231126 – 2130 Frankfurt: Erhebliche Ausschreitungen vor der Partie Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart – SOKO 2511 nimmt Arbeit auf
Nach erheblichen Ausschreitungen mit einer Vielzahl verletzter Personen im Vorfeld der Spielbegegnung zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart am 25.11.2023, nahm die SOKO 2511 am heutigen Tag ihre Arbeit auf.
Die Sonderkommission ist damit beauftragt, den Sachverhalt rund um die schweren Übergriffe hinter der Nordwestkurve aufzuklären. Sie ermittelt unter anderem wegen schwerem Landfriedensbruch und tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Noch in der Nacht sicherten die Beamten das vorhandene Beweis- und Videomaterial und erhoben die Personalien von verletzen Personen.
Am heutigen Tag wurden die Spuren an den beiden beschädigten Rettungsfahrzeugen gesichert, die ersten fünf Zeugen vernommen sowie erste Sichtungen und Auswertungen des umfangreich vorliegenden Videomaterials durchgeführt.
Aufgrund einer Vielzahl an Einsatzlagen an diesem Tag (POL-F: 231125 - 2125 Frankfurt - Innenstadt: Versammlungslagen im Stadtgebiet - Polizeiliche Bilanz), war die Polizei Frankfurt mit einem Großaufgebot, unterstützt durch eine Vielzahl hessischer Kräfte sowie durch Einsatzkräften aus Rheinland-Pfalz, im Stadtgebiet und am Stadion präsent. Zudem handelte es sich bei der Spielbegegnung um ein Risikospiel, das aufgrund der polizeilichen Bewertung ebenfalls durch einen erhöhten Personalansatz begleitet wurde.
Zum Zeitpunkt des Ursprungs der Auseinandersetzung befanden sich weder uniformierte noch zivile Polizeibeamte im Fanblock 40 oder im dahinter gelegenen Umlauf. Diese wurden erst in Höhe des Block 40 entsendet, nachdem Mitteilungen zu körperlichen Auseinandersetzungen und vermummten Personen in diesem Bereich eingingen. Zum gleichen Zeitpunkt konnte auch im Stadion festgestellt werden, dass es zu Abwanderungen aus den Blöcken der Nordwestkurve in den rückwärtigen Bereich kam.
Die ersten Ermittlungsergebnisse bestätigen den bereits gestern dargestellten Verlauf der Geschehnisse. Demnach griffen Anhänger von Eintracht Frankfurt einen zivil gekleideten Mitarbeiter des Veranstalters durch Schläge ins Gesicht im Block 40 körperlich an. Dieser war unter anderem zur Qualitätskontrolle des Ordnungsdienstes eingesetzt und hielt zuvor eine Person fest, die sich ohne ein Ticket vorzuzeigen Zugang zum Block verschafft hatte.
Der zunächst durch die Polizei Frankfurt über den Kurznachrichtendienst X veröffentlichte Hinweis, es handele sich bei den Beteiligten der Auseinandersetzung vor Block 40 um rivalisierende Fangruppen, basierte in der dynamischen Einsatzsituation auf einer falschen Bewertung des Geschehens und wird hiermit revidiert.
Nachdem die ersten Polizeikräfte hinter Block 40 eintrafen, wurden sie unmittelbar angegriffen. Nach einer ersten Analyse der Videosequenzen des Geschehens beteiligten sich im weiteren Verlauf mindestens 300 bis 400 Personen der Frankfurter Risikofanszene - vielfach vermummt - an den Angriffen im Umlauf hinter der Nordwestkurve.
Die Angreifer attackierten die zahlenmäßig deutlich unterlegenen Einsatzkräfte dabei massiv mit Schlägen, Tritten und gezielten Würfen, unter anderem mit Flaschen, Fahnen- und Eisenstangen bis hin zu schweren Eisengittern. Die Angriffe dauerten ca. 30 Minuten an.
Darüber hinaus entnahmen sie, wie über Videoaufnahmen belegt, auch mehrere Feuerlöscher, die in den Zugängen zu den Fanblöcken angebracht waren und entleerten diese in Richtung der Polizei. Der dadurch erzeugte starke Nebel drang zum Teil in den Innenbereich des Stadions ein und führte dort nicht nur zu einer Beeinträchtigung der Sicht, sondern gefährdete auch die Gesundheit der unbeteiligten Stadionbesucher.
Die Polizei setzte zur Abwehr der erheblichen Angriffe vielfach einfache körperliche Gewalt, Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Eine Beruhigung der Lage konnte jedoch erst durch das Hinzuziehen weiterer Einsatzkräfte, Diensthunde, der Reiterstaffel und letztendlich durch einen sukzessiven Rückzug von Block 40 bis Block 33, hinter die im Stadion verbaute Sektorentrennung und Schließung der Tore, erzielt werden.
Neun Personen wurden wegen verschiedener Straftatbestände unter anderem Landfriedensbruch, schwerem Landfriedensbruch, Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung und tätlichem Angriff festgenommen. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden alle Personen noch am Abend des Einsatzes aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen.
Die Anzahl der verletzten Personen stieg an. Mit heutigem Ermittlungsstand wurden 59 verletzte Angehörige des Ordnungsdienstes und 57 verletzte Polizeibeamte polizeilich erfasst. Gesicherte Informationen zu verletzten Angreifern liegen aktuell nicht vor.
Die Verletzungsbilder der Polizeiangehörigen reichen von Hämatomen, Stauchungen, Prellungen, Augen- und Atemwegsreizungen, bis hin zu einem Sehnenabriss und mindestens einer Fraktur. Die Erhebung der Befunde dauert weiterhin an. Die Anzahl der Polizeibeamte die im Krankenhaus versorgt werden mussten erhöhte sich im Laufe der Nacht auf insgesamt acht.
Bislang liegen keine polizeilichen Erkenntnisse über verletzte unbeteiligte Stadionbesucher - insbesondere auch nicht zu Kindern - vor. Diese werden daher dringend gebeten, sich bei der Polizei zu melden.
Zeugen, die Video- oder Fotoaufnahmen der Angriffe gefertigt haben, werden weiterhin gebeten, diese unter https://he.hinweisportal.de/Fussball hochzuladen oder sich ebenfalls bei der Polizei (069 - 755 51299) zu melden.
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Frankfurt am Main
Pressestelle
Adickesallee 70
60322 Frankfurt am Main
Direkte Erreichbarkeit von Mo. - Fr.: 07:30 Uhr bis 17:00 Uhr
Telefon: 069 / 755-82110 (CvD)
Fax: 069 / 755-82009
E-Mail: pressestelle.ppffm@polizei.hessen.de