Darmstadt: Trickbetrug keine Chance geben – Polizei Südhessen schult „Sicherheitsberaterinnen und -berater für Senioren“ für die Wissenschaftsstadt Darmstadt und den Landkreis Darmstadt-Dieburg
Während ältere Menschen aufgrund ihres grundsätzlich achtsameren Verhaltens seltener Opfer von Gewaltdelikten werden, geraten sie in bestimmten Lebensbereichen immer wieder ins Visier Krimineller, die vor allem versuchen, die Menschen zu täuschen, um so an eventuelle Vermögenswerte zu gelangen.
Begünstigt durch die Corona-Krise und der daraus resultierenden Isolation besonders älterer Menschen, haben Betrügerinnen und Betrüger ihr System in den vergangenen Jahren immer weiter optimieren können, sodass es für den Laien zunehmend schwieriger wird, einem Betrugsversuch rechtzeitig einzuordnen und sich so vor dem Übergriff zu schützen.
Obwohl immer mehr Menschen betroffen sind, ist, häufig aus falschem Schamgefühl, die Überwindung groß, sich Hilfe zu holen.
"Viele Menschen melden sich sehr spät oder überhaupt nicht bei der Polizei. Wir können nur an die Betroffenen appellieren, sich im Verdachtsfall umgehend an uns zu wenden. Aber das kostet häufig Überwindung. Wir haben daher ein Konzept erarbeitet, mit dessen Hilfe wir versuchen, Ältere sowohl auf mögliche Täuschungen vorzubereiten als ihnen auch die Scheu zu nehmen, sich Hilfe zu holen, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt oder sie bereits Opfer einer Betrugshandlung geworden sind", erklärt die zuständige Polizeihauptkommissarin Christel Shelton die Entstehung der Projektidee.
Denn besonders Menschen, die sich ihr gesamtes Leben an Recht und Ordnung gehalten haben, fällt es schwer, beispielsweise die Anweisung einer vermeintlichen Polizeibeamtin oder eines vermeintlichen Polizeibeamten zu hinterfragen und nicht umgehend Folge zu leisten.
Der Polizeivizepräsident des Polizeipräsidiums Südhessen, Rudi Heimann, betonte die Bedeutung der Initiative: "Unsere Gesellschaft wird stetig älter und nicht immer sind in dieser Situation schützende Familienstrukturen vorhanden. Die Ausbildung von Sicherheitsberatern ist ein wichtiger Schritt, um unsere älteren Mitmenschen zu unterstützen. Sicherheitsberater fördern durch den direkten Kontakt mit unseren Senioren deren Sensibilisierung und stärken damit auch das Vertrauen zu der Polizei."
Als die Projektidee der ehrenamtlichen Sicherheitsberaterinnen und -berater für Senioren von Seiten der Polizei vorgestellt wurde, war den Sozialdezernentinnen der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Barbara Akdeniz, und des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Christel Sprößler, klar, dass sie das Vorhaben unbedingt unterstützen werden.
"Auch wir nehmen wahr, dass Betrugsdelikte bei uns deutlich zugenommen haben", bemerkt Christel Sprößler. "Es sind perfide Täuschungen, die auf die Sorgen und Nöte der Menschen zielen und immer weiterentwickelt werden. Wir können die Bürgerinnen und Bürger nicht im Einzelnen davor schützen, unterstützen aber jede Maßnahme, die auf Aufklärung zielt und sie nicht allein lässt."
Der Schutz und das Gefühl von Sicherheit in der gewohnten Umgebung zu erhalten ist für die Sozialdezernentinnen ein grundliegendes Bedürfnis, um auch alleinstehenden Älteren, einen möglichst langen Verbleib in ihrem vertrauten Wohnumfeld zu ermöglichen. Wird das Sicherheitsgefühl in der Wohnung oder am Wohnort verletzt, ändert sich für die meisten Menschen alles.
"Kriminal- und Gewaltprävention ist nicht alleine Aufgabe der Bundes- und Landesbehörden, sie ist wichtige Aufgabenstellung der Kommune und auch der Zivilgesellschaft. Es handelt sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, denn Straftaten finden in der Regel dort statt, wo wir uns bewegen und leben. Objektive Sicherheitslage, aber auch subjektives Sicherheitsgefühl sind eine Frage der Lebensqualität in der Kommune. Wir wollen, dass die Menschen zufrieden und informiert bei uns leben. Aus diesem Grund unterstützen wir das Projekt der ehrenamtlichen Sicherheitsberaterinnen und -berater als wichtige Ergänzung unseres bestehenden Präventionsangebots in Darmstadt.", unterstreicht Bürgermeisterin Barbara Akdeniz.
Für die Schulung am 18.10.2023 in Darmstadt wurden gezielt Leute ausgesucht, die bereits gut vernetzt sind und sich im Ehrenamt aktiv einbringen möchten. Im Wesentlichen geht es bei der Schulung darum Täuschungsversuche zu erkennen, auf diese sicher und konsequent zu reagieren sowie die notwendigen Schritte einzuleiten, sofern trotz aller Kenntnis ein Betrug zum Erfolg geführt haben sollte.
Ihre Intention ist dabei aber nicht, das reine Lernen zum Selbstschutz, sie möchten mit ihrem neu erlernten Wissen, ihr persönliches Umfeld beraten.
Die Schutzleute vor Ort und die Präventionsberater des Polizeipräsidiums Südhessen werden in Abstimmung mit den Kommunen alles tun, um die zukünftigen Sicherheitsberaterinnen und -berater für Senioren bei ihrer Aufgabe bestmöglich zu begleiten.
Bei ihrer ganztägigen Schulung werden die Engagierten durch die BAFF-Frauen-Kooperation versorgt. Ein Teil der Kosten wird als Anerkennung für das Engagement von der Stadt und dem Landkreis getragen, während die andere Hälfte von den Ehrenamtlern und den Polizeibeamten selbst getragen wird.
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