten. Damit liegt man immer noch unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Es bedeutet aber gleichzeitig, dass jeden Tag kreisweit mehr als vier Unfallfluchten angezeigt werden.
Die Anzahl der Verkehrsunfallfluchten mit Personenschaden stieg im Vergleich zum Vorjahr spürbar um 21 Unfälle auf 54 Unfälle an. Die Polizei konnte demgegenüber die Aufklärungsquote deutlich auf 74% steigern. Damit erreicht sie die höchste Aufklärungsquote bei Unfallfluchten mit Personenschäden seit 2017.
Voraussetzung für die erfolgreiche Ermittlung von Verkehrsunfallflüchtigen ist eine sofortige Meldung bei der Polizei, das Vorhandensein von Spuren und sachdienlichen Hinweisen. Bei einer verspäteten Anzeigenerstattung durch die Unfallopfer oder einer Anzeigenerstattung abseits des Tatortes gehen wertvolle Ermittlungsansätze verloren und erschweren die Ermittlungsarbeit maßgeblich.
Zusammenfassend blieben gravierende Anstiege bei der Entwicklung der Verkehrsunfallstatistik nach Corona aus. Vielfach bewegen sich die Daten auf dem Niveau des Vorjahres.
Besonders erfreulich: Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist die sicherste Region in Nordrhein-Westfalen im Bereich der Verunglücktenzahlen und der sogenannten Unfallhäufigkeit (Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschäden bezogen auf jeweils 100.000 Einwohner). In beiden Bereichen belegt der Kreis im landesweiten Vergleich den Rang 1 von insgesamt 47 Kreispolizeibehörden (UHZ = 231 / VHZ = 284).
Landrat Andreas Müller: "Die Analyse der Unfallstatistik belegt, dass das Risiko, im Land Nordrhein-Westfalen Opfer eines Verkehrsunfalles zu werden, nirgendwo geringer ist als im Kreis Siegen-Wittgenstein.
Ich freue mich, dass unsere polizeiliche Arbeit zu diesem hervorragenden Ergebnis beigetragen hat.
Ich wünsche Ihnen allen ein unfallfreies Jahr 2023 und bleiben Sie gesund!"
Ein umfassender Bericht zur Verkehrsunfallstatistik kann auf der Homepage der Kreispolizeibehörde unter dem folgenden Link aufgerufen werden:
https://siegen-wittgenstein.polizei.nrw/polizeiliche-verkehrsunfallstatistik-3
Rückfragen bitte an:
Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein
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