Bundespolizeidirektion München: Mangels Perspektiven von den Eltern weggeschickt / Syrische Migranten berichten von mehrmonatiger Flucht aus zerstörter Heimat
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Die Bundespolizei hat am Mittwoch (28. Juni) bei Grenzkontrollen an der Inntalautobahn (A93) einen mutmaßlichen marokkanischen Schleuser gefasst. Der Mann wurde nach seiner Festnahme auf richterliche Anordnung hin in eine Haftanstalt eingeliefert. Die von ihm offenkundig geschleusten Migranten, ein 19-jähriger Syrer und sein Cousin im Alter von 15 Jahren berichten von ihrer zerstörten Heimat, einer monatelangen Flucht und bezahlten Schleusern.
Auf Höhe Kiefersfelden unterzogen die Bundespolizisten die drei Insassen eines Kleinwagens mit italienischem Kennzeichen einer grenzpolizeilichen Kontrolle. Am Steuer saß ein 52 Jahre alter Marokkaner, der sich mit einer italienischen Aufenthaltserlaubnis auswies. Den Ausführungen zufolge sollte die Fahrt nach München gehen. Seine beiden Begleiter gaben pauschal an, dass sie sich künftig in Deutschland aufhalten wollten. Für dieses Vorhaben verfügten sie aber nicht über die erforderlichen Papiere.
Eltern sehen keine Perspektiven
Der junge Mann und sein minderjähriger Cousin wurden in Gewahrsam genommen und von ihrem Fahrer getrennt zur Bundespolizei-Dienststelle nach Rosenheim gebracht. Dort erklärten sie, inzwischen schon seit rund drei Monaten unterwegs zu sein. Ursprünglich stammen sie aus dem syrischen Distrikt Darʿā im Südwesten des Landes. Dort sei alles kaputt und es gebe nur noch Ruinen. In Syrien herrsche nach wie vor Krieg und nun hätte er auch noch zum Militär gemusst, so der 19-Jährige. Da die Eltern keine Perspektiven mehr für ihre Kinder gesehen hätten, borgten sie sich Geld, um die Schleuser bezahlen zu können. Die erste der Schleusungsetappen führte von Syrien in den Libanon. Von dort aus brachte sie ein Flugzeug nach Ägypten. Die nächste Zwischenstation sei in Libyen gewesen. Dort mussten sie warten, bis ein Boot für die Überquerung des Mittelmeers bereitgestellt wurde. Die lebensgefährliche Überfahrt endete auf Lampedusa, von wo aus sie mit einem Schiff ans italienische Festland gefahren wurden. Dort irrten sie mit Bussen und Zügen tagelang umher, bis sie schließlich in Turin mit ihrem marokkanischen Fahrer zusammentreffen konnten. Dieser habe ihnen für seine "Dienste" ihr letztes Geld abgenommen. Noch vor Fahrtantritt verlangte er 1.400 Euro.
Ermittler gehen von organisierter Aktion aus
Die Rosenheimer Bundespolizei geht von einer organisierten Schleusungsaktion aus. Dabei müsse erfahrungsgemäß von einem Schleuserlohn von insgesamt mehreren Tausend Euro pro Person ausgegangen werden, so die Ermittler. Der festgenommene Marokkaner, der in der Region Piemont gemeldet ist, hatte vorerst kein Interesse, sich den Beamten gegenüber zum Tatvorwurf des Einschleusens von Ausländern näher zu äußern. Den Wagen, den er für die Beförderung der beiden Syrer benutzte, hatte er sich ersten Erkenntnissen zufolge erst kurz zuvor bei einer Verwandten geliehen. Die Bundespolizisten führten ihn beim Rosenheimer Amtsgericht vor. Der zuständige Ermittlungsrichter ordnete dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprechend die Untersuchungshaft des Mannes an. Er wurde Mittwochnachmittag in die Justizvollzugsanstalt Traunstein eingeliefert.
Der 19-jährige Syrer stellte einen Asylantrag. Demzufolge wurde er an eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge in München weitergeleitet. Seinen minderjährigen Cousin vertraute die Bundespolizei in Rosenheim der Obhut des Jugendamtes an.
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