Carfriday: Wenn der Kick für den Augenblick ein Menschenleben kostet
Die Polizeipräsidien Neubrandenburg und Rostock beteiligten sich am
Karfreitag sowie in der Nacht zu Samstag, dem 08.04.2023, erstmalig
an der bundesweiten Verkehrsüberwachungs-aktion "Carfriday". Am
traditionellen Saisonstart für Auto-, Tuning- und
Rennsportbegeisterte waren bei den präsidiumsweiten Kontrollen unter
dem Motto "Rot für Raser, Poser und illega-les Tuning" Veränderungen
an Autos und Motorrädern, Geschwindigkeitsverstöße und soge-nanntes
Posing im Fokus der Polizei.
Raser, Poser und Tuner nutzten in der Vergangenheit immer wieder den
gesetzlichen Karfrei-tag-Feiertag, um mit zum Teil illegal umgebauten
Autos Rennen zu fahren und sich entspre-chend in Szene zu setzen.
Die illegale Raserszene ist vor allem durch ihr rücksichtloses und
gefährliches Verhalten in den letzten Jahren auch immer mehr in den
Fokus der Polizei in MV gerückt. Vor allem ver-botene Kraftfahrzeug-
und Beschleunigungsrennen haben bereits zu mehreren Schwerver-letzten
und Toten geführt. Die Zahl der festgestellten verbotenen
Kraftfahrzeugrennen steigt seit Jahren auch in MV stetig an. Während
im Jahr 2018 insgesamt nur neun Strafanzeigen polizeilich aufgenommen
wurden, waren es im Jahr 2021 bereits 65. Im vergangenen Jahr wurden
103 verbotene Kraftfahrzeugrennen polizeilich bekannt.
Vielen Neubrandenburgern dürfte in diesem Zusammenhang noch ein
Verkehrsunfall aus dem Jahr 2017 in Erinnerung geblieben sein, bei
dem ein 33-jähriger Fußgänger nach einem Zusammenstoß mit einem VW
Passat in der Demminer Straße so schwer verletzt wurde, dass er noch
an der Unfallstelle verstarb.
Der damals 20-Jahre alte Unfallverursacher erhielt 18 Monate
Freiheitsstrafe, die zur Bewäh-rung (zwei Jahre) ausgesetzt wurden.
Zudem musste er 1.000 Euro Geldstrafe an die Orts-verkehrswacht
Neubrandenburg zahlen. Im Prozess vor dem Landgericht Neubrandenburg
schilderte der Unfallverursacher den Unfallhergang. Er lieh sich ein
270 PS starkes Auto und traf sich mit der Tuningszene an einer
Tankstelle im Norden Neubrandenburgs. Dort habe er einen getunten
Golf gesehen und später an einer Ampel Gas gegeben. Laut Gutachten
der DEKRA war er mit 83 bis 107 Stundenkilometer unterwegs. Erlaubt
waren 60 Stundenkilome-ter.
Die erfreuliche Bilanz: Solche oder ähnliche Unfälle ereigneten sich
heute zum Glück nicht. Im Rahmen der Verkehrsüberwachungsmaßnahmen
waren im Zeitraum von Freitagmittag bis Samstagfrüh zahlreiche
Streifenteams im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums
Neubrandenburg unterwegs. So konnte in der Hansestadt Stralsund ein
größeres Treffen der Tuningszene mit in der Spitze bis zu 200
Fahrzeugen auf dem Parkplatz des Stralsunder Stre-laparks
festgestellt werden. Aus Sicht der Polizei lief das Treffen der
Fan-Szene friedlich ab. Gleichwohl legten die eingesetzten
Polizeikräfte ein Augenmerk auf mögliche Verkehrsver-stöße. Im Zuge
von stationären und mobilen Kontrollstellen innerhalb des
Stadtgebietes stell-ten die Beamten mehrere Verkehrsverstöße fest. So
war bei acht Fahrzeugen aufgrund ent-sprechender An- und Umbauten die
Betriebserlaubnis erloschen. In einem Fall wurde ein Strafverfahren
im Zusammenhang mit der Abgabenordnung eingeleitet. Hier lag der
Verdacht vor, dass die Abgasanlage des Fahrzeugs nicht den
Vorschriften entsprach. Zwei Fahrzeuge wurden aufgrund baulicher
Mängel sichergestellt. Darüber hinaus waren zwei Verkehrsteil-nehmer
zu schnell unterwegs. Gegen alle betroffenen Fahrzeugführer bzw.
-halter wurden entsprechende Ordnungswidrigkeiten (10) eingeleitet
und Mängelberichte (8) gefertigt.
Im Rahmen von Verkehrsüberwachungsmaßnahmen im Bereich der
Hauptzufahrten von Neubrandenburg stellten die eingesetzten
Polizeibeamten insgesamt 44 Temposünder fest. Dreizehn
Verkehrsteilnehmer werden aufgrund ihrer überhöhten Geschwindigkeit
mit einem Bußgeld rechnen müssen. Sieben Fahrzeugführern wurde die
Weiterfahrt untersagt, zudem war bei insgesamt elf Fahrzeugen die
Betriebserlaubnis erloschen. Die Beamten stellten dar-über hinaus 16
Mängelberichte aus und leiteten zwei Strafverfahren wegen des
Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz (Auffinden eines
Schlagrings) sowie Pflichtversiche-rungsgesetz ein. Die Polizei
konstatiert am Ende ihres Einsatzes jedoch auch, dass sich die
allermeisten Autofahrer am Karfreitag regelkonform verhielten.
Im Auftrag
Stefanie Peter
Polizeipräsidium Neubrandenburg
Dezernat 1/ Einsatzleitstelle
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