Unfallstatistik 2023 für das Polizeipräsidium Stuttgart
Das Wichtigste in Kürze
Die Anzahl der Verkehrsunfälle in Stuttgart ist im Jahr 2023 um annähernd 4,5 Prozent wiederholt gestiegen, die Polizei Stuttgart registrierte insgesamt 22.437 Verkehrsunfälle. Damit wird die Prognose aus den Vorjahren, dass sich die positive Unfallentwicklung aus den Pandemiejahren nicht auf gleichem Niveau einpendeln wird, bedauerlicherweise bestätigt.
Zahl der Verletzten im Straßenverkehr gestiegen
Im Jahr 2023 sind insgesamt 2.157 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt worden, was einer Zunahme von 7 Prozent entspricht. Die Zahl der Schwerverletzten stieg um rund 18 Prozent von 171 auf 202. Die Zahl der Leichtverletzten ist um rund 5 Prozent, von 1.850 auf 1.948 gestiegen. Bedauerlicherweise ist auch die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten angestiegen - von zwei auf sieben Personen.
Unter den tödlich Verunglückten befanden sich drei Radfahrende, zwei zu Fuß Gehende, ein Motorradfahrer und der Nutzer eines E-Skateboards. In fünf Fällen setzten die tödlich Verunglückten die Ursache selbst. Dabei liefen drei Unfälle ohne weitere Unfallbeteiligte ab. Bei einer Fußgängerin und bei einem Radfahrenden wurden die Unfälle von anderen Verkehrsteilnehmenden verursacht.
Nach der Pandemie nähern sich die Unfallzahlen und die Zahl der Verunglückten stetig dem traurigen Allzeithoch aus dem Jahr 2018 (26.395), an Stelle dass eine deutliche Reduktion der Unfallfolgen im Sinne der sog. VISION ZERO (Reduzierung der Anzahl der Unfalltoten und Schwerverletzten auf null) festzustellen wäre.
Hauptunfallursachen
Im urbanen Raum Stuttgart bilden weiterhin die Missachtung der Vorfahrt und Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren, mit einem Anteil von 19 Prozent die Hauptunfallursachen. Danach folgen Unfälle wegen Abstand, Alkoholbeeinflussung, Fehler bei der Fahrbahnbenutzung und Geschwindigkeit, sowie beim Fahrstreifenwechsel. Im innerstädtischen komplexen Verkehr sind die Ursachen regelmäßig dem Faktor "Mensch" zuzuschreiben. Die Polizei Stuttgart wird die Verkehrssicherheit weiterhin mit hoher Priorität überwachen.
Alkoholbedingt kam es zu 215 Unfällen, was einer Abnahme von rund 16 Prozent entspricht. Die Zahl der Unfälle, bei denen eine Drogenbeeinflussung festgestellt wurde, stieg von 44 auf 54.
Polizeiliche Kontrollaktivitäten und Prävention
Sowohl die immer noch hohe Anzahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss und die zunehmende Anzahl der Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss, als auch die Kontrollergebnisse intensiver polizeilicher Verkehrskontrollen unterstreichen deren unabweisbare Notwendigkeit. Auch in diesem Jahr werden wir wieder intensive Verkehrskontrollen durchführen, um Alkohol- und Drogenkonsum am Steuer vorzubeugen.
Den 215 Unfällen unter Alkoholbeeinflussung standen 1.682 von der Polizei festgestellte Trunkenheitsfahrten ohne Unfall gegenüber. Dies sind 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Zu den 54 Unfällen unter Drogeneinfluss kamen noch 764 Fahrten unter entsprechendem Einfluss hinzu, was einer Zunahme von 5 Prozent entspricht.
Knapp ein Drittel, also 740 aller folgenlosen Trunkenheits- und Drogenfahrten, entfallen auf die Nutzenden von Elektrokleinstfahrzeugen.
1.159 Rotlichtverstöße von Kraftfahrzeugführenden und Radfahrenden ergänzen das Ergebnis der polizeilichen Verkehrsüberwachungsmaßnahmen.
Mangelnde Normentreue sowie Aufmerksamkeitsdefizite durch Ablenkung, auch durch die Routine, sind bei den Unfallursachen mit zu berücksichtigen. Aus diesem Grund ist die polizeiliche Verkehrsüberwachung ein wesentlicher Baustein der Verkehrssicherheitsarbeit.
Dieser Aufgabe stellt sich das Polizeipräsidium Stuttgart auch im Jahr 2024.
"Wir leisten intensive Präventionsarbeit in allen Altersgruppen und tragen so einen großen Beitrag zur Verkehrssicherheit bei," so Hermann Volkert, Leiter des Referats Prävention. "Wir führen zum Beispiel weiterhin Präventionsveranstaltungen an Berufsschulen durch, um junge Fahrer auf die möglichen Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen. Auch werden wir verstärkt über den Cannabiskonsum und dessen Auswirkungen auf das Fahrverhalten aufklären," so Volkert weiter.
Michael Saur, Leiter der Stuttgarter Verkehrspolizeiinspektion: "Es ist wichtig, dass alle Verkehrsteilnehmenden die Verkehrsregeln einhalten, aufmerksam fahren und sich der potenziellen Gefahren bewusst sind. Schwere Unfallfolgen können schlagartig das Leben der verunfallten Person und in der Folge auch das der Angehörigen auf Dauer dramatisch verändern. Das mussten wir bereits auch dieses Jahr schon wieder leidlich erfahren."
Er appelliert an die Verkehrsteilnehmenden: "Durch vorausschauendes und umsichtiges Verhalten können Unfälle vermieden werden. Bleiben Sie aufmerksam, lassen Sie sich nicht ablenken und leisten Sie Ihren Beitrag zur Verkehrssicherheit zum Wohle aller!"
Unfallzahlen bei Fahrrädern gestiegen, bei Pedelecs gesunken
Das Fahrrad als umweltfreundliches Mittel der Fortbewegung rückt weiter in den Fokus. Bei den Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Radfahrenden ist ein geringer Anstieg von 412 auf 444 feststellbar. Bei Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Pedelecs sank die Anzahl von 208 auf 202 leicht. Über die Jahre unverändert ist der Umstand, dass der Radverkehr in seiner Gesamtheit annähernd die Hälfte der Unfälle (inklusive der Alleinunfälle) selbst verursacht. Die Hauptunfallursachen bei Rad- und Pedelec-Fahrenden sind neben der Vorfahrtsmissachtung die nicht angepasste Geschwindigkeit. Auch Alkohol- und Drogenbeeinflussung, sowie Fehler bei der Fahrbahnbenutzung zählen hierbei zu den häufigsten Ursachen.
In den übrigen Fällen trägt meist das Fehlverhalten oder die Unachtsamkeit der anderen Verkehrsteilnehmenden zum Unfallgeschehen bei. So sind die Ursachen "Missachten der Vorfahrt" und "Fehler beim Abbiegen" bei anderen beteiligten Fahrzeugnutzenden führend, gefolgt von "Fehlern beim Einfahren in den fließenden Verkehr", "Fehlern beim Wenden und Rückwärtsfahren" und "Fehlern beim Ein- und Aussteigen (Dooring-Unfälle)".
Es sind aber nicht nur die anderen Fahrzeuglenkenden, welche zu einem Unfallgeschehen beigetragen haben. Auch zu Fuß Gehende haben mit "Fehlern beim Überschreiten der Fahrbahn" mit knapp 9 Prozent einen nicht unbeachtlichen Verursachungsanteil auf sich zu verbuchen.
Leichte Verletzungen erlitt der überwiegende Anteil von 303 (Plus 2 Prozent) unfallbeteiligten Radfahrenden und 157 (Plus 5 Prozent) unfallbeteiligten Pedelecfahrenden. 60 (Plus 71 Prozent) Radfahrende und 20 (Minus 13 Prozent) Pedelecfahrende trugen schwere Verletzungen davon.
Dabei ist der Grad der Unfallfolge durch polizeiliche Maßnahmen in der Regel nicht direkt beeinflussbar, während die Zweiradfahrenden schwere Folgen oftmals durch geeignete Schutzausstattung verhindern können.
Zwei Radfahrende und ein Pedelecfahrender erlagen ihren schweren unfallbedingten Verletzungen. Ein unter Alkoholeinfluss stehender Radfahrender und ein alleinbeteiligter Pedelecfahrender setzten die Ursache selbst, während der zweite Radfahrende durch die verbotswidrige Nutzung des Gehweges mit zum Unfallhergang beigetragen hatte.
Die Helmtragequote liegt bei verunfallten Radfahrenden bei 42 Prozent (Minus 12 Prozent) und bei verunfallten Pedelecfahrenden bei 51 Prozent (Minus 4 Prozent). Verbunden mit einem moderaten Anstieg der Unfallzahlen beim Radverkehr, aber dem Wissen, dass 40 Prozent der Schwerverletzten dem Radverkehr zuzuschreiben sind, wird die Polizei bei Kontrollen und im Rahmen von Präventionsveranstaltungen stetig auf die Schutzwirkung eines Fahrradhelmes hinweisen.
Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen gestiegen
E-Scooter gehören zwischenzeitlich zum Stadtbild, verstärkt im Innenstadtbereich, aber auch zunehmend in den äußeren Stadtbezirken. Die Anzahl der Unfälle ist um etwa 12 Prozent auf 136 gestiegen. Während bei den Verkehrsunfällen mit Sachschaden ein Rückgang von 6 Unfällen (Minus 19 Prozent) verzeichnet werden konnte, ist bei den Verkehrsunfällen mit Personenschaden (111) eine deutliche Zunahme von 22 Prozent festzustellen. Auch die Zahl der leichtverletzten Elektrokleinfahrzeugen-Nutzenden nahm von 65 auf 86 zu, während sich die Zahl der Schwerverletzten, um rund 41 Prozent, auf 10 verringerte.
Bei den Unfällen mit Personenschaden erlitten 86 Nutzende der Elektrokleinstfahrzeuge selbst leichte Verletzungen (plus 32 Prozent) und 10 Nutzende schwere Verletzungen (minus 41 Prozent). Eine Person erlag ihren sturzbedingten schweren Verletzungen, nachdem sie mit einem nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen E-Skateboard alleinbeteiligt im öffentlichen Verkehrsraum verunfallte.
Auffällig ist der hohe Anteil der Unfallverursachung, welche im zurückliegenden Jahr in 79 Prozent (plus 5 Prozent) der Unfälle den Nutzenden von Elektrokleinstfahrzeugen zugerechnet werden muss. Die Anzahl der darin enthaltenen Alleinunfälle bleibt mit 41 Unfällen (plus 3 Prozent) nahezu auf unverändertem Niveau. Die Hauptunfallursachen werden bei den E-Scooter-Nutzenden von "Fehlern bei der Fahrbahnbenutzung" und "mangelnde Verkehrstüchtigkeit (Alkohol- bzw. Drogenbeeinflussung)" mit insgesamt 33 Prozent dominiert. Danach folgen die Ursachen "nicht angepasste Geschwindigkeit", "Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr", "Nichtbeachten der Vorfahrt" und "Fehler beim Abbiegen".
Werden die Unfälle von anderen Verkehrsteilnehmenden verursacht, so sind die Ursachen "Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr" und "Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren" führend, gefolgt von "Nichtbeachten der Vorfahrt". Ebenso wie beim Radverkehr werden auch "Dooring"-Unfälle als Ursache benannt.
Unfälle unter Beteiligung von Stadtbahnen nehmen ab
Die Unfälle unter der Beteiligung einer Stadtbahn sind um rund 23 Prozent auf 76 Unfälle gesunken. Davon waren 38 Unfälle mit Sachschaden und 38 mit Personenschaden. Die Zahl der Schwerverletzten hat sich von zwölf auf elf verringert. Bei Stadtbahnunfällen mit Leichtverletzten sank die Zahl leicht von 45 auf 42.
Dabei kam es am häufigsten zu Unfällen, wenn entweder Rotlicht missachtet wurde oder Fahrzeuge verbotswidrig über den Gleisbereich wendeten oder abbogen.
Überwachungsmaßnahmen an Stellen im öffentlichen Verkehrsraum, die für ein unzulässiges Wenden/Abbiegen oder gefährliches Verhalten von Fußgängern an Z-Überwegen augenfällig sind, bilden weiterhin einen Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrsüberwachung. Beanstandete Fahrzeugführende wurden bei neun Kontrollaktionen im Rahmen verkehrserzieherischer Gespräche mit den Gefahren und den möglichen Folgen ihres Fehlverhaltens konfrontiert.
Präventionshinweise
Bei Fragen rund um das Thema Verkehr halten die Verkehrssicherheitsaktion "Gib Acht im Verkehr" sowie das Referat Prävention beim Polizeipräsidium Stuttgart Informationen für Sie bereit. Hier gibt es insbesondere auch Informationen rund um das Thema E-Scooter, Pedelecs und Fahrradhelm: - E-Scooter: https://www.gib-acht-im-verkehr.de/ride-it-right/ - Pedelecs: https://www.gib-acht-im-verkehr.de/verkehrssicherheit/fahrrad-und-trends/e-bike-und-pedelec/ - Fahrradhelm: https://www.gib-acht-im-verkehr.de/verkehrssicherheit/fahrrad-und-trends/sicherheit-rund-ums-fahrrad/radhelm/
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