(Konstanz / Göppingen) Jährliche Pressemitteilung des Kompetenzzentrums Bootskriminalität

2 weitere Medieninhalte +++ Gleichbleibende Diebstahlszahlen bei Sportbooten / Anstieg bei Außenbordmotoren / Kompetenzzentrum Bootskriminalität identifiziert gestohlene Außenbordmotoren bei FRONTEX-Auslandseinsätzen in Rumänien und Albanien / Europaweit Sachwerte in Höhe von 1,3 Millionen Euro sichergestellt +++ Das Kompetenzzentrum Bootskriminalität (KBK) bei der Wasserschutzpolizeistation Konstanz, welches dem Polizeipräsidium Einsatz angegliedert ist, nahm vor 22 Jahren seine Arbeit auf und koordiniert in Deutschland die Fahndungsmaßnahmen nach gestohlenen Sportbooten, Außenbordmotoren sowie Sportboottrailern. Die Arbeit der vier Fahnder ist europaweit ausgerichtet und insbesondere mit der Europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX sowie dem Europäischen Kriminalpolizeiamt EUROPOL eng verknüpft. Im Auftrag von FRONTEX reisten zwei der Spezialfahnder im vergangenen Jahr zum wiederholten Male nach Rumänien, um dort insbesondere gestohlene Außenbordmotoren aufzuspüren. Neben der Fahndung nach Diebesgut werden vor Ort auch Schulungsmaßnahmen durchgeführt, um den ausländischen Kolleginnen und Kollegen ein entsprechendes Basiswissen zu vermitteln. Rumänien gilt nach wie vor als eines der Hauptzielländer für gestohlene Außenbordmotoren. Bei gleichgelagerten Aktionen in Albanien und Lettland waren die Fahnder mit ihren örtlichen Kolleginnen und Kollegen ebenfalls erfolgreich. Derartige Einsätze des KBK im Ausland werden vom Landeskriminalamt in Stuttgart koordiniert, das in Deutschland für die Umsetzung der von der EU-Kommission beschlossenen Sicherheitsinitiative "EMPACT" (European Multidisciplinary Platform Against Criminal Threats) zuständig ist. Hauptzielrichtung ist hierbei die effektive Bekämpfung der schweren und organisierten, aber auch grenzüberschreitenden Kriminalität im Bereich Eigentumskriminalität. Bei den Einsätzen im Ausland konnten durch das KBK vor Ort insgesamt 16 Außenbordmotoren im Wert von über 100.000 EUR identifiziert und sichergestellt werden, die zuvor in verschiedenen europäischen Ländern entwendet wurden. In über 100 weiteren Fällen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet, die weiterhin durch das KBK begleitet werden. In Deutschland stiegen die Diebstähle bei den Außenbordmotoren im vergangenen Jahr um ca. 10 Prozent an. Insgesamt gesehen bewegen sich die Zahlen im Vergleich zu den Werten vergangener Jahre jedoch auf einem geringen Niveau. Auch in anderen europäischen Ländern sind ähnliche Tendenzen zu erkennen, was die Fahnder auf einen erhöhten Kontrolldruck seitens der Netzwerkpartner des KBK, die gute und enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und die Zerschlagung von mehreren Bandenstrukturen in den Nachbarländern zurückführen. Insgesamt wurden 2022 in Deutschland 140 Sportboote (2021: 144) und 593 Außenbordmotoren (2021: 540) entwendet. Die Gesamtschadenshöhe liegt bei ca. 5,1 Millionen Euro (2021: 4,9 Millionen Euro). Am meisten Boote wurden in Brandenburg (27 Boote), Berlin (20 Boote) und Nordrhein-Westfalen (14 Boote) gestohlen. In Baden-Württemberg waren es neun Sportboote (2021: 12). Bei den gestohlenen Außenbordmotoren liegt Brandenburg seit vielen Jahren an erster Stelle, in diesem Jahr mit einem hohen Wert von 213 Motoren (2021: 102), gefolgt von Berlin mit 73 (2021: 50) und Schleswig-Holstein mit 58 Motoren (2021: 43). Baden-Württemberg liegt im Vergleich der Bundesländer im Mittelfeld mit 32 entwendeten Außenbordmotoren (2021: 49). Schwerpunkt war dabei erstmals nicht der Bodensee, sondern der Rhein in den Bereichen Offenburg und Karlsruhe mit 20 Diebstählen. Trotz der insgesamt betrachtet positiven Entwicklung sehen die Fahnder keinen Grund zur Entwarnung. Die Nachfrage nach gestohlenen Außenbordmotoren und Booten in Osteuropa bleibt unverändert hoch, gleichwohl bis zum jetzigen Zeitpunkt nur ein leichter Anstieg der Diebstahlszahlen zu verzeichnen ist und sich die Diebstähle am Bodensee derzeit auf einem Rekordtief bewegen. Dies ist insbesondere auf Festnahmen und Inhaftierungen in den vergangenen beiden Jahren in enger Kooperation mit dem LKA Vorarlberg, der Zentralstelle für Bootskriminalität in der Schweiz und den flexibel operierenden Fahndungsdiensten in Deutschland zurückzuführen. Nach Einschätzung der Konstanzer Spezialisten dürfte sich dies jedoch nur temporär auswirken. Zu vermuten ist, dass sich die Banden neu aufstellen. Die Polizei bittet die Bevölkerung deshalb um erhöhte Wachsamkeit in den Häfen, insbesondere aber im Bereich von Trockenliegeplätzen. Auch im öffentlichen Verkehrsraum und sichtbar auf Privatgrundstücken abgestellte Wasserfahrzeuge mit Außenbordmotoren sind potentielle Beuteobjekte. Die Tätergruppen arbeiten nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern kundschaften die Örtlichkeit vor der Tat regelmäßig aus. Verständigen Sie deshalb sofort die Polizei, wenn Sie feststellen, dass sich unberechtigte Personen in diesen Bereichen aufhalten und beispielsweise Fotos machen. Hinweise über mitgeführte Fahrzeuge und Personenbeschreibungen sind für die Fahnder hilfreich. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger schrecken Kriminelle ab und die Meldung verdächtiger Wahrnehmungen ermöglicht es der Polizei, gezielt und schnell tätig zu werden. 2022 war das Anfrageaufkommen beim KBK mit etwa 2.500 Anfragen eher rückläufig, was sich auch auf die Sicherstellungswerte auswirkte. Dennoch gelang es in Zusammenarbeit mit Polizeidienststellen in Deutschland und zehn weiteren europäischen Ländern insgesamt neun Sportboote, drei Jetskis (Wassermotorräder), 43 Außenbordmotoren und vier Bootstrailer im Gesamtwert von ca. 1,3 Millionen Euro sicherzustellen. Mehr als die Hälfte der Außenbordmotoren wurde dank der guten Zusammenarbeit mit der dortigen Grenzpolizei in Rumänien sichergestellt. Damit summieren sich die Vermögenswerte, an deren Sicherstellung die Fahndungseinheit in den 22 Jahren ihres Bestehens maßgeblich beteiligt war, auf über 46 Millionen Euro. Hinzu kommen sogenannte "Beifänge", wie Kraftfahrzeuge, Motorräder, E-Bikes, Fahrräder etc., im Gesamtwert von über 1,9 Millionen Euro - davon alleine 350.000 Euro im vergangenen Jahr. Bei der Beteiligung an vermögensabschöpfenden Maßnahmen stehen mittlerweile 5,2 Millionen Euro auf Seiten der Fahnder. Der Staat kann hierbei Vermögenswerte sichern, die von Kriminellen durch die Begehung von Straftaten erzielt wurden. Im Rahmen einer Fahndungsaktion stellte der Zoll Bremerhaven beispielsweise zwei hochwertige Personenkraftwagen sicher, die in Kanada gestohlen und in einem Container nach Deutschland verschifft wurden. Kurz vor Weihnachten 2022 konnte das KBK an der litauischen Ostseeküste mit dem dortigen Netzwerkpartner ein in der Schweiz unterschlagenes Sportboot im Wert von 150.000 Euro identifizieren und so der sachbearbeitenden Kriminalpolizeidienststelle entscheidend zuarbeiten. Zusammen mit bayerischen Schleierfahndern konnten außerdem Anfang März 2023 zwei in Vorarlberg gestohlene Außenbordmotoren bei einem Beschuldigten kurz vor der Ausreise in die Tschechische Republik sichergestellt werden. Die Geschädigten hatten den Diebstahl zu diesem Zeitpunkt noch nicht bemerkt. Erfolgsgarant für die Konstanzer Fahnder ist ein über viele Jahre gewachsenes Netzwerk, über das sich Fahndungsmaßnahmen schnell und direkt an die "Nahtstellen" im europäischen Raum verbreiten lassen. Dadurch werden gezielte und professionelle Kontrollen in Echtzeit ermöglicht. Die Beamten beraten mittlerweile europaweit Polizeidienststellen unter Vermittlung von EUROPOL, unterstützen diese mit ihrem Fachwissen und werden teilweise direkt im Ausland in die Ermittlungen eingebunden. Seit einigen Jahren sind sie darüber hinaus vermehrt in Ermittlungen in Zusammenhang mit Menschenschmuggel involviert. Bei Bootsschleusungen über den Ärmelkanal und über das Mittelmeer arbeitet das KBK auf Anforderung direkt dem Bundeskriminalamt und FRONTEX zu und berät auch hier in Detailfragen zu den verwendeten Schlauchbooten und deren Motorisierung. Präventionstipps: Ausdrücklich warnen die Fahnder vor "faulen" Verkaufsangeboten im Internet, insbesondere im Zusammenhang mit Außenbordmotoren. Gestohlene Motoren sind häufig mit professionell gefälschten Seriennummern versehen. Aber auch gestohlene Sportboote werden im Netz mit auf den ersten Blick plausiblen Historien angeboten. Vorsicht ist immer geboten, wenn Dokumente fehlen und die Vorgeschichte unklar ist. Um die Bürgerinnen und Bürger davor zu schützen, Diebesgut zu erwerben, bieten die Ermittler des KBK an, das Wunschobjekt vor dem Kauf überprüfen zu lassen. Dieses Angebot gilt auch ausdrücklich für Bürger aus der Schweiz und Österreich. Anfragen können telefonisch (+49 7531 5902-300) an das Kompetenzzentrum Bootskriminalität gerichtet werden. Unter folgendem Link der Polizei Baden-Württemberg steht außerdem ein Flyer mit der Darstellung von Hinweisen und Risiken beim Kauf eines gebrauchten Sportbootes zur Verfügung: https://praevention.polizei-bw.de/wp-content/uploads/sites/20/2016/10/faltblatt_bootskauf.pdf Die Polizei weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass nach deutschem Recht an gestohlenen Gegenständen kein Eigentum erworben werden kann, selbst wenn der Gegenstand bei einem Händler gekauft wurde! So musste dies vor kurzem ein deutscher Käufer erfahren, der für 50.000 Euro ein in Schweden gestohlenes Sportboot erworben hatte. In einer gemeinsamen Aktion des KBK, schwedischen Fahndern, der Wasserschutzpolizei Stralsund und der örtlichen Kriminalpolizei wurde das Boot beschlagnahmt, um es dem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Gleiches widerfuhr einem deutschen Händler, der einen in den Niederlanden gestohlenen Motor gekauft hatte und diesen erst nach dem Kauf überprüfen lassen wollte. Aber auch Betrüger sind mit einer seit Jahren funktionierenden Masche immer wieder erfolgreich: Sie ködern Interessenten durch extrem günstige Preisangebote. Angeblich befindet sich das Kaufobjekt im Ausland, soll jedoch nach einer Vorauszahlung zur Besichtigung vor die Haustüre des Interessenten geliefert werden. Es wird versprochen, dass bei Nichtgefallen ohne Risiko und unter Rückerstattung der Transportkosten vom Kaufvertrag zurückgetreten werden kann. Geht der Kaufinteressent auf die Forderung ein, ist er sein Geld los - das für ihn vermeintlich gute Geschäft findet jedoch nie statt. Die Transportmasche funktioniert aber auch in die andere Richtung: Ein Kaufinteressent meldet sich bei einem seriösen Anbieter und macht die Vorauszahlung für den Transport zur Bedingung für den Abschluss des Geschäfts. Die Kreativität der Betrüger ist schier unerschöpflich. Sie verweisen auf scheinbar existierende oder seriöse Spediteure und Bootshändler aus dem Ausland, bei denen das Boot angeblich zu besichtigen ist. Sie verwenden gescannte, eventuell verfälschte Pässe und Bootsurkunden. Falsche oder betrügerisch erlangte echte Kontodaten verstärken das Gefühl, dass der Verkauf stattfinden wird und das Gegenüber seriös ist. Manchmal geht es den Betrügern auch nur darum, an Daten zu gelangen, um diese missbräuchlich zu verwenden. Wichtige Hinweise der Polizei: - Gehen Sie mit persönlichen Daten bei Internetangeboten äußerst sparsam um. - Übermitteln Sie nie gescannte persönliche Dokumente wie Reisepass, Bootsurkunden usw. Ihre Dokumente könnten durch die Betrüger verwendet werden, um andere zu täuschen. - Übermitteln Sie niemals Ihre Bankdaten. - Fragen Sie das KBK, wenn Sie beim Boots-/Motorenkauf oder -verkauf unsicher sind. Häufig sind die von den Betrügern verwendeten Kontaktdaten bereits bekannt. - Werden Sie selbst zum Fahnder und nutzen Sie unsere Plakataktion mit den Abbildungen gesuchter Boote. Sie finden das Plakat auf der Internetseite der Polizei Baden-Württemberg:https://praevention.polizei-bw.de/wp-content/uploads/sites/20/2016/10/plakat_gestohlene_boote.pdf Tipps zur Vorbeugung finden Sie auch im Internet unter: www.polizei-beratung.de Rückfragen bitte an: Polizeipräsidium Einsatz Telefon: (07161) 616-1222 E-Mail: goeppingen.ppeinsatz@polizei.bwl.de